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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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hölzerne Verschlag aufgemacht wurde, diesmal gottlob nicht von finsteren Kriegern, die sich um sie zankten, sondern von einem geschorenen Sklaven, den die Fremden offenbar mit auf ihre Fahrt genommen hatten. Er sprach kein Wort (vielleicht war ihm die Zunge herausgerissen worden), stellte freilich ein kleines Fass frisches Wasser ab und führte obendrein weitere Gefangene hinein, die die Krieger geraubt hatten. Man hatte sie zunächst in der Vorratskammer eingesperrt, wie Bathildis und Aidan später erfuhren, doch dann befürchtet, sie könnten sich heimlich über die dortigen Reserven hermachen.
    Es mussten Bauern sein, denn sie stanken entsetzlich nach Schafen, und ihre Gesichter waren von der Sonne so braun verbrannt und gerunzelt, dass sie der gefurchten Rinde von alten Bäumen glichen. Als einer von ihnen den Mund aufmachte, um gierig das Wasser zu saufen, standen fast keine Zähne darin.
    »Bitte«, stöhnte Bathildis voller Schmerzen. »Bitte, ich will auch Wasser.«
    Sie hielt ihre Augen geschlossen und konnte nichts sehen, aber sie fühlte, wie irgendjemand – es war nicht Aidan, Aidan ging geschmeidigeren Schrittes – zu ihr trat, um ihr einige wenigeSchlucke in die Kehle zu schütten. Der Durst verging ihr kaum, aber zumindest der säuerliche Geschmack in ihrem Mund.
    Stöhnend öffnete sie die Augen und blickte in das verkniffene Gesicht einer Frau, deren Alter sie nicht erraten konnte. Ihre Haut glich der eines uralten Weibleins, aber die Haltung war aufrecht, der Blick erstaunlich wach.
    »Wer... wer bist du?«, fragte Bathildis zwischen neuerlichen Krämpfen. »Wie viele Menschen sind geraubt worden?«
    Die Frau zuckte mit den Schultern, warf einen Blick auf Aidan, der seinen Kopf zwischen den Knien verbarg, und sah wieder zurück auf Bathildis.
    »Sprichst ’ne vornehme Sprache, Mädchen. Und hast saubere Nägel. Bist keine Bäuerin«, stellte sie fest. Ihre Stimme war unangenehm schrill; ein wenig klang sie wie Hohngelächter.
    »Ich bin die Tochter von Fürst Thorgil, dem Sohn des Cedric. Und das ist Aidan, geboren von...«
    »’s interessiert mich nicht«, unterbrach die Frau sie krächzend. »’s interessiert hier keinen. Die verkaufen uns... oder lassen uns für sich arbeiten.«
    »Wo bringen sie uns hin?«, fragte Bathildis bang und vergaß ihre schrecklichen Schmerzen kurz.
    Die krächzende Frau antwortete nicht, stattdessen einer der zahnlosen Männer. Er sprach so unartikuliert, dass Bathildis nur wenige Wörter verstand. »Gestern ging’s noch Richtung Norden, dann haben sie den Kurs gewechselt.«
    »Vielleicht steuern sie einen der Häfen an, wo’s Sklavenmärkte gibt!«, fiel ein anderer ein.
    »Oder sie nehmen uns mit und fressen uns auf!«
    »Sie tun was?«, fragte Bathildis entsetzt.
    »Sie fressen uns auf. Die Nordmänner glauben nicht an Jesus Christus, und im Land, aus dem sie kommen, werden Menschen wie Vieh geschlachtet, ausgeblutet und gebraten.«
    »Das glaub ich nicht!«, rief Bathildis. »Woher weißt du überhaupt, wer sie sind?«
    »Glaub, was du willst! Fest steht, dass wir verloren sind. Und dass du die Tochter eines Fürsten bist – ha, dafür solltest du dich schämen. Die hohen Fürsten waren doch die Ersten, die sich bekriegten und hernach all jene, die sie besiegt hatten, in die Sklaverei verkauften!«
    Erstaunlich lang war die Rede. Kaum beendet spuckte die Frau auf den Boden. Bathildis überkam neuerliches Würgen, und ein neuer Schwall klumpiges Blut floss zwischen ihren Beinen.
    Sie hätte vor Scham vergehen mögen – bis sie bemerkte, dass ohnehin niemand ihr Elend beachtete.
    Die Bauern rotteten sich in der anderen Ecke des niedrigen, nunmehr erstickend heißen Gewölbes zusammen, und Aidan – von all den Worten gewiss nicht minder gequält – wagte noch immer nicht hochzusehen und verweigerte dies auch die nächsten drei Tage, die ihre Fahrt währte.
    Als Bathildis’ Blutungen schwächer wurden und die Übelkeit sie nicht länger zum Erbrechen brachte, schlich sie sich zu Aidan, um fortan an ihn gekauert zu liegen. Schlafen konnte sie kaum; zu groß war die Furcht vor dem Kommenden. Aber manchmal döste sie ein wenig, und sie gewöhnte sich an den Geruch seines Schweißes so sehr, dass er ihr vertraut war und sie beruhigte, wenn sie aufschreckte.
    Es ist doch gut, dass ich es mit ihm erlebe, dachte sie. Nicht auszudenken, wenn die fremden Krieger sie mit den anderen Nonnen verschleppt hätten! Gewiss würden jene andauernd beten und klagen und

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