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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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den Verfolgern noch entziehen können?, durchzuckte es Bella, und sie war versucht, ihren Schritt zu bereuen. Aber nur beinahe. Letztlich wusste sie, dass sie sich, wenn sie noch einmal vor der Wahl stünde, genau so entscheiden würde.
    Wären die Hunde nicht, so stünden ihre Chancen besser, doch so konnten sie keinen Weg einschlagen, ohne dass die Tiere sie witterten.
    Endlich tauchte das trübe Flussband zwischen den Bäumen auf, und auch die Anlegestelle der Fähre war bereits zu erahnen. Allerdings waren die Flüchtenden beinahe am Ende ihrer Kräfte. Bellas Beine zitterten, und die Angst schwächte sie zusätzlich. Auch in den Augen ihres Begleiters brannte nun die Verzweiflung.
    Ein Gedanke hatte ihn plötzlich überkommen, eine bange Frage, deren Antwort darüber bestimmen würde, ob ihre Flucht gelang oder scheiterte.
    Das Hundegebell ertönte nun direkt über ihnen. Die Tiere wirkten aufgeregt, offenbar waren sie sich ihrer Fährte sicher.
    Während der brackige Geruch des Flusses in ihre Lungen strömte und ihre Füße beinahe in dem Uferschlamm versanken, rannten Martin und Bella in Richtung Anlegestelle.
    Bitte, lieber Gott, mach, dass es da ist, flehte Martin stumm. Mach, dass wir von hier wegkommen, irgendwo hin, wo uns kein Arm erreichen kann.
    Wenige Augenblicke später mussten sie jedoch zu ihrem Entsetzen feststellen, dass Gott ihnen nicht gewogen war. Die Anlegestelle war leer. Nur das Tau, mit dem das Floß festgemacht wurde, lag im Wasser und bewegte sich in der Strömung.
    Als wäre die Erkenntnis nicht schockierend genug, brachen plötzlich die ersten Reiter hinter ihnen aus dem Wald. Die Hufe der Pferde versanken ebenfalls im Schlamm, was die kräftigen Tiere jedoch nicht aufhielt. Die Hundemeute, die sich deutlich schneller bewegen konnte, hetzte neben ihnen durchs Unterholz, und ein Knacken auf der gegenüberliegenden Seite signalisierte, dass dort ebenfalls jeden Augenblick Reiter auftauchen würden.
    »Nein«, schrie Bella, während sich ihr Herz zu überschlagen drohte. »Nein, das darf nicht sein. Ich werde diesen Roland von Hohenstein nicht heiraten, und ich werde auch nicht zurückkehren.«
    Innerhalb eines Atemzugs fällte sie eine Entscheidung. Wenn sie schon nicht mit dem Floß fliehen konnten, dann würden sie es eben auf andere Weise tun.
    Mit überraschender Schnelligkeit wirbelte sie herum und lief auf den Fluss zu. Ihr Kopf war mit einem Mal komplett leer, und obwohl die Furcht ihr Herz rasen und ihre Schläfen schmerzen ließ, gab es für sie keinen Augenblick des Zögerns.
    »Bella, nicht!«, hörte sie den Mann hinter sich rufen, doch da tauchte sie bereits in das Wasser ein.
     
    Der Anblick der Grafentochter, die in den Fluten der Lahn unterzugehen drohte, ließ Heinrich Oldenlohe für einen Moment das Herz stocken. Sogleich kam er aber wieder zu sich, sprang aus dem Sattel und rannte zum Flussufer, wobei er sich im Laufen das Wams und den Schwertgurt vom Leib riss.
    Was hat sich das Mädchen dabei nur gedacht?, schoss es ihm durch den Sinn. War das Bellas Idee oder die des Burschen?
    Seine Männer hatten den Begleiter der Grafentochter bereits gestellt und schlugen auf ihn ein.
    »Lasst noch etwas von ihm übrig!«, rief der Waffenmeister ihnen im Vorbeilaufen zu, dann sprang er in den Fluss. Die Strömung war an dieser Stelle nicht sonderlich stark, aber für jemanden, der nicht schwimmen konnte, konnte selbst das stillste Wasser zum Verhängnis werden.
    Mit kräftigen Zügen näherte sich Heinrich Oldenlohe der Ertrinkenden, die mittlerweile verzweifelt mit den Armen um sich schlug. Schon einmal hatte der Bote jemanden aus dem Wasser retten müssen, doch das war lange her, und er wusste nicht, ob es ihm ein zweites Mal gelingen würde.
    Er nahm all seine Kraft und seinen Mut zusammen, immerhin ging es hier um die Tochter seines Herrn. Auch wenn der Graf nicht das beste Verhältnis zu ihr hatte, würde er ihren Tod ganz sicher beweinen. Außerdem wäre die Familie Katzenburg dann endgültig dem Untergang geweiht.
    »Nehmt meine Hand!«, rief er dem Mädchen zu, als er in Reichweite war.
    Bella reagierte jedoch nicht. Was das bedeutete, wusste Heinrich Oldenlohe, und er wusste sofort, was zu tun war. Er schwamm neben sie, um sie unter den Armen zu packen und mit sich zu ziehen.
    Als er schon glaubte, sie fassen zu können, wurde sie jedoch von einer Welle weggespült und versank schließlich in den Fluten. Der Waffenmeister schrie panisch auf, dann tauchte er ab und

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