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Die Reise-Bibel

Titel: Die Reise-Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Braun
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des Tages, schließlich in der »Sansibar« zu Abend speist und gegen 23   Uhr im »Pony« einfällt. Dabei handelt es sich um eine merkwürdig eingerichtete Diskothek, in der seit Jahrzehnten Millionärstöchter
     und -söhne im Monat für mehr Umsatz sorgen als eine niedersächsische Kleinstadt im ganzen Jahr hat. Der Höhepunkt im Urlaubsleben
     des gemeinen Globetrotters ist die Einladung zu einem privaten Fest in einem der idyllischen Reetdachhäuser auf Sylt, die
     in der Regel von Verlagsherren oder Kleiderfabrikanten in der vierten Generation bewohnt werden (am Wochenende, in der Saison!).
     Das kommt aber leider viel zu selten vor.
    Der Trekker
    Bevor der Trekker irgendetwas anderes unternimmt, studiert er erst einmal den Wetterbericht und lügt seinen Guide an. Der
     will nämlich wissen, ob der Trekker auch wirklich so reiseerfahren ist, wie er bei der Buchung angegeben hat. Was vom Trekker
     bestätigt wird, aber so nicht stimmt: Eine Pilgerwanderung nach Kevelaer im Niederrheinischen oder der 1 0-Kilometer -Volkslauf der Stadtsparkasse sind mit einer |61| Expedition in den Anden oder einer Fahrradtour durch Grönland keineswegs zu vergleichen. Doch seine Motivation, die Natur
     unverfälscht und ursprünglich zu erleben, möglichst fernab der Zivilisation und der üblichen Infrastruktur, ist stärker als
     Selbstzweifel oder auch nur eine realistische Einschätzung seiner Leistungsfähigkeiten: Er will, er will, er will – das
muss
reichen. Dann startet der Trekker zusammen mit einer Gruppe unterschiedlich qualifizierter Teilnehmer und einem von der ersten
     Sekunde an gestressten Guide. Von nun an wird der Trekker acht Tage lang erbärmlich frieren, ständig Hunger verspüren, seine
     Beine nicht mehr spüren, immer müder und schwächer werden und irgendwann nur noch wünschen, dass es vorbei sein möge. Kurz:
     Er wird ums nackte Überleben kämpfen, was ihn allerdings tatsächlich in Kontakt treten lässt mit archaischer Natur, dem wilden
     Tierleben und der Grausamkeit von Menschen, die entweder besser in Form sind als er selbst (Streber!) oder noch erbärmlicher
     vorbereitet (armselige Verlierer!). Am Ende ist er zwar nicht mal mehr in der Lage, seine Digitalkamera aus dem Rucksack zu
     fingern, weil zu kalt, zu müde, zu lästig. Aber spätestens auf dem Rückflug wird ihm klar, dass ihn diese Grenzerfahrung endlich
     wieder näher zu sich selbst geführt hat, auch wenn er nicht weiß, an welchem Punkt dieser Prozess kulminierte: War das, als
     er sich vor dem plötzlich auftauchenden Bär einnässte, als ihm am sechsten Tag während des Blizzards zwei Fingerkuppen abstarben
     oder doch eher der Moment, an dem er diesem amerikanischen Angeber seine Ration Suppe streitig machte? Er ist sich nicht sicher.
    Der Backpacker
    Der Backpacker landet am späten Nachmittag in Bangkok und weiß nicht so genau, wo er pennen soll. Er hatte in Deutschland
     irgendwie keine Zeit gefunden, sich drum zu kümmern. Er wollte das eigentlich auch lieber mal vor Ort |62|
auschecken
, doch jetzt ist er totaaal müde von dem langen Flug. Er fläzt sich neben seinen Rucksack in der Ankunftshalle auf den Boden,
     ganz in der Nähe von zwei spanischen Mädchen und einem Kanadier mit Dreadlocks,die hier offenbar schon länger ihr Lager aufgeschlagen
     haben. Es stellt sich heraus, dass die drei auf einen Flug nach Auckland warten, der allerdings erst in zwei Tagen geht. Man
     teilt sich Cola und Pot, und weil sich alle so gut verstehen und das echt auch irgendwie
funny
ist, bleibt der Backpacker die zwei Tage bei seinen neuen Freunden am Flughafen, er hat ja Zeit, alles
easy
. Erst als seine neuen Freunde im Abfluggate verschwunden sind, macht sich der Backpacker auf in die Stadt, sein Ziel: die
     Khaosan Road. Er hat von Eleanora,einem der Mädchen, die Adresse von Babbesco bekommen. Babbesco ist Geschäftsführer in einem
     Café gleich neben der Khaosan, und er weiß, wo man billiges Zeug und die besten Fake-Sneaker bekommt. Babbesco ist nicht da,
     aber dafür Frank aus Lünen, der auch durch Thailand reist und sich im »Sidewalk Café« ein paar Baht dazuverdient, bevor er
     nach Australien abhaut, zum Opaleschürfen. Von Frank aus Lünen erhält der Backpacker nicht nur eine Adresse für die nächsten
     Nächte – »Total billig, ey!«   –, sondern auch den Tipp, mit dem Bus nach Hua Hin zu fahren. Da gäb’s einen Typen namens Fernando, der einen mit seinem Tuk-Tuk
     in die Nähe eines total einsamen Strandes

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