Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
es keinen anderen Krieg. Der Mann war Philosoph.
Am Vormittag bedankte sich Fritz, gestärkt und mit mehr oder weniger gefülltem Magen, für die Gastfreundschaft und ging nachsehen, ob es den Elefanten, für den er sorgen musste, noch gab. Er hatte nämlich geträumt, Soliman hätte in der Nacht Bozen heimlich verlassen und wäre auf den umliegenden Bergen und in den Tälern herumgelaufen, in einer Art Rausch, der nur auf den Einfluss des Schnees zurückzuführen war, obgleich es zu diesem Thema in der gängigen Bibliographie, von Hannibals kriegerischem Alpenabenteuer einmal abgesehen, in letzter Zeit nur noch langweilige Berichte über gebrochene Arme und Beine von Skifahrern gab. Das waren noch Zeiten, als die Menschen im Gebirge abstürzten und tausend Meter tiefer auf einer bereits mit Gebeinen und Schädeln anderer Unglücksraben übersäten Talsohle zerschellten. Das konnte man noch Leben nennen. Auf dem Platz waren bereits mehrere Kürassiere versammelt, die einen zu Pferde, die anderen zu Fuß, und die noch fehlenden trudelten gerade ein. Es schneite, aber nur schwach. Zwanghaft neugierig, wie er war, und da niemand ihn aus erster Hand informierte, fragte derMahut wieder einmal den Unteroffizier, was es Neues gab. Es bedurfte lediglich eines wohlerzogenen Guten Morgen, um dem Militär, der ohnehin wusste, was der Mahut wollte, die Neuigkeit zu entlocken, Wir reisen weiter nach Bressanone oder Brixen, wie wir es auf Deutsch nennen, heute wird es eine kurze Reise werden, kaum zehn Leguas. Nach einer erwartungsvollen Pause fügte der Unteroffizier hinzu, Es sieht so aus, als könnten wir in Brixen ein paar Tage ausruhen, und das ist auch dringend nötig, Allerdings, Soliman kann kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen, das hier ist kein Klima für ihn, er wird sich noch eine Lungenentzündung holen, und dann möchte ich mal sehen, was Seine Königliche Hoheit mit den Knochen des armen Tieres anfängt, Es wird sich alles fügen, sagte der Unteroffizier, bisher lief es doch nicht schlecht. Fritz blieb nichts anderes übrig, als zuzustimmen, und ging nach dem Elefanten sehen. Er fand ihn im Schuppen vor, nach außen hin ruhig, doch dem noch immer unter dem Eindruck des beunruhigenden Traumes stehenden Mahut schien es, als stellte er sich nur so, als hätte er in Wahrheit Bozen mitten in der Nacht verlassen, um sich im Schnee zu vergnügen, vielleicht hatte er die höchsten Gipfel erklommen, wo, wie es heißt, der Schnee ewig sei. Auf dem Boden war nicht die winzigste Spur des bereitgestellten Futters zu finden, nicht ein einziger Vorzeigestrohhalm, und das gab zumindest Anlass zu der Hoffnung, dass das Tier nicht vor Hunger zu quengeln anfangen würde, wie kleine Kinder es tun, obwohl er, der Elefant, und das wissen die wenigsten, auch eine Art Kind ist, wenngleich nicht im physischen Sinn, so doch zumindest, was seinen unausgereiften Verstand betrifft. In Wirklichkeit wissen wir nicht, was ein Elefant denkt, aber ebenso wenigwissen wir, was ein Kind denkt, außer es lässt uns an seinen Gedanken teilhaben, doch auch darauf sollte man sich nicht allzu sehr verlassen. Fritz bedeutete Soliman, dass er aufsteigen wollte, und der Elefant bot ihm eilends und mit einem Ausdruck, als suchte er Vergebung für eine begangene Dummheit, seinen Stoßzahn als eine Art Steigbügel an, während er ihm gleichzeitig den Rüssel wie in einer Umarmung um die Taille schlang. Mit einem einzigen Ruck hob er ihn auf seinen Nacken und setzte ihn vorsichtig ab. Fritz blickte nach hinten und entdeckte wider Erwarten nicht die geringste Spur von Eis auf Solimans Hinterteil. Das war ein Mysterium, das er vermutlich nie würde ergründen können. Entweder verfügte der Elefant im Allgemeinen und dieser im Besonderen über ein System zur Regulierung der eigenen Körperwärme, das wundersamerweise in der Lage war, nach gebührender geistiger Konzentration eine Eisschicht von beträchtlicher Dicke zum Schmelzen zu bringen, oder aber die sportliche Übung des schnellen Bergauf- und Bergabsteigens hatte bewirkt, dass besagtes Eis trotz des labyrinthischen Haargeflechts, das dem Mahut Fritz so viel Mühe bereitet hatte, geschmolzen war. Bestimmte Geheimnisse der Natur erscheinen auf den ersten Blick unergründlich, und vielleicht ist es ratsam, nicht an ihnen zu rühren, um nicht am Ende aus einer aus dem Unreinen gewonnenen Erkenntnis mehr Schaden als Nutzen zu ziehen. Man bedenke nur, wie folgenschwer Adams Verzehr eines nach außen hin
Weitere Kostenlose Bücher