Die rechte Hand Gottes
begaben sich in den Hof. Die Brüder Lambert spannten Zéphir und Pompon vor den Wagen. Man umarmte sich, man hielt sich umschlungen, die Tränen rollten, und die Nasen liefen.
Diese Trennung war um so grausamer, als sie Hippolytes letzten Hoffnungen ein Ende setzte: Wenn der Staat das Dekret Crémieux zurücknehmen und die Kommissionen in den Départements wieder einsetzen würde, gäbe es keinen Pibrac mehr, der das Amt hätte übernehmen können. Berthe hatte ihm drei Söhne geschenkt, der Älteste, Justinien, war an Tetanus gestorben. Léon hatte allem abgeschworen, indem er Bäcker wurde, und heute wanderte Henri in die Neue Welt aus und nahm die sanfte Adèle und ihre beiden Söhne mit sich.
Nachdem sie ein letztes Mal Griffu gestreichelt hatten, kletterten Antoine und Saturnin in den hinteren Teil des Wagens. Adèle setzte sich neben Henri, der jetzt die Bremsen losdrehte. Der Wagen rumpelte auf das Tor zu, das Casimir geöffnet hatte. Der alte, jetzt siebzigjährige Henkersknecht zog den Hut und winkte dem Wagen lange nach, der einmal den Dolmen umrundete, ehe er im Wald Vergogne verschwand.
Léon verabschiedete sich von seinen Eltern, und die Brüder Lambert folgten bald seinem Beispiel. Hippolyte, Berthe und Casimir standen im Hof und sahen sich finster an: Sie waren allein. In der Ferne hörten sie, wie ein Specht mit der Regelmäßigkeit eines Uhrpendels an einem Baumstamm hackte.
Am nächsten Tag kam Léon zurück, um ihnen die grauenvolle Nachricht zu überbringen.
Margot und Béatrice befanden sich in der Obhut der Schule von Saint Prépuce. Parfait stand mit seinem Vater am Backofen, Princesse, die Katze, streifte im Hof herum, die Magd kaufte ein. Hortense und ihre Mutter, die Witwe Bouzouc, füllten die Regale mit Kuchen, um sich auf den Ansturm gegen elf Uhr vorzubereiten. In diesem Augenblick betrat der Gendarmeriekommandant Calmejane das Geschäft. Beim Anblick seines betroffenen Gesichtsausdrucks, verschluckte Hortense ihr Willkommenslächeln.
»Guten Tag, Mesdames, ist Léon da?«
»Ich werde ihn holen, Kommandant«, sagte Hortense, hinkte zum Hinterzimmer und rief laut: »Léon, komm schjell! «
Mit Schweißperlen auf der Stirn und von der Hitze geröteten Wangen, die Augenbrauen und den Schnauzer mit Mehl bestäubt, eilte Léon von seinem Backofen herbei. Als er den Gendarm sah, lächelte er. Calmejane war einer der wenigen ehrbaren Bürger von Bellerocaille, der freundschaftliche Beziehungen zu den Pibracs unterhielt.
»Freut mich, Sie zu sehen, Kommandant. Was kann ich für Sie tun?«
Ohne Umschweife, aber voller Mitgefühl erzählte er ihm, daß am selben Morgen eine Gruppe von Schnittholzsägern auf Wanderschaft im Wald von Palanges die Leichen von Henri und einem der Kinder entdeckt hatten.
» Und woher wissen die Schnittholzsäger, daß es sich um meinen Bruder handelt?«
»Ich habe die Toten gesehen. Aber um ganz sicher zu gehen, möchte ich, daß Sie sie identifizieren.«
Die Körper lagen unter einer Plane, die man in einer Ecke im Hof der neuen Gendarmerie am Place de la République ausgebreitet hatte. Nur wenige Schritte entfernt standen die Schnittholzsäger neben ihrem Wagen und warteten rauchend. Als sie den Sohn des Henkers Pibrac näherkommen sahen, verstummte ihre Unterhaltung.
Léon bückte sich, hob eine Ecke der Plane an und ließ sie augenblicklich wieder fallen, auf seinem Gesicht lag ein erschütterter Ausdruck.
»Wie ist das möglich, mein Gott? Wo sind Adèle und Saturnin?«
Der Kommandant machte den Schnittholzsägern ein Zeichen, näher zu kommen.
»Habt ihr die Umgebung abgesucht?«
»Wir haben nur in der Hütte, in der sie lagen, nachgesehen, aber nicht rundherum. Wir konnten ja nicht ahnen, daß es noch mehr waren.«
»Keine Spur von dem Wagen? Von den Pferden?«
»Wir haben alles, was wir gefunden haben, hergebracht«, sagte der Mann und deutete auf die Plane. »Außerdem haben wir einen ganzen Morgen Arbeit versäumt.«
»Alles deutet darauf hin, daß Ihr Bruder ein Opfer der Fersenröster des Hauptmanns Thomas geworden ist. Er ist diesen Monat schon mehrmalig gesichtet worden, und zwar immer im Wald von Palanges... Meiner Ansicht nach hat er alles mitgenommen, den Wagen, Adèle und den Kleinen. Ich habe einen Suchtrupp ausgesandt und die Gendarmerie von Laissac verständigen lassen. He, Léon, hören Sie mir zu?«
Léon wandte den Blick von den Leibern ab, die sich unter der Plane abzeichneten.
»Ich dachte an meinen Vater. Sie kennen
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