Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
zwischen der Kuh und den Wölfen hätte zwölf Tage und zwölf Nächte angedauert, was bedeutet, dass die Wölfe die Kuh gleich in der ersten Nacht angegriffen und sich erst in der letzten zurückgezogen haben, vermutlich mit Verlusten, Wir waren nicht dabei, konnten es nicht beobachten, Ja, aber wer etwas von Wölfen versteht, der weiß, dass diese Tiere, obwohl sie im Rudel leben, allein jagen, Worauf willst du hinaus, fragte Subhro, Ich will darauf hinaus, dass die Kuh einem gemeinschaftlichen Angriff dreier oder vierer Wölfe nicht hätte standhalten können, und ich spreche nicht von zwölf Tagen, sondern von einer einzigen Stunde, Dann ist also alles Lüge in der Geschichte der kämpferischen Kuh, Nein, Lüge sind nur die Übertreibungen, die sprachlichen Schnörkel und die Halbwahrheiten, die als volle Wahrheiten durchgehen wollen, Wie also hat es sich deiner Meinung nach zugetragen, fragte Subhro, Ich glaube, die Kuh hat sich in der Tat verlaufen, wurde dann von einem Wolf angegriffen, mit dem sie kämpfte und den sie anschließend, vielleicht schwer verletzt, in die Flucht schlug, wonach sie dann einfach dort auf der Weide blieb und ihr Kind säugte, bis sie gefunden wurde, Und kann es nicht sein, dass ein weiterer Wolf kam, Ja, aber da ist schon wieder viel Phantasie im Spiel, die Verdienstmedaille für ihren Mut steht ihr auch schon bei einem Wolf zu. Die Zuhörer klatschten Beifall und dachten sich, dass die galicische Kuh die Wahrheit eigentlich genauso verdient hatte wie die Medaille.
D ie in der ersten Morgenstunde einberufene Generalversammlung der Ochsenkarrenzieher beschloss ohne Gegenstimme, auf der Rückreise nach Lissabon weniger beschwerliche und gefährliche Routen zu nehmen, angenehmere Wege mit weicherem Untergrund, wo sie nicht die gelben Augen und die unheilvolle Umzingelung der Wölfe zu fürchten hatten, die unmerklich ihr ganzes Denken lahmlegte. Natürlich gibt es in den Küstenregionen ebenfalls Wölfe, sie treten sogar recht häufig in Erscheinung und führen Beutezüge bei den dortigen Herden durch, aber es macht trotzdem einen gewaltigen Unterschied, ob man zwischen Felsen herumwandert, bei deren bloßem Anblick einem das Herz in die Hose rutscht, oder ob man den frischen Sand der Strände unter den Füßen spürt und von den Fischern, diesen guten Menschen, für die eher symbolische Hilfe beim Herausziehen eines Bootes ein halbes Dutzend Sardinen spendiert bekommt. Die Ochsenkarrenzieher haben bereits ihren Reiseproviant erhalten und warten nur noch darauf, dass Subhro und der Elefant zur Verabschiedung erscheinen. Irgendjemand hatte diesen Einfall gehabt, vermutlich der Mahut selbst. Und wie er darauf kam, weiß man nicht, da es nichts Schriftliches darüber gibt. Ein Mensch kann von einem Elefanten umarmt werden, aber umgekehrt ist das nicht denkbar. Und auch ein Händedruck wäre schlichtweg unmöglich, fünf unbedeutende menschliche Finger werden niemals ein Elefantenbein umfassen können, das dick wie ein Baumstamm ist. Subhro hatte die Männer in einer Doppelreihe aufstellen lassen, fünfzehn vorn und fünfzehn hinten, mit einer Elle Abstand dazwischen, was darauf hindeutete, dass der Elefant lediglich wie bei einer Truppeninspektion daran entlanggehen musste. Subhro ergriff erneut das Wort und erklärte, jeder müsse, wenn Salomon vor ihm stehen bliebe, die rechte Hand ausstrecken, die Handfläche nach oben, und auf die Verabschiedung warten. Und habt keine Angst, Salomon ist traurig, aber er ist nicht böse, er hat sich so an euch gewöhnt, und nun hat er herausgefunden, dass ihr weggeht, Und wie hat er das erfahren, Das gehört zu den Dingen, nach denen man besser nicht fragt, denn fragten wir ihn direkt danach, würde er uns bestimmt nicht antworten, Weil er es nicht weiß oder weil er nicht will, Ich glaube, in Salomons Kopf vermischen sich das Nichtwollen und das Nichtwissen zu einer großen Frage über die Welt, in die man ihn hineinversetzt hat, aber diese Frage betrifft ja uns alle, uns und die Elefanten. Subhro hatte augenblicklich das Gefühl, etwas Dummes gesagt zu haben, etwas, das einen Ehrenplatz in der Liste der sinnlosen Sätze einnehmen könnte, Zum Glück hat mich niemand verstanden, murmelte er, während er den Elefanten holen ging, das Gute an der Unwissenheit ist, dass sie uns vor dem Falschwissen bewahrt. Die Männer dort draußen wurden langsam ungeduldig, sie wollten endlich loskommen, aus Sicherheitsgründen würden sie am Douro-Ufer
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