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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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Bratengeruch vom Wind verweht und der letzte Mensch auf der Burg auf sein Lager gesunken war, legte sich Ruhe auf die Katzenburg.
    Martin konnte in dieser Nacht allerdings keinen Schlaf finden. Sein Körper lechzte nach Erholung, aber in seinem Verstand schien ein Wirbelsturm zu toben. Auf dem Strohsack liegend, starrte er an die Decke. Es gab so vieles, was er Bella in diesem Augenblick hätte gestehen wollen. Doch wie sollte er das tun? Wenn er sie sah, hatten sie immer nur einen kurzen Moment miteinander. Einen Moment, der nicht ausreichte, um ihr alles mitzuteilen.
    Vielleicht sollte ich ihr einen Brief schreiben?, ging es ihm durch den Sinn. Doch dann fiel ihm wieder ein, dass die Zeilen dem Grafen von Katzenburg in die Hände geraten könnten, was den Ärger für Bella noch vergrößern würde.
    Was, wenn ich die Geheimschrift nutze, die Giacomo mir mitgegeben hat? Dann bräuchte ich Bella nur den Schlüssel dafür zukommen zu lassen, und sie könnte alles lesen, was ich ihr zu sagen habe.
    Von einem plötzlichen Impuls getrieben erhob er sich und griff unter seinen Strohsack. Seit er hier war, hatte er die Tasche höchstens ein-oder zweimal angerührt. Nichts von dem, was darin steckte, war ihm bislang nützlich erschienen, aber nun wusste er, wofür er die kleinen Bögen Pergament und die Tinte, die in einem mit Korken verschlossenen Glasbehälter schwappte, benutzen konnte.
    Er zog die Sachen hervor und rückte näher an einen Fleck Mondlicht heran, der durch das Dach fiel. Kurz überlegte er, was er schreiben sollte, dann zog er den Korken aus der Glasphiole und tauchte die Feder hinein.

13. K APITEL
     
    Am nächsten Morgen wurden schon in aller Frühe die Pferde aus dem Stall geholt und für den bevorstehenden Ritt ins Dorf gesattelt.
    Diesmal war eine ganze Menge von dem Festschmaus übrig geblieben, obwohl sämtliche Bewohner der Burg an den Feierlichkeiten teilgenommen hatten. Täubchen, Kapaune und Teile des Schweins am Spieß luden die Mägde zusammen mit Gebackenem, Gemüse und Wein auf einen Wagen, vor dem der Graf mit seinem Geistlichen und einigen Getreuen ritt. Überall, wo sie haltmachten, durften die Menschen nehmen, was sie begehrten, bis nichts mehr übrig war.
    An diesem Morgen hatte Bella nicht einmal was dagegen, das grün-rote Kleid anzuziehen. Geduldig ließ sie sich von den Mägden schnüren, bis der Stoff richtig an ihrem Körper anlag. Ihr Blick ruhte dabei auf dem Bett, wo die Blätterkrone wartete. Die Rose hatte den Tag nicht überstanden, aber die Blätter wirkten noch immer frisch. Bella hatte die Krone geflochten, nachdem sie erneut um die dritte Stunde herum erwacht war. Es war keine einfache Aufgabe gewesen, aber das Flechten hatte sie an ihre Kindheit erinnert, als sie mit ihrer Mutter Kränze aus Wiesenblumen hergestellt hatte. Das Ergebnis war recht ansehnlich geworden, und Bella war wild entschlossen, sie zu tragen – auch wenn sie dafür sicherlich schiefe Blicke von ihrem Vater und Roland von Hohenstein erntete.
    Noch war sie ja nicht sein Weib!
    Der Gedanke, dass sie es allerdings bald sein würde, trübte ihre Freude auf den Ritt ein wenig, doch da es wahrscheinlich das erste und letzte Mal war, dass sie daran teilnehmen durfte, wollte sie die Stunden genießen und nicht weiter grübeln.
    Nachdem die Mägde ihr die Haare frisiert hatten und sie die Blätterkrone aufgesetzt hatte, verließ sie die Kemenate in Richtung Hof. Dabei kreuzte Pater Anselm ihren Weg.
    »Warum so eilig, Pater?«, rief Bella ihm fröhlich zu.
    »Gnädiges Fräulein, Ihr wisst, dass ich das Reiten so schlecht vertrage. Es schlägt mir immer auf die Verdauung.« Damit raffte er seine Soutane und hastete weiter, wahrscheinlich in Richtung Abortgrube.
    Bella konnte sich noch gut an seine Versuche erinnern, mit einem Pferd fertig zu werden. Als Kind hatte sie sich immer darüber amüsiert, und offenbar hatte sich auch acht Jahre später nichts an seiner Angst vor den großen Tieren geändert.
    Auf dem Hof warteten die Stallknechte mit den gesattelten Pferden. Bella erblickte Rufus, den unbändigen Hengst ihres Vaters, den die Jungen kaum halten konnten. Auch nach so vielen Jahren war das Tier noch immer nicht gewillt, jeden als seinen Herrn anzuerkennen.
    Vielleicht wäre es das ideale Reittier für Fürst von Hohenstein, ging es Bella durch den Kopf, und sie schämte sich kein bisschen für diese Boshaftigkeit. Die Vorstellung, den Fürsten im Dreck landen zu sehen, zauberte ein breites Lächeln

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