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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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aufsetzte und versuchte, kein Geräusch zu verursachen, lauschte sie um sich herum, doch außer dem entfernten Schnüffeln des Wildschweins konnte sie nichts wahrnehmen. Nach einer Weile gelangte sie wieder an die Pforte in der Burgmauer. Ein Blick hinauf zum Wachturm sagte ihr, dass die Soldaten sich vermutlich im Wachhaus ausruhten oder würfelten.
     
    Als Bella von Katzenburg über den Hof eilte, zog sich die Gestalt hinter eine der Hütten zurück. Der Mann hatte gespürt, dass er bemerkt worden war, allerdings nicht die Zeit gehabt, zu seinem Quartier zurückzukehren. Jetzt verharrte er im Schatten und hoffte, dass die Grafentochter möglichst bald ins Schloss zurückkehrte, damit er sich ebenfalls wieder in sein Quartier begeben konnte.
    Doch die junge Frau war gewarnt. Immer wieder blickte sie sich suchend um, blieb zwischendurch stehen und lauschte. Offenbar spürte sie seine Anwesenheit.
    Dann tat sie allerdings etwas, was er nicht erwartet hätte. Anstatt durch die Tür zu eilen, umrundete sie das Schloss und verschwand schließlich aus seinem Blickfeld. Er wusste, dass es besser war, sein ursprüngliches Vorhaben in die Tat umzusetzen, aber die Neugierde überkam ihn derart stark, dass er sich der Grafentochter in angemessenem Abstand anschloss.
    In der Dunkelheit der Schatten folgte er ihr, bis er an einem Teil der Schlossmauer angekommen war, den die Wachposten schlecht einsehen konnten. Selbst vom Boden aus war das Seil, das dort baumelte und dem die Grafentochter nun zustrebte, kaum zu erkennen. Erstaunt schnappte der Beobachter nach Luft, als er beobachtete, wie Bella an dem Seil hinaufkletterte. Nie hatte er so etwas bei einem Weib gesehen, und selbst so mancher Bursche konnte es nicht. Die Grafentochter flößte dem Mann Respekt ein.
    Schließlich war sie oben angekommen und erstaunte ihn erneut, denn sie schien keinerlei Furcht vor der Höhe zu haben. Kurz noch sah der Beobachter, wie ihre Gestalt im Fenster verschwand, dann zog er sich zurück.
    Was mache ich nun mit meinem Wissen?, fragte er sich. Soll ich dem Grafen Bescheid geben, dass seine Tochter nachts aus dem Fenster klettert? Oder soll ich mich an das Mädchen wenden? Sicher besaß sie Dinge von Wert, mit denen er sich ein neues Leben fern jeder Plackerei einrichten könnte.
    Wie sagte der Kellermeister immer: Ein Wein wird mit jedem Jahr kostbarer. So konnte es sich auch mit Dingen verhalten, die man erfahren hatte. Also zog er sich zurück und nahm sich vor, sein Wissen erst preiszugeben, wenn er spürte, dass es sich auch lohnte.

19. K APITEL
     
    Am nächsten Morgen waren Bellas Gliedmaßen schwer wie Blei. So hatte sie sich nicht einmal nach jener Nacht gefühlt, als sie und Martin sich geliebt hatten. Die Angst, entdeckt zu werden, hatte sie zu solch großer Eile beim Klettern angetrieben, dass sie sich wohl ein paar Muskeln gezerrt hatte.
    Außerdem meldete sich der Kratzer an ihrer Hand zurück. Seufzend betrachtete sie ihn im Morgenlicht und dachte wieder an ihr Vorhaben, Katrina wegen der Salbe aufzusuchen.
    Allerdings erschienen wenig später auch schon die Mägde, diesmal ohne Oda. An ihre Stelle war Senna getreten, die sonst Hulda in der Küche zur Hand ging.
    Die Mädchen knicksten vor Bella, und Lies eröffnete ihr: »Gnädiges Fräulein, Euer Vater wünscht, dass Ihr heute zusammen mit ihm das Frühstück einnehmt. Er hat Euch eine Mitteilung zu machen.«
    Was das wohl sein wird?, dachte Bella niedergeschlagen, während sie sich wieder an den Reiter erinnerte, der in der Nacht auf den Hof geprescht war. Sie hatte den Hufschlag kurz vor dem Einschlafen vernommen und nicht mehr die Kraft gehabt, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Das tat sie nun. Was Vater wohl von mir will? Hat er vielleicht schon einen neuen Bräutigam für mich ausfindig gemacht?, überlegte Bella. Furcht überkam sie, doch sie drängte das ungute Gefühl beiseite.
    Nachdem sie sich aus dem Bett gequält und zur Waschschüssel begeben hatte, schmerzte jede einzelne Faser ihres Körpers. Das kalte Wasser machte es nicht besser.
    Gegenüber den Mägden wollte sie sich allerdings nichts anmerken lassen, daher biss sie die Zähne zusammen und ließ zu, dass die Mädchen ihr das Haar bürsteten und ihr die Gewänder anlegten.
    »Wo ist Oda?«, fragte Bella schließlich. »Sie hat mir doch sonst immer das Haar gebürstet.«
    Im Silberspiegel, in dem sie sich betrachtete, verfolgte sie, dass sich die Mädchen seltsame Blicke zuwarfen.
    Hatte die Geschichte

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