Die Rebenprinzessin
gerecht werden konnte, was die Bequemlichkeit anging. Bei dem, was man sich vom Königshof erzählte, war der Fürst gewiss ganz andere Dinge gewöhnt, doch der Wein, den er extra aus dem Keller hatte holen lassen, konnte sich vielleicht mit dem bei Hofe messen. Und auch die mit Silberornamenten verzierten Pokale aus Venezianerglas hinterließen bei dem Fürsten vielleicht einen positiven Eindruck.
»Euer Gnaden, es ehrt mich sehr, dass Ihr Euch in meinem bescheidenen Haus eingefunden habt«, sagte Gernot von Bärenwinkel und schenkte seinem Gast ein.
Eigentlich wäre das die Arbeit eines Bediensteten gewesen, doch er hatte sämtliche Diener fortgeschickt. Für das, was er mit Roland von Hohenstein zu bereden hatte, brauchte er keine Zuhörer. Eigens für die Unterredung hatten sie sich in das Studierzimmer des Grafen begeben, wo der Fürst jetzt auf einem der schweren, mit braunem Leder bezogenen Stühle herumlümmelte.
»Und ich bin froh, dass Ihr mir Einlass gewährt habt. Ich bin sicher, dass unser Gespräch äußerst fruchtbringend sein wird.«
Graf von Bärenwinkel reichte seinem Gast mit einer untertänigen Geste den Pokal. »Wie kann ich Euch zu Diensten sein?«
Roland von Hohenstein nahm das Gefäß mit einem selbstzufriedenen Lächeln entgegen und trank einen Schluck. »Ein hervorragender Tropfen«, sagte er, als er den Pokal wieder absetzte. »Nicht so gut wie der Eures Konkurrenten, aber dennoch äußerst süffig.«
Graf von Bärenwinkel war sich darüber im Klaren, dass der Fürst diese Bemerkung nicht absichtlich gemacht hatte. Er konnte ja nicht wissen, dass es solcher Mittel nicht bedurfte, um den Hass des Gastgebers weiter zu schüren. Er bewahrte also Ruhe, schenkte sich selbst ein und setzte sich ebenfalls an den langen Eichentisch.
Drei Kerzen spendeten Licht und ließen auf den Gesichtern der Gesprächspartner gespenstische Schatten erscheinen. Roland von Hohensteins Antlitz wirkte wie ein Schädel, der den Grafen aus leeren Höhlen anstarrte.
»Es muss ja nicht ewig so bleiben, dass Ihr den zweitbesten Wein in der Gegend macht«, fügte er süffisant lächelnd hinzu, als die Antwort des Grafen ausblieb. »Was würdet Ihr davon halten, Herr über die Katzenburg zu werden?«
Gernot von Bärenwinkel lehnte sich bedächtig zurück, führte seinen Becher an die fleischigen Lippen und nahm erst einmal einen Schluck. Alles in ihm schrie danach, Rudolph von Katzenburg zu vernichten, doch warum sollte dieses Angebot ausgerechnet von dem Mann kommen, der die Tochter seines Widersachers freien wollte? Giacomo hatte ihn bestens unterrichtet – eine Aufgabe, bei der sein Sprössling völlig versagt hatte.
»Natürlich wäre es erstrebenswert, all diese Ländereien zu besitzen, aber ich frage mich, wie sie in meinen Besitz kommen sollen. Einen offenen Angriff auf den Grafen Katzenburg wage ich nicht. Wie Ihr gesehen habt, verfüge ich nicht über genug Männer, um in den Krieg zu ziehen.«
»Das braucht Ihr auch nicht«, entgegnete Roland von Hohenstein und stürzte erneut einen Schluck Wein hinunter. »Wir werden den Grafen auf ganz andere Weise entmachten.«
»Und wie?«, begehrte Bärenwinkel zu wissen.
»Ich habe einen ausgefeilten Plan«, entgegnete der Fürst. »Allerdings müsst Ihr mich erst von Eurer Loyalität überzeugen. Ich kann es mir nicht erlauben, Euch Details preiszugeben, die Ihr verwenden könntet, um mich zu vernichten.«
Graf von Bärenwinkels Hand, mit der er den Weinbecher hielt, zitterte vor Erregung. Wenn der Fürst nur wüsste, dachte er. Es gibt wahrscheinlich niemanden in der gesamten Gegend, der Rudolph von Katzenburg so hasst wie ich. »Und wie soll ich Euch diesen Beweis liefern?«, fragte er. »Wollt Ihr eine Sicherheit?« Noch während er sprach, fiel ihm ein, dass er dem Fürsten Martin als Pfand überlassen könnte.
»Ich will Euer Wort. Und Eure Hilfe. Wenn Ihr mir einen geeigneten Mann für meine Sache stellen könntet, wäre ich bereits vollauf zufrieden.«
»Daran soll es nicht mangeln. In meinen Diensten stehen einige ausgezeichnete Kämpfer. Aber glaubt Ihr wirklich, dass ein einziger Mann genügen wird?«
Roland von Hohenstein lehnte sich mit einem selbstzufriedenen Lächeln zurück. »Und ob das reichen wird! Ihr werdet sehen, wenn dieser Mann seine Pflicht getan hat, wird von Graf von Katzenburgs Reichtum nicht mehr viel übrig sein. Das verspreche ich Euch.«
Schweigen senkte sich über die beiden Männer. Roland von Hohenstein freute sich
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