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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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versuchte, sich im Wasser zu orientieren. Obwohl Bella nicht weit von ihm entfernt untergegangen war, konnte er sie im ersten Moment nicht erkennen. Er schwamm ein paar Züge stromabwärts und sah plötzlich etwas Weißes aufleuchten. Die Ärmel ihres Kleides!
    Bella schien das Bewusstsein verloren zu haben, denn sie sank recht schnell. Oldenlohe tauchte ihr hinterher, und nach einer Weile bekam er sie bei der Hand zu fassen. Ihr Gewicht zerrte ihn zunächst mit in die Tiefe, und der Bote erkannte sogleich, dass es an ihrem schweren Wollmantel lag.
    Obwohl ihm allmählich die Luft ausging, tastete er nach seinem Dolch und durchtrennte die Kordel, die den Mantel um Bellas Schultern zusammenhielt.
    Der Mantel löste sich und versank in den Fluten. Von dieser Last befreit, schaffte es Oldenlohe, Bella mit nach oben zu ziehen. Es verlangte ihm alles ab, aber schließlich bekam er ihren Kopf über die Wasseroberfläche.
    Am ganzen Körper zitternd schwamm er mit der bewusstlosen Grafentochter zum Ufer. Der Gedanke, dass Bella bereits ertrunken sein könnte, marterte ihn, doch er wollte ihn nicht zulassen.
    Am Ufer angekommen, hob er sie sogleich auf die Arme und trug sie rasch an einen trockenen Fleck, wo er sie im Gras ablegte. Die Männer in der Nähe ließen von Martin ab und wandten sich ihm zu. Ebenso wie er sahen sie, in welchem Zustand Bella war. Das Gesicht der jungen Frau war leichenblass, ihre Lippen waren leicht bläulich.
    Heinrich Oldenlohe zögerte nicht, drehte sie auf den Bauch und fing an, auf ihren Rücken einzudreschen. Die Männer beobachteten ihn halb staunend, halb besorgt. Einige von ihnen schlugen das Kreuzzeichen, denn sie fürchteten, dass Bellas Seele längst ausgefahren sei. Doch der Waffenmeister bemerkte nichts von alldem. Schließlich setzte er sich rittlings auf den Rücken der jungen Frau und walkte sie kräftig durch.
    »Nun komm schon, mein Kind, spuck das Wasser wieder aus«, flüsterte er leise.
    Als hätte sie die Worte vernommen, schreckte Bella plötzlich hoch und begann erstickt zu husten. Wasser floss ihr aus Mund und Nase, ihr Gesicht lief hochrot an, und schließlich erbrach sie einen großen Wasserschwall.
    »Bella!«, rief der Bote, doch das Mädchen hörte ihn nicht. Sie hustete sich noch immer die Seele aus dem Leib und spuckte Wasser.
    Immerhin ist sie am Leben, dachte Heinrich Oldenlohe erleichtert, während er von ihr herunterstieg und sie vorsichtig zur Seite drehte. Von allem anderen wird sie sich schon wieder erholen.
    Als sie aufgehört hatte zu husten, hob er vorsichtig ihren Oberkörper an. Ihre Lippen waren jetzt wieder rosig, die Wangen hingegen waren noch immer blass. Bella hielt die Augen geschlossen, bewegte aber den Mund, als wollte sie etwas sagen.
    »Martin«, flüsterte sie schließlich. »Wo bist du?«
    Heinrich Oldenlohe blickte sie überrascht an, dann sah er zu den Männern hinüber. Offenbar hatte der Bursche die Grafentochter doch nicht entführt, sie war ihm vielmehr freiwillig gefolgt. Wieder musste er an den Abend denken, als er den Jungen vor dem Zorn Roland von Hohensteins bewahrt hatte. Er zweifelte nicht daran, dass der Fürst versucht hatte, Bella zu schänden. Sein Herr sah das zwar anders, weil er in dem Königsgünstling immer noch den idealen Schwiegersohn sah.
    Er dagegen, der Kurier, der schon vieles im Leben gesehen hatte, wusste nur zu gut, wie rasend ein Mann werden konnte, wenn man ihn davon abhielt, seiner Lust nachzugeben. Auch glaubte er dem Wort der Grafentochter, weil er spürte, dass sie eine reine Seele hatte. Eine Seele wie die seiner Milena.
    Nur welchen Eindruck machte es nun, dass sie mit ihrem Retter verschwunden war? Würde der Graf nicht sofort mutmaßen, dass dieser Martin der Schuldige war?
    Das glaubt er ohnehin längst, bestätigte ihm eine kleine Stimme in seinem Innern. Sonst hätte er dir nicht den Befehl gegeben, den Jungen zu töten.
    »Gnädiges Fräulein, könnt Ihr mich hören?«, fragte er Bella, nachdem er ihr kurz über das Gesicht gestrichen hatte. Ihre Wangen waren noch immer eiskalt, und es wurde Zeit, dass sie auf die Burg kam, bevor sie sich eine Krankheit einhandelte.
    Die junge Frau antwortete nicht. Ihre Lippen bewegten sich zwar noch, aber nur wie im Traum. Offenbar hatte sie erneut das Bewusstsein verloren.
    Da ihr Atem regelmäßig ging und auch ihr Herzschlag vernehmbar war, als der Bote sein Ohr an ihre Brust legte, erhob er sich und winkte einen seiner Gefolgsleute herbei. »Zieh eine

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