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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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drehen?«
    »In zwei Stunden. Einverstanden?«
    »Faires Angebot. Inzwischen machen wir ein paar Szenenfotos.« Alyssa fächelte sich Luft zu. »Kriege ich dann ein Exklusiv-Interview?«
    »Natürlich. Eine Hand wäscht die andere, Alyssa.«
     
    »Der Gerichtsmediziner hat gerade angerufen«, sagte Annie. »Sie stecken im Stau. Ich soll schon ohne ihn anfangen.« Sie hakte sich bei Decker ein. »Können wir?«
    Decker und Annie blieben vor dem ausgebrannten Wrack stehen. Der Polizeifotograf schoß die ersten Bilder. Er steckte den Kopf in eine Fensteröffnung. Als er ihn wieder herauszog, war seine Haut mit einem schwärzlichen Film überzogen. »Nicht zu tief einatmen, Rabbi.«
    Decker nickte und spähte ins Innere. Auf dem Fahrersitz saß eine verkohlte menschliche Gestalt. Der Schädel war leicht nach links geneigt, so daß er zwischen Steuerrad und dem skelettierten Thorax eingeklemmt lag. Stirn und Backenknochen waren brutal eingedrückt, der Hinterkopf war vermutlich beim Aufprall gegen das Autodach zerschmettert. Die ausgetretene Gehirnmasse war zu Kohle verbrannt. Der linke Arm hing neben dem Brustkorb herunter. Vereinzelt war noch versengtes Fleisch an den Knochen.
    Der rechte Arm war nur noch ein Stumpf. Der abgetrennte Unterarm lag vor dem Beifahrersitz. Beine und Füße waren zu Asche verbrannt.
    Die Leiche war noch immer angeschnallt.
    Der Gestank nach Rauch und Benzin verursachte bei Decker starken Hustenreiz. Er zog den Kopf zurück ins Freie und bedeckte Mund und Nase mit einem Taschentuch. Kaum hatte er sich wieder ins Wageninnere gebeugt, begannen seine Augen zu tränen. So sorgfältig er sich auch umsah, das Skelett eines Säuglings war nirgends auch nur ansatzweise zu erkennen. Der Rücksitz war mit rußigen Metallteilen und Asche übersät. Decker durchwühlte hastig die Asche, während sich seine Lungen mit Ruß und Staub füllten. Hastig zog er den Kopf erneut zurück, doch statt frischer Luft schluckte er nur eine Wolke rauchigen Staubs. Er hustete und spuckte auf den Boden. Annie klopfte ihm den Rücken.
    »Alles okay?«
    »Bis auf die kleine Rauchvergiftung geht’s mir gut.« Er hustete erneut. »Ich dachte, das hätte ich hinter mir, seit ich das Rauchen aufgegeben habe.«
    »Wie sieht’s aus?«
    »Der Rücksitz ist ein einziger Müllhaufen. Aber eine Säuglingsleiche konnte ich nirgends entdecken. Ich schau noch mal rein.«
    »Halten Sie die Luft an«, riet Annie.
    Decker nickte und steckte den Kopf erneut in das Autowrack. Er kramte hastig durch die Ascheberge und wirbelte schwarzen Staub auf. Er tastete nach etwas hartem, knochenähnlichem. Er wiederholte die Prozedur mehrfach. »Ich hoffe, ich nehme den Mund nicht zu voll, aber ich glaube nicht, daß das Baby im Wagen war«, entschied er schließlich.
    »Dem Himmel sei Dank!« sagte Annie.
    »Möchten Sie sich den Schädel jetzt mal ansehen?«
    Annie zog Gummihandschuhe an. »Machen Sie bitte Platz«, sagte sie mit leicht österreichischem Akzent.
    Decker trat zurück. Zehn Minuten später richtete Annie sich auf und hustete.
    »Sie haben’s länger ausgehalten als ich«, bemerkte Decker.
    »Erstklassige Lunge, Sergeant.« Sie sah an sich herunter. »Die Blessuren sind nur äußerlich. Im Augenblick kann ich noch nichts Definitives sagen.«
    »Sie sehen so nachdenklich aus. Was gibt’s?«
    »Da ist nicht mehr viel übrig, worauf ich eine Untersuchung stützen könnte. Wo Vorderzähne und Kieferknochen sein sollten, klafft nur ein gähnendes Loch.«
    »Der oder die muß mit dem Gesicht auf das Steuerrad gefallen sein.«
    »Unmöglich. Der Aufprall auf ein Steuerrad hätte nie so verheerende Folgen. Die Knochen sind praktisch pulverisiert. Könnte sein, daß sich in der Asche noch Teile der Vorderzähne finden.«
    Decker zückte sein Notizbuch. »Was ist mit den Backenzähnen?«
    »Die kann ich nicht sehen. Dazu muß der Schädel vom Rumpf getrennt werden.«
    »Wir machen das folgendermaßen«, entschied Decker. »Ich fülle die Asche und verbrannten Rückstände in Tüten und analysiere sie später. Sobald wir alle Beweisstücke aus dem Wagen haben, hole ich die Leiche heraus, oder zumindest den Schädel.«
    »Bestens.«
    »Können Sie schon sagen, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt?«
    »Nicht hundertprozentig. Aber nach Form und Umfang des Brustkorbs zu urteilen, scheint es sich um eine Frau … eine große Frau zu handeln.«
    Marie Bellson ist verhältnismäßig groß, dachte Decker.
    Er zog mehrere Plastiktüten aus

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