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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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fragen, was denn als Nächstes geschehe!
    Nein, es war eine Wohltat, dass Aidan sie weder ansah noch mit ihr sprach. Was hätte er auch dazu sagen sollen, dass die braungesichtigen Bauern ihnen fast das ganze Wasser wegsoffen und sich darin im Recht fühlten, wo sie doch bis jetzt stets ärmlicher hatten leben müssen als die Fürstenkinder? Hätte er vielleicht zu den immer übleren Geschichten, die sich jene über dieMänner aus dem fremden Land ausdachten, eine hinzufügen sollen?
    Es war gut, dass Aidan schwieg. Es war sehr gut. Es war viel, viel besser als jedes furchtsame Gerede.... Nur... warum konnte er es nicht wenigstens mit seinem Blick andeuten: dass er wie sie erleichtert war, dem schrecklichen Los nicht alleine ausgeliefert zu sein, sondern es an ihrer Seite erdulden zu können?
    Von Zeit zu Zeit berührte sie ihn sacht, und immerhin hob er dann sein Gesicht, und sie konnte die Traurigkeit erkennen, die darin stand, die völlige Verlorenheit. Dann tröstete sie sich kurzwährend, ihr Leid mit ihm teilen zu können, und erst später begann sein Ausdruck, sie zu ängstigen, sie in Aufruhr zu versetzen, wähnte sie doch, in ihr eigenes Spiegelbild zu schauen und darin zu erkennen, dass sie sämtliche Hoffnung und sämtlichen Lebensmut aufgegeben hatte.
    Aber das durfte nicht sein!
    Wiewohl sie seine Verschwiegenheit rühmte, begann sie selbst zu reden, um die erstickende, dunkle Schwere seiner Stille mit dem Klang ihrer Stimme zu zerzausen. So fest konnte das Gewebe von Niedergeschlagenheit und Elend nicht sein! Es mussten doch noch Löcher bleiben, um dahinter in ein lichteres Morgen zu schauen!
    Unwillkürlich begann sie, von dem Leben zu erzählen, das sie beide hätten führen können, wenn sie sicher und wohlbehalten heimgekehrt wären – von der Eheschließung im Kreise seiner Familie, von der Ehrerbietung, die sie König Oswine erwiesen hätten, vom Dasein in einem schönen Langhaus – stets geschmückt von Immergrün, an den Wänden dunkle, schwere Balken und aus echtem Stein erbaut.
    Aidan zeigte kaum eine Regung, und so sprach sie schneller, all die Jahre in Besitz nehmend, die ihnen bevorgestanden hätten.
    Als der Vater ins Kloster gekommen war, um sie zu holen, und sie das erste Mal den rotgesichtigen Knaben gesehen hatte,war ihre Zukunft mit ihm so flach und glatt wie unbeackertes Land gewesen und sie selbst ratlos, welche Samen sie dort streuen dürfte und ob daraus jemals kräftige, widerstandsfähige Pflänzchen wachsen würden. Nun hingegen entstanden leuchtende Bilder vor ihrem sehnsüchtigen Blick, einen Alltag zeichnend, der viel bunter und farbenfroher war als alles, was sie sich jemals in den grauen Klostermauern hatte ausdenken können. Ihre Träume waren scharf und klar... und kostbar. Sie stärkten den Trug, dass ihr Lebensglück noch nicht verloren sei, sondern ihr tatsächlich blühte – wenn sie es denn nur eifrig genug heraufbeschwor.
    »Kinder werden wir haben!«, sprach sie mitreißend. »Söhne und Töchter mit deinem blonden Haar und meinen braunen Augen!«
    Es war dies der einzige Moment, da Aidan aufblickte und sein Schweigen brach.
    »Pah!«, murrte er düster. »Sind meine Söhne so feige wie ich, ist’s besser, dass sie niemals geboren werden!«
    Das Entsetzen, das sie überkam, brachte den ausgetrockneten Leib zum Würgen. Wenn sie noch etwas im Magen gehabt hätte, so hätte sie sich wieder übergeben, um zugleich auch seine hoffnungslosen Worte auszuspeien.
    »Nein!«, schrie sie schrill. »Sag so etwas nicht! Du darfst die Hoffnung nicht verlieren! Du darfst uns nicht aufgeben!«
    So befahl sie ihm – und gleichsam sich selbst, wissend, dass sie an ihrer Mutlosigkeit zugrunde ginge, würde sie sich ihr überlassen.
    Verwundert blickten die sonnengegerbten Bauern auf das junge Mädchen. Offenbar hatte es den Verstand verloren, derart auf den jungen, schwächlichen Mann einzubrüllen. Freilich beschäftigten sie sich nicht lange mit ihr.
    Schon in den letzten Stunden war das stürmische Schaukeln des Schiffs zu einem matten Beben abgeebbt; nun schien es gänzlich stillzustehen. Von draußen hörte man Stimmengemurmel,und es dauerte nicht lange, da näherten sich Menschen, öffneten den Verschlag und schrien unverständliche Befehle hinein.
    Die Sonne traf Bathildis unvorbereitet. Das grelle Licht kam der Wucht eines Schlags gleich – und geschlagen wurden sie auch, als man sie paarweise zusammenband und nach draußen zerrte.
    »Wo... wo sind wir?«, entfuhr es

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