Die Rebenprinzessin
sichtlich über seinen Plan, während Gernot von Bärenwinkel nachdachte.
»Verzeiht, aber was ist geschehen, dass Ihr den Grafen vernichten wollt?«, fragte er schließlich. »Bis vor kurzem gedachtet Ihr doch noch, seine Erstgeborene zu heiraten.«
Fürst von Hohenstein setzte eine verächtliche Miene auf und winkte ab. »Das Mädchen mag vielleicht hübsch sein, aber innerlich ist sie wie eine Backpflaume. Vollkommen vertrocknet. Die Jahre im Kloster haben aus ihr eher eine Nonne gemacht als eine Frau mit gebärfreudigem Schoß. Um keinen Preis der Welt würde ich mein Werben um sie fortsetzen. Gewiss ist sie so taub wie abgestorbenes Holz.«
Wieder verfiel Gernot von Bärenwinkel in Nachdenklichkeit. Bella von Katzenburg war die Tochter der Frau, die er einst geliebt hatte. Es war kaum vorstellbar, dass sie so war, wie Roland von Hohenstein sie beschrieb. Noch dazu in ihrem achtzehnten Lenz!
Allerdings wäre es denkbar, dass sie ihn abgewiesen hat, schlich es Gernot von Bärenwinkel durch den Kopf. Wenn sie nach ihrer Mutter geraten ist, wird sie keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen den Fürsten gemacht haben. Das hat Gabriela damals bei mir auch nicht getan.
War sein Sohn vielleicht daran schuld? Wenn ja, dann musste er den Jungen wohl eher belohnen als strafen, sonst hätte er diese Gelegenheit wohl kaum erhalten.
»Ich bin gewillt, Euch unter meinen Männern frei wählen zu lassen«, sagte der Graf schließlich. »Oder Ihr bekommt gleich den besten Mann, den ich anzubieten habe.«
»Und der wäre?«
»Ein Italiener namens Giacomo. Er ist mein Bote und zugleich mein Spion. Da mein Sohn nun heimgekehrt ist und auf der Burg bleiben wird, ist es nicht mehr vonnöten, dass er ihn im Auge behält.«
»Gut, schickt ihn mir. Ich werde ihn von meinem Plan unterrichten. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wird alles, was Rudolph von Katzenburg am Herzen liegt, in Schutt und Asche liegen.« Damit hob er seinen Becher und prostete Gernot von Bärenwinkel zu.
Atemlos presste sich Martin an die Wand hinter ihm. Er konnte nicht glauben, was er da gehört hatte, der Fürst von Hohenstein wollte Rudolph von Katzenburg vernichten!
Nicht, dass er nach allen Vorfällen sonderlich viel Sympathie für den Grafen hegte, doch seine Liebe für Bella war unvermindert stark. Der Fürst würde sie gewiss nicht aus seinen Racheplänen aussparen. Vielleicht würde es sie sogar am härtesten treffen. Das durfte er auf keinen Fall zulassen. Eher töte ich dich, Roland von Hohenstein, als dass ich zulasse, dass du noch einmal Hand an Bella legst, sagte er sich. Doch wie sollte er aus der Burg kommen? Wie sollte er Katzenburg warnen? Oder zumindest Bella?
Nachdem Martins Gedanken für einen kurzen Moment umhergeirrt waren, kam ihm eine Idee.
Als er noch ein kleiner Junge war, hatte ihn sein Vater oft mit in den Weinkeller genommen, um ihm die Grundlagen der Weinherstellung einzubläuen. Martin hatte das alles nur wenig interessiert – spannender war es da schon gewesen, von Drachen zu träumen, die durch die Burg schlichen, oder von Feinden, die er in glänzender Rüstung in die Flucht schlagen würde.
Sein Vater hatte sich nur selten etwas aus seinen Träumen gemacht, doch einmal hatte er ihm etwas gezeigt, das den Jungen begeistert und ihn dazu gebracht hatte, die nachfolgenden Lektionen über den Weinbau und das Keltern ohne Murren zu ertragen.
Ein Lächeln schlich sich auf Martins Gesicht, dann rannte er los.
Die Gänge, die Martin durchquerte, waren menschenleer. Die Wächter hatten sich auf dem Hof um ein Feuer versammelt, und bis sein Vater und Hohenstein ihr Gespräch beendet hatten, würde sicher noch eine Weile vergehen. Er hatte also freie Bahn.
Kurz darauf trat Martin auf den Hof und ließ den Blick zu dem Feuer schweifen, das in der Hofmitte brannte. Einige Männer saßen davor, andere standen gefährlich dicht vor den auflodernden Flammenzungen. Die Kälte schnitt ihnen unbarmherzig ins Gesicht und ließ den Atem vor den Mündern gefrieren.
Martin hielt sich rasch einen Zipfel seines Mantels vor den Mund, beobachtete die Männer und sah zwischendurch immer mal wieder zu den erleuchteten Fenstern der Burg hinauf. Die Männer hier draußen konnten nichts von dem Arrest wissen, den der Graf Martin verpasst hatte, dennoch hielt er es für klüger, sich im Schatten zu halten, während er sich der Tür zum Weinkeller näherte.
Die Reden der Männer, die an sein Ohr drangen, handelten fast ausschließlich
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