Die reinen Herzens sind
wieder.«
»Und wie geht’s unserem nächtlichen Camper?« fragte Rina.
Decker frottierte sich das nasse Haar. Die Dusche hatte seine Lebensgeister wieder geweckt, anstatt ihn schläfrig zu machen. Er hängte das Handtuch auf und schlüpfte unter die Decke. »Ich wollte dich nicht wecken.«
»Peter, rücksichtsvoll zu sein heißt nicht, den gesunden Menschenverstand aufzugeben.« Rina nahm das Baby von der Brust und wischte ihm den Mund ab. »Du hast die letzten zwei Tage praktisch nicht geschlafen. Du brauchst deine Ruhe.«
»Wir brauchen sie beide, Honey.« Decker richtete sich auf und sah seine kleine Tochter an und streckte die Hand nach ihr aus.
»Ich habe so viel Ruhe, daß mir schon der Rücken weh tut vom Liegen.«
»Darf ich?«
»Sie muß Bäuerchen machen.«
»Ich mach das schon.« Er stand auf, legte sich eine Stoffwindel über die Schulter und nahm seine kleine Tochter auf den Arm. Sie schmiegte sich an ihn, ihr Körper so weich wie Daunenfedern. Kurz darauf rülpste Hannah laut und deutlich. Wie immer mußte Decker lachen, wenn das kleine Personellen derartige Seemannslaute von sich gab.
»Wir sind fertig, Mommy«, grinste Decker.
Rina lächelte nur schwach. Decker setzte sich zu ihr aufs Bett und wiegte das Baby.
»Darling, bekommst du genug Ruhe?«
»Ehrlich gesagt, tu ich nichts anderes als ausruhen …«, »Nicht, wenn man Nora Glauben schenkt.«
»Ach, Nora …«
»Ich dachte, du findest sie wunderbar.«
»Sie ist gut – zu gut. Wenn es nach ihr ginge, würde ich nichts anderes tun, als vor mich hinvegetieren.«
»Füttert Nora das Baby?«
»Peter …«
»Rina, du mußt dich schonen, wenn du wieder gesund werden willst.«
»Sieh mich an, Peter! Fett wie eine Kuh! Wie im fünften Monat … dabei habe ich gar keine Gebärmutter mehr! Ich will nicht ruhen und über mich nachdenken müssen, okay?«
Sie brach in Tränen aus. Das Baby begann augenblicklich ebenfalls zu weinen.
Hin und her gerissen zwischen Frau und Kind, entschied Decker, sich zuerst um Hannah zu kümmern. Er stand auf, nahm das Baby auf den Arm und ging mit ihm im Zimmer auf und ab, redete leise und zärtlich auf es ein und sah Rina dabei lächelnd an. Rina hörte auf zu weinen. Sie wischte sich die Tränen ab und starrte verloren zu ihm auf. Sie schien völlig erschöpft.
Decker küßte seine Tochter auf die Wange. Sie wurde schwerer und schwerer in seinen Armen. Er fühlte ihren Atem an seiner Hand und atmete den Duft ein, den nur Säuglinge verströmen.
»Ich glaube, sie schläft jetzt«, flüsterte Decker. »Ich bitte Nora, das Reisebett aufzustellen. Wenn du nicht schlafen willst, ist das deine Sache. Ich will schlafen. Bin gleich zurück.«
Rina nickte nachdenklich.
Decker seufzte und ging ins Wohnzimmer hinüber. »Nora, würden Sie bitte das Reisebett hier aufstellen?«
Die Säuglingsschwester sah ihn perplex an. »Wie haben Sie das denn geschafft?«
»Der unwiderstehliche Charme des Ehemannes.«
Nora lächelte. »Sie haben ja eine tolle Wirkung auf Frauen. Sogar Hannah fühlt sich bei ihrem Vater wohl.«
Nora nahm ihm das Baby ab, und Decker ging ins Schlafzimmer zurück. Rina hatte die Decke über den Kopf gezogen.
»Kann ich dich einen Moment sprechen«, fragte er.
»Rede!« kam es gedämpft unter der Decke hervor.
Decker ließ eine Hand über die verhüllten Kurven gleiten. »Erstens: Ich liebe dich. Zweitens: Ich finde, du hältst dich verdammt gut.«
»Lächerlich!«
»Rina.« Decker zog Rina die Decke vom Kopf. »Du hast einiges hinter dir. Es erstaunt mich, wie du damit fertig wirst. Du kümmerst dich um unser Baby, kümmerst dich um die Jungen …«
»Ich bin vor ihnen eingeschlafen!«
»Honey, die sind glücklich, daß du da bist, mit ihnen redest. Sie wissen, was du durchgemacht hast. Du hältst dich großartig. Laß dir einfach mehr Zeit.«
Rina tauchte wieder unter die Decke ab und rollte sich zusammen wie ein Kind. »Ich fühle mich häßlich und nutzlos.« Sie nahm die Decke vom Gesicht. »Aber wenigstens produziere ich schöne Babys.«
»Weil du schön bist. Und du hast eine Familie, die dich braucht. Ich brauche dich! Okay?«
»Wer will schon eine Frau, die aussieht wie eine Kuh? Mit Fettpolstern, breiten Hüften und Brüsten wie Wassermelonen!«
»Was ist daran so verkehrt«, murmelte Decker.
Rina lachte und begann im nächsten Moment erneut zu weinen.
»Mein Gott, Rina, du hast erst vor ein paar Tagen ein Baby bekommen. Natürlich hast du Übergewicht. Aber für
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