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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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und packte die Taube, die sich nicht sträubte oder wegflog, als hätte sie sich bereitsgewundert, dass man ihr keine Aufmerksamkeit schenkte. Mit schnellen, aber vorsichtigen Bewegungen löste der Bürgermeister die Knoten und rollte den schmalen Papierstreifen auf, den man offensichtlich auf diese Größe zurechtgeschnitten hatte, um die Bewegungsfreiheit des Vogels nicht einzuschränken. In kurzen Sätzen teilte der Informant mit, dass die erwarteten Soldaten Kürassiere seien, ungefähr vierzig an der Zahl, alles Österreicher, wie auch der sie befehligende Hauptmann Österreicher war, und dass sie nicht von Zivilisten begleitet würden, jedenfalls habe man keine gesehen. Eine leichte Truppe also, bemerkte der Kommandant der lusitanischen Reiter. So scheint es, sagte der Bürgermeister, Und Waffen, Von Waffen schreibt er nichts, ich denke, er hielt es für unklug, derlei Informationen hier aufzuführen, dafür schreibt er, ihrer Marschgeschwindigkeit nach zu urteilen dürften sie morgen die Grenze erreichen, so gegen zwölf Uhr Mittag, Sie kommen früh, Vielleicht sollten wir sie zum Mittagessen einladen, Vierzig Österreicher, Herr Bürgermeister, nie im Leben, so leicht diese Truppe auch sein mag, sie haben bestimmt ihr eigenes Essen dabei oder Geld, um dafür zu bezahlen, außerdem schmeckt ihnen das, was wir hier essen, bestimmt nicht, ganz zu schweigen davon, dass es gar nicht so einfach ist, vierzig Münder zu stopfen, zumal wir jetzt schon knapp sind mit Lebensmitteln, ich denke, jeder sollte für sich sorgen, Herr Bürgermeister, solange Gott für uns alle sorgt, Wie dem auch sei, die Einladung zum morgigen Abendessen bleibt bestehen, Sie können auf mich zählen, aber ich müsste mich doch sehr täuschen, wenn Sie nicht auch daran dächten, den Hauptmann der Österreicher einzuladen, Gelobt sei Ihre Scharfsinnigkeit, Und warum diese Einladung, falls ich Ihr Vertrauen mit dieserFrage nicht zu sehr missbrauche, Es ist eine Geste der politischen Befriedung, Gehen Sie tatsächlich davon aus, dass eine solche Befriedungsgeste nötig ist, wollte der Kommandant wissen, Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass man auf alles gefasst sein muss, wenn sich zwei Truppenkommandos an einer Grenze gegenüberstehen, Ich werde tun, was ich kann, um das Schlimmste zu verhindern, ich möchte nämlich keinen einzigen meiner Männer verlieren, sollte es jedoch nötig sein, Waffengewalt anzuwenden, werde ich keinen Augenblick zögern, und nun, Herr Bürgermeister, gestatten Sie mir, dass ich mich zurückziehe, meine Leute werden einiges zu tun haben, angefangen damit, dass sie irgendwie ihre Uniformen aufpolieren müssen, wir tragen sie nämlich seit fast zwei Wochen, bei Sonne, Wind und Regen, wir schlafen mit ihnen, stehen mit ihnen auf, und deshalb wirken wir nicht wie ein Truppenkommando, sondern eher wie ein Bettleraufmarsch, Wie Sie wünschen, Herr Kommandant, morgen, wenn die Österreicher eintreffen, werde ich Ihnen zur Seite stehen, wie es meine Pflicht ist, In Ordnung, Herr Bürgermeister, sollten Sie mich bis dahin brauchen, wissen Sie ja, wo Sie mich finden können.
    Nach seiner Rückkehr in die Burg ließ der Kommandant die Truppe versammeln. Die Ansprache war nicht lang, doch es wurde alles Nötige gesagt. Das Wichtigste war, dass die Österreicher, ganz gleich, welche Gründe sie vorbrächten, keinen Zugang zur Burg bekommen durften, selbst wenn deswegen zu den Waffen gegriffen werden müsste. Das wäre der Krieg, fuhr er fort, ich hoffe, es kommt nicht dazu, doch je schneller wir die Österreicher davon überzeugen, dass es uns ernst ist, umso leichter werden wir unsere Absichten durchsetzen. Wir werden sie vor den Stadtmauern erwarten unduns nicht von der Stelle bewegen, selbst wenn sie die Absicht bekunden, in die Burg vorzudringen. Als euer Kommandant werde ich die Gespräche führen, von euch erwarte ich in diesen ersten Augenblicken nur, dass eure Gesichter wie die Seite eines aufgeschlagenen Buches sind, auf der geschrieben steht, Ihr kommt hier nicht herein. Falls uns dies gelingt, und es muss uns gelingen, koste es, was es wolle, sind die Österreicher gezwungen, außerhalb der Festungsmauern zu lagern, was sie von Anfang an in die schwächere Position bringt. Möglicherweise wird nicht alles so einfach vonstattengehen, wie meine Worte zu versprechen scheinen, doch ich versichere euch, ich werde alles geben, damit die Österreicher aus meinem Munde eine Antwort vernehmen, die dieses Kavalleriekorps, dem wir

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