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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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Hause und lauschte den tausendundeins Seeabenteuern Martin Coutoulys und seines unzertrennlichen Gefährten Jules Pibrac.
    Eines Tages überraschte Martin ihn dabei, wie er sich auf seine Narbe eine gräuliche Salbe schmierte, die entsetzlich nach Hühnerdreck stank. Der Quacksalber, der ihm die Salbe verkauft hatte, hatte ihm erzählt, daß mit dieser Salbe alles, »egal was«, wieder nachwachsen würde, »genauso wie ein abgebrochener Nagel oder kurze Haare«. Der Hausierer schwor beim Haupte der zwölf Apostel, daß ihm das Geheimnis für die Zusammensetzung von einer alten klugen Eidechse anvertraut worden sei.
    »Die Eidechsen verwenden das gleiche, wenn sie ihren Schwanz verlieren.«
    »Ihr sprecht ihre Sprache?« hatte der kleine Junge verblüfft gefragt.
    »Fließend, du Knirps. Hör nur! «
    Der Mann hatte ein paar Pfeifgeräusche von sich gegeben, die den Jungen an die Töne erinnerte, die Papa Martin machte, wenn er Essensreste zwischen den Zähnen entfernte.
    »Und was heißt das?«
    »Das heißt: Wenn jemand in Roumégoux diese Salbe braucht, dann bist du es.«
    »Wie hast du denn den Mann bezahlt?« fragte ihn sein Adoptivvater.
    Justinien wurde rot und blickte auf seine nackten Füße. Er hatte seine Holzschuhe hergegeben.
    »Oje!« sagte der alte Mann und verzog das Gesicht. » Die waren doch ganz neu! Na, da wirst du aber von Éponine was zu hören bekommen.«
    Und dann hatte Martin eine Idee, die das Leben des jungen verändern sollte. Er wählte ein Stück Lindenholz - eine Sorte, die sich leicht bearbeiten ließ - und schnitzte eine Nase daraus. Nach drei mißglückten Versuchen war er endlich zufrieden.
    Justinien, der vor dem kalten Kamin saß, half Éponine gerade einen Sack Bohnen zu enthülsen, als Martin ihm die Nase aus Holz zeigte. Die Augen des jungen leuchteten, und als er lächelte, wurde dem alten Seemann ganz warm ums Herz.
    »Wie soll sie denn halten?«
    »Ich zeig es dir. Aber probier sie doch erst einmal, vielleicht muß ich noch etwas ändern. Und wisch dir diesen Mist aus dem Gesicht. Diese Salbe stinkt doch bloß wie ein voller Nachttopf.«
     
    Mit sanften Schlägen des Daumens auf die Klinge beseitigte Martin hier eine Unebenheit, glättete da eine Wölbung und vergrößerte ein wenig ein Nasenloch. Anschließend bohrte er in jeden Nasenflügel ein kleines Loch und zog durch das Innere ein Lederband, das er im Nacken des jungen, der ganz hingerissen war, verknotete.
     
    Justinien war zum Brunnen gehüpft und hatte einen Eimer mit Wasser gefüllt, um sich darin zu begutachten, von vorne, im Profil, im Halbprofil ... Oh, natürlich, es war nur eine Holznase, die niemanden täuschen konnte, aber es war so viel besser als dieses fleischfarbene Loch mit den ausgefransten Rändern, das alle Blicke auf sich zog.
    Am nächsten Tag erschien Justinien in der Schule. Nachdem sich die allgemeine Überraschung gelegt hatte, wurde er von der ganzen Klasse, dem Schulmeister eingeschlossen, umringt.
    » Sie ist wirklich gut gemacht.«
    »Ja wirklich! Seht mal, da sind sogar Löcher in den Nasenlöchern ...«
    »Das ist doch ganz normal, wenn sie keine hätte, müßte ich ja durch den Mund atmen.«
    Von jenem denkwürdigen Tag an entwickelte sich Justinien zu einem guten, aufmerksamen und gewissenhaften Schüler, wenn er auch dazu neigte, zu widersprechen.
    Justinien war den Kinderschuhen entwachsen und auf dem Weg, ein junger Mann zu werden, als sein Pate ihn zu seinem Noviziat in das Priesteramt des Ordens schickte. Dazu mußte er nach Racleterre, einem kleinen Marktflecken, der ungefähr zehn Meilen von Roumégoux entfernt war. Am Tag seiner Abreise schenkte Martin ihm sein Messer.
    Justinien war angesichts der Bedeutung, die dieses Geschenk hatte, ganz sprachlos gewesen und hatte nicht gewagt, es zu berühren.
    » Nun nimm es schon, du Dummkopf «, hatte der frühere Seemann beharrt und ihm das Messer in die Hand gedrückt. »So kannst du, wenn irgend etwas mit deiner Nase sein sollte, dir notfalls eine neue machen.«
    »Aber das ist doch Pibracs Messer, das kann ich nicht annehmen.«
    Solange er sich zurückerinnern konnte, sah er Martin mit diesem Messer vor sich, wie er Boote schnitzte, sein Fleisch schnitt, seine Pfeife reinigte.
     
    »Er hätte gewollt, daß du es bekommst ... und ich will es auch, also hier, nimm es.«
    Außer dem Messer gab Martin ihm noch einen Silbertaler im Wert von drei Livres. Nicht so wie sein Pate, der Großwächter, der ihm, gewissermaßen als

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