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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Er roch verschwitzt, jedoch nicht ranzig wie die beiden Krieger, sondern süßlich wie ein Kind.
    »O Aidan! Was haben die Männer vor? Wohin wird man uns bringen? Warum haben sie uns nicht getötet... wie alle anderen?«
    Nun erst erlaubte sie sich den Verdacht, dass auch sein Vater Ricbert tot wäre.
    Er widersprach ihr nicht. Überhaupt redete er erst, als es ihr zu wenig wurde, sich nur an ihn zu lehnen, und sie stattdessen seinen bleichen Hals mit vorsichtigen Küssen zu übersäen begann.
    Er zuckte zusammen und versteifte sich, unangenehm berührt, diese unerwartete Liebesbezeugung hinnehmen zu müssen.
    »Wir... wir sind nicht gefährlich für sie«, sprach er schließlich. »Wir sind nicht stark genug. Sie haben uns leben lassen, weil sie mit uns machen können, was sie wollen.«
    »Und was ist es, was sie mit uns machen wollen?«, fragte sie.
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe dir doch erzählt... von den Kriegen in den letzten Jahren. Von König Penda, und wie er über sämtliche Länder herfiel. Man sagt... man sagt, dass man die wehrhaften Männer getötet habe, die Knaben und Frauen jedoch verschleppt... an unbekannte Orte, wo sie dann als Sklaven verkauft worden wären.«
    »Und Gleiches plant man mit uns?«
    Bislang hatte Bathildis nur zweierlei Gefahr gewittert – dass man sie erschlagen würde oder schänden. Nun richtete sich eine dritte vor ihr auf, noch vage, noch undurchsichtig. Sie machte das Verhalten des Anführers verständlich, der mit seinem Eingreifen nicht nur Zwietracht unter seinen Männern vermieden hatte, sondern auch, dass seine Gefolgsleute die errungene Ware beschädigten.
    »Es kann freilich sein«, fuhr Aidan fort, »dass sie uns nicht verkaufen, sondern selbst als Sklaven nutzen. So oder so... Gott steh uns bei!«
    Er klang düster.
    »Gott steh uns bei!«, wiederholte sie und drückte fest seine Hand. Sie fragte sich, ob es noch eine Möglichkeit zur Rettung gäbe, doch als könnte Aidan ihre Gedanken lesen, sagte er nun: »Das Schiff hat noch nicht abgelegt. Aber hier findet uns niemand... und sie werden die kommende Nacht nutzen, um die Küste zu verlassen. Allein der Allmächtige weiß, wohin sie mit uns fahren werden...«
    Bathildis konnte sich nicht an den Moment erinnern, da der Anker gelichtet wurde. Sie musste in Aidans Armen eingeschlafen sein, und als sie erwachte, kündeten das Schaukeln und das dumpfe Knarren davon, dass sie auf hoher See waren. Im gleichen Augenblick, da ihr Blick sich an das stickige Dunkel gewöhnte, befiel sie schreckliche Übelkeit, die all die nächsten Tage anhielt.
    Aidan meinte bekümmert, dass es auf hoher See manchen so erginge; es sei dies eine Krankheit, die man einzig durch den Landgang oder ruhige Gewässer ablegen konnte. Ob auch er daran litt, sagte er nicht. Doch selbst wenn es so gewesen wäre – sein bleiches Gesicht deutete darauf hin –, hätte Bathildis kaum ein Wort des Trostes für ihn gehabt, so sehr war sie im eigenen Leid gefangen. Bald war sie nicht nur von der schrecklichen Übelkeit befallen, sondern von schlimmen Krämpfen, die ihre monatliche Blutung bewirkte. Nie hatte sie derart darunter gelitten. Im Kloster war jenes Übel zwar verschwiegen worden – giftig und unrein war das scheußliche Blut, das die Frau da ausschied und ihr verbat, an jenen Tagen die Heilige Messe zu besuchen, ja überhaupt die Kapelle zu betreten –, aber dennoch verteilte die Krankenschwester regelmäßig Kräuter, um die Schmerzen zu lindern.
    Nun fühlte sich Bathildis, als würde ihr Leib zerreißen; feucht strömte es über ihre Schenkel, als wäre sie von den schrecklichen Männern tatsächlich geschändet worden, und schließlichmusste sie sich würgend übergeben, mehrmals, bis sie nur mehr bittere Galle schmeckte. Hernach fühlte sie sich ein klein wenig besser – zugleich aber unendlich beschämt.
    Es durfte doch nicht sein, dass Aidan sie in diesem schändlichen Zustand sah! Dass er die Ausdünstungen roch – ihres Blutes, ihres Schweißes, ihres Erbrochenen!
    Und zugleich fiel ihr nichts ein, wie sie es verhindern könnte. Immerhin tat er ihr den Gefallen, von sich aus abzurücken – was freilich auch hieß, dass sich keine tröstend warmen Arme um sie legten, um sie durch das größte Elend, das jemals in ihrem Leib getobt hatte, zu begleiten.
    Auch gegen Morgen ebbte es kaum ab. Zusammengerollt, die Knie fest an die Brust gezogen, damit Aidan ihr rotfleckiges Gewand nicht sehen konnte, lag sie da, als wieder der

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