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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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der macht mir keine angst. Für fünftausend Francs in Gold würde ich sogar unter dem Bett von Luzifer stehlen.«
    Thomas sah ihn mitleidig an.
    »Ich sage euch doch, daß die Pibracs Unglück bringen. Ihr seht es ja selbst. Jetzt müssen wir uns verstecken und verpassen die gute Jahreszeit! «
    Wie das Leben der Bauern, richtete sich auch das der ländlichen Banditen nach den Jahreszeiten, im Frühjahr und im Sommer war ihre Hauptarbeitszeit, dann in der toten Jahreszeit wurden sie ruhiger, und bei Schnee zogen sie sich in ihr Winterquartier zurück.
    »Trotzdem ... all das Gold! «
    Thomas betrachtete Guez einen Augenblick lang, ehe er angewidert den Kopf schüttelte:
    » Du kennst unsere Abmachung. jeder ist frei, die Bande zu verlassen, wenn er es für richtig hält. Ich zwinge niemanden, bei mir zu bleiben. Wenn dir der Sinn danach steht, dann geh, aber rechne nicht auf mich, ich werde mich nie mit einem Pibrac anlegen ... Einstweilen gebietet die Vorsicht, die Zelte abzubrechen. Vielleicht hat man euch in Lissac gesehen und ist euch hierher gefolgt«,  dabei sah er Raflette und Marius an, die, in ihrem beruflichen Ehrgefühl gekränkt, mit den Schultern zuckten.
    Die folgenden Tage waren anstrengend: Thomas fühlte sich nirgendwo in Sicherheit und wechselte jeden Abend den Unterschlupf, was seine Männer aufbrachte. Die meisten von ihnen dachten daran, ihn zu verraten und die Belohnung einzustreichen. Doch sie wußten nicht, wie sie es anstellen sollten: Denn wie sollten sie ihn ausliefern, ohne sich nicht zugleich selbst zu verraten? Keiner von ihnen war so dumm zu glauben, daß die Belohnung ohne Beweise ausgehändigt würde, es war sogar wahrscheinlich, daß man sie erst nach der Festnahme der Bande bekommen würde.
    Zek, der junge Zigeuner, entschloß sich als erster, als er erfuhr, daß Hippolyte Pibrac, um den sein Anführer solches Aufhebens machte, ein alter Mann im Ruhestand war, der allein mit einem noch älteren Diener in einem abgelegenen Herrenhaus wohnte.
    Zek, Mitte Dreißig, voller Ungestüm und Ehrgeiz und sicher, unter einem guten Stern zu stehen, war zu allem bereit, um eines Tages mit Taschen voller Gold und hocherhobenen Hauptes nach Hause zurückzukehren. Das war in der Nähe von Badajoz, dort zog seine Sippe umher. Mit fünftausend Francs in Gold würde er das Ansehen der Ältesten zurückgewinnen und vielleicht eines Tages sogar einen Platz in ihrem Rat einnehmen.
    Der junge Mann, der eines Morgens an der Kreuzung des jüngsten Gerichts auftauchte und sich dem großen Steintor näherte, war also außerordentlich entschlossen.
     
    Casimir trug einen Wassereimer vom Brunnen zum Gemüsegarten, und Hippolyte goß die Pflanzen, als der Glockenzug des Eingangstors erklang. Sie sahen sich an, in ihren Augen leuchtete ein Hoffnungsschimmer: Sie erwarteten niemanden, und die wenigen Freunde, die unangemeldet hätten kommen können, wußten, daß das Tor nie verschlossen war.
    Es kam Zek vor, als müßte er sehr lange warten, dann öffnete sich ein Torflügel einen Spalt breit und der kahle Kopf eines ziemlich gebrechlich wirkenden Siebzigjährigen tauchte auf. Zek lächelte. Die Sache ließ sich gut an.
    »Was willst du?« fragte Casimir kurzangebunden.
    »Ich möchte Señor Pibrac sprachen.«
    Wenn es stimmte, was ihm seine Kumpane auf dem Markt von Séverac berichtet hatten, und der andere Bewohner genauso war, konnte er sogleich, nachdem er die Örtlichkeiten ausgekundschaftet hatte, zum offenen Angriff übergehen. Jetzt mußte er sich nur noch Einlaß verschaffen und sich davon überzeugen, daß sie wirklich allein waren.
    »Was willst du von ihm?«
    Zek lächelte breit und zeigte zwei Goldzähne. Er kannte die Zauberformel. Er suchte in seinen Taschen und zog den Handzettel hervor.
    »Es ist wegen der Belohnung.«
     
    Casimir öffnete den Torflügel weiter, ließ ihn eintreten und schloß ihn dann schnell wieder. Zek zuckte zusammen, als er den zweiten Alten entdeckte, den er von draußen nicht hatte sehen können. Er trug einen Revolver am Gürtel, und was noch schlimmer war, neben ihm lag ein riesiger Wachhund, dessen Maul von Narben gezeichnet war. Obwohl im Gesicht des Alten die Jahre ihre Spuren hinterlassen hatten, waren sein W-förrniger Bart und sein Haupthaar von einem tiefen Schwarz, in dem kein weißes Fädchen schimmerte.
    »Ich bin Hippolyte Pibrac. Ich höre.«
    Zek fiel das Schlucken schwer, und er fühlte sich plötzlich gar nicht mehr so sicher. Von den beiden Alten ging

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