Die reinen Herzens sind
umarmen. Ich habe sterile Kleidung an.«
»Schon gut.« Decker hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. »Ich bin gerade aufgewacht und habe gemerkt, daß ich noch nicht bei dir gewesen bin. Ich wollte nach dir sehen.«
»Mir geht’s gut, Daddy. Schlaf ruhig weiter.«
»Was machst du noch hier?«
»Ich habe gerade Hannah gefüttert. Sie hat ihr Bäuerchen noch nicht gemacht. Wenn du das übernehmen willst, mußt du dich umziehen.«
Decker wich unwillkürlich von der gelben Linie zurück. »Ich würde sie gern im Arm halten … aber ich bin so müde … Ich habe Angst, daß ich sie fallen lasse. Wie geht es ihr?«
»Großartig.«
Decker fühlte, wie er lächelte. Es mußte ein Reflex gewesen sein, denn seine Gesichtsmuskeln fühlten sich ganz taub an. »Danke, daß du dich kümmerst. Sobald Rinas Mutter kommt, fährst du nach Hause und ruhst dich aus. Ihr jungen Leute haltet euch immer für unverwüstlich … aber auch du brauchst deinen Schlaf.«
Cindy starrte ihren Vater an. »Es ist doch nicht, weil du denkst, daß ich zu sehr an Hannah hänge, oder?«
Decker zögerte. »Wer hat das denn behauptet?«
»Schwester Marie. Sie fürchtet, ich könne eifersüchtig werden, wenn Rina kräftig genug ist, um sich um Hannah zu kümmern. Aber das stimmt nicht. Ich will nur helfen.«
»Das weiß ich doch.«
»Dann bist du nicht wütend auf mich?«
»Nein, mein Engel. Ich hab dich sehr lieb. Wenn du nur das Personal nicht gegen dich …«
»Du meinst Schwester Marie?«
»Versuch einfach mit ihr auszukommen. Auch wenn das eigentlich ihr Problem ist.«
»Daddy, du bist ja zum Umfallen müde. Du siehst übel aus. Setz dich doch.«
»Nein, ich bin okay.« Decker unterdrückte ein Gähnen. »Ich muß wieder zu Rina.«
»Wie geht es ihr?«
»Sie schläft noch.« Decker drohten die Augen zuzufallen. »Also, du wartest auf Mrs. Elias, dann fährst du nach Hause. Verstanden?«
»Daddy, warum soll ich auf Mrs. Elias warten?« Cindys Augen wurden groß. »Du traust Schwester Marie also auch nicht. Hast du einen Verdacht?«
Trotz seiner grenzenlosen Müdigkeit mußte Decker lachen. »Du hast zu viele schlechte Filme gesehen, Kleines.«
»Du bist nicht ehrlich, Daddy. Warum vertraust du ihr nicht?«
Decker seufzte: »Es ist nicht Schwester Marie. Es ist die Nachtschwester, Darlene …«
»Darlene! Aber sie ist ein Engel!«
»Cindy, sie hat die Babys allein gelassen, um mich zum Lift zu bringen.«
»Bist du sicher, Daddy? Vielleicht war jemand im Hinterzimmer, den du nicht gesehen hast.«
»Meinst du?« Decker zögerte. »Hm … Ist denn jetzt jemand im Hinterzimmer?«
Jetzt zögerte Cindy. »Also Darlene hat mich ausdrücklich gebeten, hier auf sie zu warten, weil sie die Babys nicht allein lassen wollte. Sie und Lily, das ist die Lernschwester, holen die Babys nach der Stillzeit aus den Zimmern. Das dauert länger, weil Darlene freiwillig in der Säuglingsstation nebenan aushilft. Die sind unterbesetzt. Wegen Etatkürzungen.«
»Dann hat Darlene dir die Verantwortung übertragen?«
Cindy rollte die Augen. »Sie ist gleich nebenan, Daddy. Ich habe ihren Pieper. Aber nicht mal das ist nötig. Sie muß jede Minute wieder hier sein. Sie tut ihr Bestes.«
»Cindy, du bist ein Schatz … Aber das weiß Darlene nicht. Du könntest alles mögliche sein … Hast du je erlebt, daß Marie die Babys allein gelassen hat?«
Cindy schüttelte den Kopf. »Ich finde, Darlene ist sehr vertrauenswürdig.«
»Sie ist dumm! Sie fordert das Unglück … und eine Klage geradezu heraus.« Decker steckte die Hände in die Taschen. »Ich bin froh, daß du auf Hannah aufpaßt. Und ehrlich gesagt – Marie gefällt mir auch nicht besonders. Wenn Rina nicht so … so erschöpft wäre, würde ich meine ganze Familie hier rausholen. Aber das ist im Moment nicht möglich. Also, wenn Mrs. Elias dich eine Weile ablösen will, dann okay. Marie ist ihr gegenüber sicher duldsamer.«
»Frage, Daddy … Findest du das in Ordnung?«
»Nein, das ist nicht in Ordnung. Aber es ist mir egal. Du kannst wiederkommen, wenn Mrs. Elias nach Hause geht und sich um die Jungen kümmert. Okay?«
Cindy nickte.
»Und, bitte, mach keine Schwierigkeiten. Ich will, daß du hier in der Säuglingsstation bleibst, weil ich dir vertraue.«
»Danke, Dad. Nett zu hören.«
»Keine Ursache.« Decker rieb sich die Augen. »So, und jetzt laß deine Schwester ihr Bäuerchen machen. Gib ihr einen Kuß von mir.«
»Sie wartet auf dich. Tut mir leid, Dad, wenn
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