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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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Kaffee getrunken hatten, räumte Casimir die Tassen in den Spülstein und verließ die Küche. Wenige Minuten später kehrte er zurück, die Arme beladen mit beidseitig gelochten Eichenbrettern, mit Keilen, ebenfalls aus Eichenholz, und mit einem silberbeschlagenen Hammer, den er auf den Tisch legte.
    »He! Que es todo esto?« fragte Zek beunruhigt.
    Trotz seines lebhaften Widerstands rückten die beiden Alten ihre Brillen zurecht und machten sich daran, jeweils zwei Bretter mit Hilfe von Lederschnüren, die durch die Löcher gezogen wurden, an seinen Beinen zu befestigen.
    » So«, sagte Hippolyte, als sie fertig waren. » Ich werde dir jetzt die ordentliche Frage mit dem vierten Keil stellen. Wenn das nicht ausreicht, werden wir die außerordentliche Frage mit dem achten Keil stellen. Du wirst sehen, nach Aussage meines Vorfahren gibt es nichts Wirkungsvolleres, um jemanden ein Geständnis abzuringen, selbst dann, wenn er nichts weiß ... «
    »Lo siento mucho, Senor Pibrac, pero no entiendo nada de lo que dice.«
    »Was sagt er? Ich verstehe nichts von seinem Gestotter.«
    » Ich glaube, er will sagen, daß er nicht weiß, was wir von ihm wollen«, übersetzte Casimir.
    Hippolyte schob den ersten Keil zwischen die beiden ersten Bretter und trieb ihn mit Hammerschlägen tiefer, was die Wirkung hatte, daß das Bein zwischen den Brettern eingeklemmt wurde. Der Zigeuner stieß einen Schmerzensschrei aus. Griffu sprang auf und spitzte die Ohren. Hippolyte schob einen zweiten Keil, dieses Mal einen dickeren, zwischen die Bretter und schlug ihn mit seinem Hammer aus dem XVII. Jahrhundert ein. Zek schrie wieder auf, dann wurde er ohnmächtig. Nach einigen kräftigen Ohrfeigen erlangte er wieder das Bewußtsein. Ein weiterer Keil ließ seine Knochen unter dem Druck zersplittern wie trockenes Holz.
    Er heulte auf. Noch nie hatte er solche Schmerzen empfunden. Der Schmerz durchzuckte seine Schenkel, breitete sich in der Leistenbeuge aus und fuhr in die Eingeweide, die sich umeinander zu drehen schienen wie ein Wäschestück, das man auswringt.
    »Hört auf, por favor, ich sage alles. Alles, alles ... «
    Zek gab jeden Unterschlupf der Bande preis, er zählte die Namen und Spitznamen jedes einzelnen auf, beschrieb ihr Äußeres haarklein und listete sodann die lange Abfolge ihrer Schandtaten auf, bis hin zur letzten, die sie bei der »PierreCreuse« begangen hatten.
    »Warum habt ihr das Kind gefoltert?«
    »Das war Thomas! Das war der Hauptmann! Er wollte wissen, wo das Geld versteckt war. Er sagte, daß die Reisenden immer ein Versteck haben. Er dachte, wenn er den niño verbrennt, würde der cabrón ... eh, ich meine der Vater, reden. Aber er hat nichts gesagt ...«
    Tränen brannten in Hippolytes Augen.
    »Das hat er getan, um Adèle zu schützen«, sagte er zu Casimir, der ebenfalls sehr gerührt war. »Wenn diese Mörder erfahren hätten, daß sie die Börse hatte, hätten sie den Wald so lange durchsucht, bis sie sie gefunden hätten. Da er schwieg, obwohl man Antoine vor seinen Augen folterte, hat er Saturnin gerettet, und er hätte auch Adèle gerettet, wenn sie nicht verletzt gewesen wäre ... «
    »Mein armer Henri, das muß grauenvoll gewesen sein«, murmelte der alte Mann, während er den vierten Keil zwischen die Bretter schob und ihn mit brutalen Schlägen einhämmerte. Unter dem Druck zerbarsten das Wadenbein und das Schienbein des Zigeuners, der einen langen, heiseren Schrei ausstieß, ehe er erneut das Bewußtsein verlor.
    »Unser Vorfahr schreibt, daß er nie einen Knochen gesehen habe, der dem vierten Keil widerstanden habe. Siehst du, er hat wieder einmal recht! «
    »Zerbrechen wir das andere Bein auch?« fragte Casimir, während er Zek in die Wange kniff, um ihn aus seiner Ohnmacht zu erwecken.
    » Nein, wir haben Besseres zu tun. Wenn du dich nicht zu eingerostet fühlst, werden wir die >Mechanische< aufbauen .und ihn in aller Form köpfen. Das ist fast legal, wir greifen nur dem Gerichtsurteil ein wenig vor.«
    Hippolyte trat in den Hof hinaus, um den Himmel und die Wolken zu betrachten.
    »Es wird heute nicht regnen, wir können sie also draußen aufbauen. Na komm, das wird uns an unsere besten Jahre erinnern.«
    Casimir deutete auf den Gefolterten.
    »Sollen wir ihn in der Küche lassen?«
    »Nein, wir nehmen ihn mit. Er soll Zeit genug haben, zu begreifen, was ihn erwartet.«
    Gesagt, getan. Der alte Henker und sein Knecht ergriffen den Zigeuner, der noch immer ohnmächtig war, und trugen ihn vor

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