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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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verschwinden«, hörte sie Martin flüstern, dann deutete er auf ein Gebüsch.
    Es war recht dicht und vielleicht der beste Ort, um sich vor dem Suchenden zu verstecken.
    Ohne lange zu überlegen hasteten sie auf die Büsche zu und tauchten darunter ab. Ein Schmerz zuckte dabei durch Bellas Hand, und als sie hinunterblickte, entdeckte sie einen blutenden Kratzer auf dem Handrücken. Offenbar waren sie zwischen die wilden Rosen geraten.
    Doch das kümmerte sie in diesem Augenblick nicht. Wichtiger war es, herauszufinden, ob es wirklich einen Störenfried gab, der sie beobachtet hatte.
    Eine Weile hockten sie schweigsam nebeneinander, und Bellas Körper fühlte sich an wie eine gespannte Uhrenfeder. Ihr Herz raste, und ihre Gliedmaßen begannen nach einer Weile kraftlos zu zittern. Sie versuchte, dagegen anzugehen und gleichzeitig den Weinberg im Blick zu behalten. Vor lauter Angst drohte ein Schluchzen in ihrer Kehle aufzusteigen, doch sie schluckte es tapfer hinunter. »Vielleicht sollten wir uns noch ein Stück weiter zurückziehen«, flüsterte sie Martin beinahe unhörbar ins Ohr.
    »Das halte ich nicht für klug«, entgegnete er, und da er mittlerweile Bellas Zittern spürte, legte er beschützend einen Arm um ihre Schultern. »Wenn wir jetzt loslaufen, werden sie uns sofort entdecken. Bleiben wir lieber hier und warten noch eine Weile.«
    Bella nickte, doch innerlich fühlte sie sich, als würde sie jeden Augenblick bersten. Die Gedanken an Oda kehrten mit der raunenden Stille ringsherum zurück, und damit auch ihre eigene Not. Doch sie hielt es nicht für angebracht, Martin jetzt davon zu berichten.
    Plötzlich brach vor ihnen etwas zwischen den Rebstöcken hervor. Bella zuckte zusammen und presste schnell eine Hand vor den Mund. Auch Martin war im ersten Moment erschrocken, aber dann erkannte er den Störenfried. Es war ein Wildschwein. Schnüffelnd ließ es seine große, runde Nase über den Boden wandern und wackelte dabei mit den Ohren.
    Vor Erleichterung stieß Bella ein leises Lachen aus. »Was sucht denn der Meister Schwarzkittel hier?«
    »Wahrscheinlich wollte er nachsehen, ob für ihn noch ein paar Weinbeeren übrig sind«, entgegnete Martin aufatmend. »Die Schweine bei uns zu Hause sind jedenfalls ganz versessen danach.«
    Im nächsten Augenblick hätte er sich ohrfeigen mögen. Warum konnte er seine Klappe nicht halten?
    »Ihr habt eure Schweine mit Weinbeeren gefüttert?«, fragte Bella verwundert und blickte ihn fragend an.
    »Hin und wieder, wenn ich welche mitgebracht habe«, entgegnete Martin rasch, in der Hoffnung, dass sie nicht weiter nachfragte. Um ein Haar hätte er sich verraten!
    War es denn noch so wichtig, dass sie nicht wusste, dass er Bärenwinkels Sohn war?, überlegte er. Würde sie ihn wirklich zurückweisen, wenn sie es erführe?
    Er wollte schon dazu ansetzen, ihr die Wahrheit zu sagen, da verschwand das Wildschwein wieder, und Bella wandte sich ihm zu.
    »Ich werde mich jetzt besser zurückbegeben. Diesmal war es nur ein Wildschwein, beim nächsten Mal ist es vielleicht Heinrich Oldenlohe. Und dann sieht es schlecht für dich aus.«
    »Heißt das, ich soll nicht mehr zu dir kommen?«
    »Natürlich nicht. Aber wir müssen noch vorsichtiger sein. Vielleicht war das ein schlechtes Omen.«
    Martin winkte ab. »Da gebe ich nichts drauf. Unglück passiert auch ohne Vorzeichen. Wir sollten uns von dem Schwarzkittel nicht ins Bockshorn jagen lassen.« Damit zog er sie an sich und küsste sie.
    Bella streichelte ihm über die Wangen, und als sie die Hand wieder zurückzog, bemerkte Martin die Wunde.
    »Du hast dich verletzt.«
    »Halb so schlimm«, entgegnete Bella, denn sie spürte den Schmerz kaum. »Ich werde mir morgen von Katrina eine Salbe holen. Dann verschwindet sie sicher gleich.«
    Martin küsste ihre Hand und dann noch einmal ihre Lippen. »Gib auf dich acht beim Zurückgehen. Für den Fall, dass jemand herumschleicht, ruf mich ruhig, ich werde noch eine Weile auf dich warten.«
    Bella nickte und kroch dann aus dem Gebüsch. »Pass auf dich auf und geh kein Risiko ein, um dich mit mir zu treffen.«
    Martin setzte ein verschmitztes Lächeln auf. »Du weißt, dass ich für dich jedes Risiko eingehen würde.«
    Bella hätte am liebsten gesagt, dass er das nicht tun sollte, aber sie wusste, dass er sich nicht davon abbringen lassen würde. Sie warf ihm einen letzten sehnsüchtigen Blick zu und verschwand zwischen dem Weinlaub.
    Während sie ihre Füße so vorsichtig wie möglich

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