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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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der Tasche. »Halten Sie mir die Daumen.«
    »Doppelt und dreifach.«
    Decker begann vorsichtig Asche aus dem Innern des Wracks in die Tüten zu schaufeln. Er hatte den vorderen Teil des Wagens bereits ausgeräumt und sich dem Rücksitz und dem Fußraum zugewandt, als ein Glitzern seine Aufmerksamkeit erregte. Bevor er noch die Hand danach ausstrecken konnte, war es wieder in Staub und Asche versunken. Vorsichtig nahm er eine Handvoll Asche und ließ sie durch die Finger rieseln. Eine Minute später blieb ein Klümpchen auf seinem Handschuh liegen, das nach Gold aussah. Er richtete sich auf. Annie sah ihn an.
    Decker wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Schauen Sie mal, was ich gefunden habe.« Er ließ das Metallstück in Annies Hand gleiten. »Könnte eine Zahnfüllung aus Gold sein.«
    »Ausgeschlossen. Dazu ist der Klumpen zu groß. Muß ein Schmuckstück gewesen sein.«
    »Zum Beispiel ein Kreuz aus Gold?«
    »Sie meinen ein Kruzifix? Das wäre möglich.«
    »Ich dachte eher an eine Anstecknadel.«
    »Zu schwer für eine Anstecknadel.« Sie wog das Stück Gold in der Hand. »Vermutlich ein Ring.« Sie studierte das Teil erneut. »Das Metall ist geschmolzen, aber der Stein in der Mitte scheint noch intakt zu sein.«
    »Was für ein Stein?«
    »Ein dunkler Stein, Cabochonschliff, würde ich sagen. Vielleicht ein Saphir.« Sie drehte den Goldklumpen zwischen den Fingern. »Ich bin nicht sicher, aber Metallgewicht und der Schliff des Steins deuten auf einen Collegering hin. Hat Marie Bellson einen Collegering getragen?«
    »Das läßt sich feststellen«, sagte Decker.
    18
    Dusche, Rasur, ein Sandwich, ein halbstündiges Nickerchen und das Vergnügen, zuzusehen, wie Rina Hannah stillte, machten aus Decker wieder einen Menschen. Mit einer leichten Decke über dem Schoß saß Rina im Schaukelstuhl am großen Wohnzimmerfenster und tippte mit dem Fuß rhythmisch auf den Boden, während sich Hannah besoffen trank. Das Baby war in eine blaue Decke gehüllt, die es vor der kühlen Luft aus der Klimaanlage schützte.
    Decker zog einen Stuhl neben seine Frau und sah aus dem Fenster. Die Zitrusbäume hingen voller Früchte. Es war Erntezeit. Mußte ein gutes Saft-fahr werden. Sein Blick schweifte zurück zu seiner neugeborenen Tochter.
    »Sie hat einen Appetit wie ihr Alter«, bemerkte Decker.
    Rinas Augen ruhten liebevoll auf dem Baby. »Es ist schön, sie in meinen Armen zu halten. Endlich bin ich wieder zu was nütze.«
    »Du bist immer zu was nütze!«
    Rina schwieg.
    »Wie … wie fühlst du dich, Liebes?« fragte Decker.
    »Wenn ich was zu tun habe – und das ist zu neunzig Prozent der Fall – geht es mir prima.« Rinas Augen wurden feucht. »Der Rest besteht aus Selbstmitleid, Wut und Depression. Die gelegentlichen Schuldgefühle nicht zu vergessen, weil ich so undankbar bin.« Sie hielt inne. »Damit dürfte ich schon über hundert Prozent liegen, oder?«
    Decker lachte. »Warst du nicht mal Mathematiklehrerin?«
    »Und Buchhalterin. Kein Wunder, daß die Firma Pleite gemacht hat.« Rina steckte Hannah den Finger in den Mund, um sie an die andere Brust anzulegen.
    »Wie macht sich eigentlich das Kindermädchen?« wollte Decker wissen.
    »Sie ist ein Schatz. Mit ihr und Mama in meiner Nähe komme ich mir vor wie eine verpäppelte Gewächshauspflanze. Sie kochen wie die Wilden für die Schalom Nikewah am Sonntag.«
    »Mein Gott, die hab ich ganz vergessen! Wie viele Leute hast du eingeladen?«
    »Ungefähr hundert.«
    »Rina, sollten wir die Feier nicht lieber um zwei Wochen verschieben?«
    »Dazu ist es jetzt zu spät. Außerdem muß ich ja überhaupt nichts tun. Ich muß nur da sein und lächeln. Das werde ich ja wohl noch schaffen. Mama macht die Arbeit. Die Jungs sind großartig. Die Kinderschwester ist ein Schatz …«
    »Na gut.«
    »Und Cindy ist auch noch da. Ich glaube, Hannah erinnert sich gut an sie, zumindest an ihren Geruch. Sie macht nie Theater, wenn Cindy sie auf den Arm nimmt«, murmelte Rina.
    »Wo ist Cindy jetzt? Ich muß wegen Marie Bellson mit ihr sprechen.«
    »Sie schläft.«
    »Ich will sie nicht wecken …«
    »Klopf einfach vorsichtig an die Tür. Ich weiß, sie will dir sicher helfen.«
    »Das fürchte ich leider auch.« Decker stand auf und küßte seine Frau auf den Mund. »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch.«
    Decker küßte Hannah sanft auf das Köpfchen. »Ich bin dein alter Vater, die Betonung liegt auf alt. Tu mir einen Gefallen, und sei nachsichtig mit mir, Kind.«
     
    Cindy

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