Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
entlangmarschieren, bis sie zur Stadt Porto gelangten, der man nachsagte, dass sie die Menschen gut aufnahm, einige hatten sogarvor, sich dort niederzulassen, sobald die Frage der Bezahlung, die nur in Lissabon gelöst werden konnte, geklärt wäre. Damit war gerade jeder für sich beschäftigt, als Salomon vor ihnen auftauchte und schwerfällig seine vier Tonnen Fleisch und Knochen und seine drei Meter Größe vorwärtsbewegte. Einige der weniger beherzten Männer verspürten schon bei der bloßen Vorstellung, irgendetwas könnte bei dieser Verabschiedung schiefgehen, einen Stich in der Magengegend, war diese, gemeint ist die Verabschiedung zwischen unterschiedlichen Tiergattungen, doch eine Sache, für die es, wie gesagt, noch keine Literaturhinweise gibt. Gefolgt von seinen Hilfskräften, denen nun das Ende dieses dolce far niente drohte, in dem sie seit ihrer Abreise aus Lissabon gelebt hatten, thronte Subhro auf Salomons breitem Nacken, was die Unruhe der aufgereihten Männer noch verstärkte. Fragten sie sich doch alle insgeheim, Wie kann er uns zu Hilfe kommen, wenn er sich so hoch oben befindet. Die beiden Reihen schwankten mehrmals, wie von einem heftigen Wind geschüttelt, doch sie brachen nicht auseinander. Es hätte auch nichts genützt, denn der Elefant näherte sich bereits. Subhro ließ ihn vor dem Mann rechts außen in der ersten Reihe haltmachen und sprach mit klarer Stimme, Hand ausstrecken, Handfläche nach oben. Der Mann tat, was man ihm befohlen hatte, dort war die Hand, und sie wirkte nach außen hin sicher. Da legte der Elefant die Spitze seines Rüssels auf die geöffnete Hand, und der Mann reagierte instinktiv auf diese Geste, indem er diesen drückte, als sei er die Hand eines Menschen, während er gleichzeitig versuchte, den Kloß hinunterzuschlucken, der sich gerade in seinem Hals bildete und Tränen auszulösen drohte, ließe man ihn denn gewähren. Er zitterte von Kopf bis Fuß, während Subhro ihn von seiner Höhe herab freundlich ansah. Mit dem Mann neben ihm wiederholte sich ungefähr das gleiche Schauspiel, doch gab es auch einen Fall gegenseitiger Ablehnung, bei dem weder der Mann seinen Arm ausstrecken, noch der Elefant seinen Rüssel nähern wollte, eine Art instinktiver, vernichtender Antipathie, die sich keiner erklären konnte, zumal auf der Reise nichts vorgefallen war, was auf eine solche Feindseligkeit hingedeutet hätte. Dafür gab es auch Augenblicke stärkster Emotion, zum Beispiel bei dem Mann, der in heftiges Schluchzen ausbrach, als hätte er gerade ein geliebtes, jahrelang verschollen gewesenes Wesen wiedergefunden. Ihn behandelte der Elefant mit besonderem Wohlwollen. Er strich ihm mit dem Rüssel über Kopf und Schultern und bedachte ihn mit Liebkosungen, die in der Sanftheit und Zärtlichkeit, die sie ausstrahlten, fast menschlich wirkten. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit hat ein Tier sich im wahrsten Sinne des Wortes von menschlichen Wesen verabschiedet, als schuldete es ihnen Respekt und Freundschaft, auch wenn in unserem Moralkodex nichts dergleichen verankert ist, aber vielleicht steht es ja in goldenen Lettern im Grundgesetz der Elefantenspezies geschrieben. Eine vergleichende Lektüre der beiden Dokumente wäre bestimmt erhellend und würde uns vielleicht helfen, die gegenseitige Ablehnung zu verstehen, die wir aus Wahrheitsliebe zu unserem großen Leidwesen beschreiben mussten. Im Grunde werden sich Mensch und Elefant niemals verstehen. Salomon hat gerade ein Trompeten ausgestoßen, das sicherlich im Umkreis einer Legua von Figueira de Castelo Rodrigo zu hören ist, nicht der unsrigen Legua, sondern jener anderen, älteren, weitaus kürzeren. Die Gründe und Absichten, die hinter diesem schrillen, SalomonsLungen entsprungenen Schrei stecken, sind von Menschen wie uns, die wir so wenig von Elefanten verstehen, nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Und fragten wir Subhro, was er in seiner Eigenschaft als Experte über die Sache denkt, würde er sich bestimmt nicht festlegen und gäbe uns eine dieser ausweichenden Antworten, die weitere Nachfragen von vornherein unterbinden. Trotz der Unsicherheiten, die bei unterschiedlichen Sprachen stets bestehen, erscheint uns die Behauptung, Salomon habe die Abschiedszeremonie Spaß gemacht, gerechtfertigt. Die Ochsenkarrenzieher waren bereits aufgebrochen. Das Zusammenleben mit den Militärs hatte sie fast unmerklich bestimmte disziplinarische Gewohnheiten annehmen lassen, wie zum Beispiel jene aus der
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