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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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zu reißen und die Stücke in die vielen Löcher des Kerkers zu tragen.
    Verbittert grübelte Justinien über die stets unheilvollen Folgen seines impulsiven Handelns nach.
    »Ich sollte erst nachdenken und dann handeln, und nicht umgekehrt.«
     
    Doch jedesmal wieder machte ihm sein cholerisches Wesen einen Strich durch die Rechnung. Daraus folgerte er, daß man, um nachdenken zu können, ganz ruhig werden müßte. Doch das verlagerte nur das Problem: Wie sollte man ruhig und gelassen werden, wenn man es nicht war?
    Als er in seinen Gedanken an diesem Punkt angekommen war, fielen die ersten Mücken über ihn her.
    Die Gerichtsverhandlung fand am nächsten Morgen statt. Da sie von der Wache festgenommen worden waren, unterstanden sie der Gerichtsbarkeit des Lehnsherrn und wurden somit Richter Cressayet vorgeführt. Mehrere glaubwürdige Zeugen erkannten Baldo und Vitou zweifelsfrei wieder (bei Justinien waren sie sich nicht so sicher); deshalb hielt der Richter es nicht für erforderlich, eine Untersuchung anzuordnen, und fällte folgendes Urteil: sie sollten »auf die Galeeren Seiner Majestät des Königs verbracht werden und dortselbst für zehn Jahre im Dienste seiner Majestät verbleiben«.
    Lediglich der Spitzbube mit der Nase aus Holz hatte eine Hand aufs Herz gelegt und mit pathetischem Gesichtsausdruck protestiert. Doch seine Beteuerungen hatten nicht die gewünschte Wirkung. Im Gegenteil, sie stießen auf taube Ohren. Der Richter haßte nämlich Diebe und hätte sie alle nur zu gern an den Galgen gebracht, wenn Monsieur Colbert es sich nicht in den Kopf gesetzt hätte, die Flotte neu zu ordnen. Aus diesem Grund hatte er erst kürzlich an alle Richter Frankreichs folgende dringende Anweisung Seiner Majestät gesandt:
    Seine Majestät wünscht die Zahl der Ruderer auf Seinen Galeeren zu erhöhen und die Mannschaften mit allen Mitteln zu verstärken. Sein Anliegen ist, es, daß so viele Verbrecher als möglich verurteilt und selbst Todesstrafen in Galeerenstrafen umgewandelt werden.
    »Ich kann unmöglich ihr Komplize sein, edler Richter, denn wir haben uns geprügelt, als die Wache kam. Ihr könnt den Wachposten fragen, der uns getrennt hat.«
    Durch Justiniens anmaßende Hartnäckigkeit verärgert, befahl ihm Richter Cressayet zu schweigen, verdoppelte seine Strafe und drohte, sie auf das Dreifache zu erhöhen. Vitou grinste hämisch, und Baldo zwinkerte ihm spöttisch zu.
    »Wenn deine Galeere eines Tages sinken sollte, wirst du dank deiner Nase noch auf dem Wasser treiben können.«
    Justinien war wie vor den Kopf geschlagen und unfähig, darauf etwas zu erwidern. Das Herz war ihm schwer, und er war nahe daran, in Tränen auszubrechen. Zu zwanzig Jahren auf der Galeere verurteilt! Das war nun aus seinem Jugendtraum, das Meer zu sehen und es zu befahren, geworden ...
     
    Die Wachen fesselten sie und brachten sie zum Kerkerturm zurück. Beaulouis und seine Söhne warteten schon im Hof auf sie und machten sich an einem Kohlenbecken zu schaffen, in dem ein langes Brandeisen steckte. jeder Verurteilte bekam auf der rechten Schulter die Buchstaben GAL eingebrannt.
    »Zieht euch die Hemden aus«, befahl der Schließer.
    Justinien weigerte sich und schlug wild um sich, bevor er überwältigt und zu Boden geworfen wurde. Bredin und Jacquot setzten sich auf seinen Rücken, damit er sich nicht rühren konnte, als Beaulouis das Eisen auf seine nackte Schulter drückte. Justinien schrie auf.
     
    Baldo und Vitou ergaben sich in ihr Schicksal und bissen
    die Zähne zusammen, als die Haut zischte und es nach verbranntem Fleisch roch. Da die beiden noch bei Kasse waren, kehrten sie in die Zelle für zehn Sols zurück, während Justinien - verzweifelt, ausgehungert und mit verbrannter Schulter - wieder zu seinen Leidensgenossen kam.
    »Wieviel?« wollten sie von ihm wissen.
    » Zwanzig Jahre.
    »Die anderen auch?«
    »Nein, nur ich.«
    »Dann warst du also ihr Anführer! Da hast du uns mit deinem Gejammer ganz schön zum Narren gehalten.«
    Justinien erwiderte nichts. Niedergeschlagen saß er da, bis die Falltür sich öffnete und die Leiter zum Vorschein kam. Einer der Barmherzigen Brüder in brauner Kutte stieg vorsichtig hinab. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß der Gefangene kein Aussätziger war, linderte er die Verbrennungen, die durch das Brandmarken entstanden waren, indem er eine dicke Schicht Bienenharz darüberstrich.
    »Aus Liebe zu unserem Herrn bitte ich Euch, mir etwas zu schreiben zu besorgen, damit

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