Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
Kilometer zurück. Das zumindest war die Zahl, die der Kommandant des Trupps schließlich festlegte, nach einem heftigen Wortwechsel mit dem Mahut Subhro, welcher der Meinung war, es seien weniger gewesen und es lohne nicht, sich selbst zu betrügen. Der Kommandant sah das anders, da es doch motivierend für die Männer sei, Was spielt es für eine Rolle, dass wir nur vierzehn zurückgelegthaben, die drei fehlenden legen wir morgen zurück, und am Ende ist alles gut, du wirst schon sehen. Der Mahut gab es auf, ihn überzeugen zu wollen, Was bleibt mir auch anderes übrig, sagte er sich, selbst wenn seine falschen Berechnungen zur Routine werden, ändert das trotzdem nichts an den Kilometern, die wir tatsächlich zurücklegen müssen, streite dich also nicht mit dem, der das Sagen hat, Subhro, lerne zu leben.
Er war gerade mit dem Gefühl aufgewacht, im Schlaf einen heftigen Bauchschmerz verspürt zu haben, der nun jedoch offenbar vorbei war, wenngleich es in seinem Unterleib mächtig brodelte und dumpfe Darmgeräusche zu vernehmen waren, da kehrte der Schmerz wie ein Dolchstoß zurück. Subhro erhob sich, so gut es eben ging, bedeutete dem ihm am nächsten befindlichen Wachposten, dass er gleich wiederkäme, und stieg in Richtung einer dichten Baumgruppe den sanften Hügel hinauf, an dem sie ihr Lager errichtet hatten, so sanft war dieser, dass man hätte meinen können, sie lägen in einem Bett mit leicht erhöhtem Kopfteil. Er schaffte es in letzter Sekunde. Wir wollen den Blick abwenden, da er sich seiner Kleider entledigt, die wie durch ein Wunder noch nicht befleckt sind, und warten, bis er den Kopf hebt und das erblickt, was wir bereits erblickt haben, nämlich ein Dorf, eingetaucht in das unwirkliche Augustmondlicht, das alle Erhebungen sanft modelliert, die selbst hervorgebrachten Schatten abmildert und gleichzeitig die angestrahlten Gebiete erglänzen lässt. Da erscholl endlich der erwartete Ausruf, Ein Dorf, ein Dorf. Sie waren bei der Ankunft so müde gewesen, dass offensichtlich keiner auf den Gedanken gekommen war, den Abhang hinaufzusteigen, um zu sehen, was sich auf der anderen Seite befand. Natürlich kann man ein Dorf jederzeit entdecken, und wenn nicht dieses, dann eben ein anderes, doch fraglich ist, ob gleich im erstbesten ein kräftiges Ochsengespann auf uns wartet, das in der Lage ist, mit einem Ruck den Schiefen Turm von Pisa wiederaufzurichten. Überaus erleichtert wischte der Mahut sich notdürftig mit den dort wachsenden Gräsern ab, zum Glück war kein Vogelknöterich darunter, auch Sanguinaria genannt, das hätte ihn nämlich einen Veitstanz aufführen lassen, weil seine zarten Schleimhäute aufs Heftigste zu brennen und zu jucken angefangen hätten. Eine dicke Wolke legte sich über den Mond, das Dorf wurde mit einem Mal schwarz und verschwand wie ein Traum in der es einhüllenden Dunkelheit. Es spielte keine Rolle, zu gegebener Zeit würde die Sonne durchbrechen und ihnen den Weg zu jenem Stall weisen, in dem die Ochsen gerade wiederkäuten und eine Vorahnung hatten, dass ihr Leben sich verändern würde. Subhro durchquerte die dichte Baumreihe und kehrte an seinen Platz im gemeinschaftlichen Schlafsaal zurück. Auf dem Weg dorthin dachte er daran, dem Kommandanten, falls er wach wäre, die, um es in planetarischen Begriffen auszudrücken, größte Freude der Welt zu machen. Und der Ruhm, das Dorf entdeckt zu haben, wäre mir sicher, murmelte er. Denn er brauchte sich keine Illusionen zu machen. In dem noch verbleibenden Teil der Nacht würden möglicherweise andere Männer das Bedürfnis verspüren, ihre Notdurft zu verrichten, und der einzige ungestörte Ort war dort zwischen diesen Bäumen, doch angenommen, dies passierte nicht, so musste man nur warten, bis es hell würde und der Pilgerzug all jener Männer einsetzte, die dem Befehl ihrer Gedärme oder Blase folgten. Im Grunde ist der Mensch doch ein Tier, deshalb brauchen wir uns nicht zu wundern. Widerstrebend beschloss der Mahut, einen Umweg über den Schlafplatz des Kommandanten zu machen, wer weiß, manchmal leiden die Leute ja unter Schlaflosigkeit, schrecken auf, weil sie glauben, im Schlaf umgebracht zu werden, oder weil eine Wanze sie quält, eines dieser zahlreichen, im Saum der Decke versteckten Biester, die das Blut des Schlafenden saugen wollen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Wanze die unfreiwillige Erfinderin der Transfusionen war. Die Hoffnung des Mahut wurde enttäuscht, der Kommandant schlief, und nicht
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