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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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sein Leben gelassen.
    Sie presste die Lippen zusammen. Dann tu’s doch!, beschwor sie ihn im Stillen und verbarg ihre Furcht. Ich hätt’s schon vor einem Jahr ertrotzen sollen – dann wäre mir erspart geblieben, dir zu dienen!
    Wiewohl sie ihm fest entgegensehen wollte, senkte sie doch unwillkürlich ihren Blick, als Erchinoald sich vor ihr aufbaute. So sah sie nur unscharf, wie des Königs weibische Hand hervorschnellte und den Major Domus aufhielt, der schon die Finger zur Faust geballt hatte.
    Unwirsch fuhr Erchinoald herum; im ersten Augenblick schien er nicht recht zu erfassen, wer ihn da aufgehalten hatte, und zürnte dem Unbekannten. Freilich glätteten sich rasch seine Züge, sobald er den König erkannte. Jener hielt ihn nicht nur fest, sondern neigte sich obendrein vor, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
    Bathildis konnte Chlodwig nicht verstehen. Ebroin schon. Denn kaum hatte der König geendet, schüttelte er sich die weißblonden, dünnen Haare aus dem Gesicht, um diesmal beim schrillen Lachen den Kopf in den Nacken zu werfen.

XIV. Kapitel
    Bathildis konnte sich später nicht mehr erinnern, wie sie dem dunstigen Saal entkommen war. Erst draußen am Gang gewahrte sie, dass sie nicht alleine ging, sondern dass Gertrude sie führte. Diese kam ihr vor wie eine Fremde – zumal sie nicht schwatzte wie sonst, sondern sie nur schweigend mit sich zog.
    »Wohin«, stammelte Bathildis, »wohin bringst du mich?«
    Langsam reifte in ihr der Gedanke, dass ihr wohl keine Strafe drohte, wenn Erchinoalds Tochter sich ihrer annahm. Doch nicht zu wissen, was jene vorhatte und was der König dem Major Domus befohlen hatte, deuchte sie fast als beunruhigenderes Geschick, als von Wachen hinausgeschafft und zu Tode geprügelt zu werden. Damit hatte sie gerechnet. Dies zu provozieren war ihre Entscheidung gewesen.
    »Nun sag, wohin?«
    Der Gang, den Gertrude wählte, führte ins Freie und von dort ins Badehaus, das Sklaven wie ihr zu betreten verboten war. Es war ein gewölbter Raum, fast dunkel, weil sich schwerer Wasserdunst über das spärliche Licht der Talgkerzen legte, und es war unerträglich heiß darin. Bathildis schnaufte; Schweiß brach ihr aus allen Poren.
    »Zieh deinen Kittel aus!«, befahl Gertrude schlicht.
    »Wie?«
    »Nun mach schon! Ich dachte stets, ich würde von dir eines Tages erfahren, wie sich die Frauen in deiner Heimat schmücken.Doch widersinniges Geschick: Jetzt soll ich dich zu einer hübschen fränkischen Maid machen!«
    Dass sie endlich wieder plapperte, beruhigte Bathildis. Sie entspannte sich ein wenig, umso mehr, als Gertrude sie in einen Zuber warmes Wasser steigen ließ. Sie hatte sich schon vor dem Fest das erste Mal seit langem richtig waschen können – trotzdem trieb schwarzer Ruß und Staub alsbald auf der Wasseroberfläche, als Gertrude sie zu schrubben begann.
    »Warum... warum du?«, fragte Bathildis schließlich, als sie der Wanne entstiegen war, Gertrude ihr das Haar kämmte und ihr mit einer Holzpinzette – einer sehr edlen: Es waren Schnitzereien mit Hirschmuster darauf zu sehen – Härchen aus dem Gesicht zupfte.
    »Was meinst du? Warum ich mit dir hier bin? Wär’s dir lieber, es wäre meine Mutter? Oder Itta?«
    »Aber ich bin doch nur...«
    Gertrude unterbrach sie mit einem Kopfschütteln. Dann öffnete sie eine Riechdose, in der ein Schwamm aus dem Mittelmeer steckte. Er war mit duftenden Essenzen getränkt, und Gertrude fuhr ihr damit über Nacken und Schultern.
    »Was hast du nur getan?«, fragte Erchinoalds Tochter schließlich kopfschüttelnd. »Was hast du nur getan?«
    »Ich... ich wollte doch nur... Was hat der König gesagt? Was wird mit mir geschehen?«
    Gertrude reichte ihr einen Zahnstocher, auf dass sie ihre Zähne reinigen konnte...
    »Ich werde dir ein Kleid von mir geben, auch wenn mich meine Mutter dafür töten würde«, sagte sie dann achselzuckend. »Aber mein Vater hat mir aufgetragen, dem Befehl des Königs Folge zu leisten. Was jener von dir will, das wirst du bald erfahren. Wenn du sauber bist, werde ich dich zu ihm bringen!«
    Die Einrichtung des Gemachs war edel und teuer: Die Wände waren mit Wandbehängen geschmückt, die Bänke mit Teppichen,das Bett mit Ornamenten bemalt, mit einem gedrechselten Geländer und einem Giebeldach ausgestattet. Sämtliche Schemel, Truhen und Schränke waren mit aufwändigen Schnitzereien versehen. Der Stuhl, auf dem der König saß, war aus Bronze.
    Lange wagte Bathildis nicht, aufzublicken und ihn zu

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