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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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die Straßen recht unwegig.«
    »Und voller Räuber«, setzte Bella hinzu, ehe der Heiratswerber fortfahren konnte. »Sagt, ist der Herr von Hohenstein furchtlos genug, es mit den schlimmsten Räubern unserer Gegend aufzunehmen?«
    »Gewiss ist er das!«, entgegnete Hans von Uhlenfels. »Er würde das Lumpenpack zum Teufel schicken.«
    »Nehmen wir mal an, dass er bei diesem Gefecht zu Schaden kommt und seine ehelichen Pflichten nicht mehr erfüllen könnte …«
    »Bella!«, mahnte die Stimme ihres Vaters, worauf die junge Frau augenblicklich abbrach.
    »Er wird nicht zu Schaden kommen, gnädiges Fräulein«, warf der Heiratswerber rasch ein, dennoch schien ihn Besorgnis zu überkommen. Auf einmal wurde er ganz weiß um die Nase, und auch sein Appetit schien ihn zu verlassen.
    Bella registrierte es mit einem schwachen Lächeln, und während sie nach ihrem Weinbecher griff, fühlte sie sich, als hätte sie eine Schlacht gewonnen.
    Gewiss war der Fürst von Hohenstein nicht zu Schaden gekommen, und sicher tauchte er bald hier auf, aber der Herr Heiratswerber und vielleicht auch ihr Vater würden heute Nacht nicht mehr ganz so ruhig schlafen können.
     
    Als Mitternacht nahte, strebte Martin der kleinen Pforte zu, die zum Weinberg führte. Sein Blick glitt dabei immer wieder über den Hof und zu den Hundezwingern am Tor.
    Er hatte die Tiere im Vorbeigehen etwas näher betrachten können. Zottige graue Ungeheuer mit riesigen Zähnen waren sie. Hunde, die bei der Jagd sicher auch mit Wölfen zurechtkämen. Der Gedanke, dass sich ihre Fänge in seinen Körper bohren könnten, verschaffte ihm eine Gänsehaut.
    Doch jetzt war vom Zwinger her alles ruhig. Martin wusste, dass Hunde nie fest schliefen, aber offenbar wähnten sie keine Bedrohung in der Nähe. An der Pforte angekommen, stellte er fest, dass sie selbst jetzt nicht verschlossen war. Während er sich bemühte, sie so leise wie möglich zu öffnen, um die Hunde nicht zu wecken, fragte er sich, warum der Burgherr Wachposten vor dem großen Tor aufstellte, wenn man auf diesem Weg jederzeit aus der Burg gelangen konnte.
    Die Antwort erhielt er, als er die Pforte zustieß. Von außen war keine Klinke angebracht. Man konnte also jederzeit hinaus, aber nicht wieder herein. Er stieß einen leisen Fluch aus, denn in dem Augenblick, als ihm einfiel, die Tür mit einem Stein blockieren zu müssen, fiel sie bereits ins Schloss.
    »Ein schöner Spion bist du!«, grummelte er leise vor sich hin. »Sperrst dich selbst aus und hast keine Ahnung, wie du wieder reinkommen sollst, ohne dass die Wachen dir dumme Fragen stellen.« Aber darüber musste er sich später Gedanken machen.
    Er kämpfte sich durch das Weinlaub und erreichte schließlich den Wald, an den das Feld mit den Rebstöcken grenzte. Seine gepeinigte Wange pochte unter der Anstrengung, als wollte sie ihn mahnen, vorsichtig zu sein.
    Nachdem er sich kurz im Mondschein orientiert hatte, bahnte er sich seinen Weg durchs Gebüsch. Die Sorge, wie er zurück in die Burg kommen sollte, biss ihm in den Magen. Vielleicht hat Giacomo ja eine Idee, ging es ihm durch den Sinn. Einem Mann wie ihm musste etwas einfallen! Dann kam ihm in den Sinn, wie peinlich es wäre, ihm das Missgeschick zu beichten. Wie er den Italiener kannte, würde dieser aus dem Spotten nicht mehr herauskommen. Also verwarf er seinen Plan und beschloss, selbst einen Ausweg zu finden.
    Nachdem er das Dickicht durchquert hatte, machte er sich auf die Suche nach dem Treffpunkt. Giacomo hat gut reden, dachte Martin seufzend. Bestellt mich einfach zu einem Baum, als ob ich Zeit gehabt hätte, mir jeden einzelnen davon anzuschauen.
    Von den mächtigen Eichen gab es hier recht viele, doch unter keiner von ihnen stand der Spion. Als Martin schon glaubte, den richtigen Baum gefunden zu haben, entpuppte sich die Gestalt als Reh, das augenblicklich in den Wald flüchtete. Über ihm riefen die Käuzchen, und das Raunen in den Baumkronen klang beinahe wie das vorwurfsvolle Brummen seines Vaters. Martin hatte keine Ahnung, wie spät es war und ob Giacomo überhaupt noch auf ihn wartete.
    Da ertönte hinter ihm ein Rascheln. Martin glaubte erst, dass ein weiteres Reh sich seinen Weg durch die Dunkelheit suchte, doch dann traf ihn etwas von der Seite und riss ihn von den Füßen.
    Für einen Moment konnte er nur denken, dass es ein Räuber war, der ihn da angriff, dann fiel ihm ein, dass er nicht mal eine Waffe hatte, um sich zur Wehr zu setzen. Dann allerdings stieg ihm

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