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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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senkrecht in die Höhe, als wollten sie über dem Weg einstürzen. Fritzens Herz zog sich vor Angst zusammen, eine nie gekannte Kälte kroch in seine Knochen. Ganz allein war er dieser schrecklichen Bedrohung ausgesetzt, denn die Befehle des Erzherzogs, diese gebieterische Instruktion, die Kolonne müsse zu ihrer eigenen und einzigen Sicherheit beisammenbleiben, gleichsam wie mit Seilen aneinandergekettete Bergsteiger, war schlichtweg nicht beachtet worden. Ein Sprichwort, wenn man es überhaupt als solches bezeichnen kann, das ebenso portugiesisch wie indisch oder universal sein könnte, fasst Situationen dieser Art auf elegante und eloquente Weise zusammen, Tue, was ich dir sage, aber nicht, was ich tue. Danach handelte der Erzherzog, der bestimmt hatte, Wir wollen alle beisammenbleiben, doch zu gegebener Zeit, statt, wie es richtig gewesen wäre, auf den nachfolgenden Elefanten und seinen Mahut zu warten, zumal er Besitzer des einen und Herr des anderen war, seinem Pferd, im übertragenen Sinne die Sporen gegeben und die Beine in die Hand genommen hatte, geradewegs in Richtung Schluchtausgang, ehe es zu spät wäre und ihm der Himmel auf den Kopf fiele. Man stelle sich also vor, die Vorhut der Kürassiere wäre in die Klamm eingedrungen und hätte dort gewartet, man stelle sich weiterhin vor, die danach Kommenden hätten ebenfalls dort gewartet, der Erzherzog und seine Erzherzogin, der Elefant Soliman und der Mahut Fritz, der Wagen mit den Futterballen sowie die den Zug abschließenden Kürassiere als auch die ganzen Wagen dazwischen, beladen mit Truhen, Kisten und Schränken, und die ganze Dienerschar, alle brüderlich vereint und darauf wartend, dass der Berg einstürzte oder eine ungeheure, nie gekannte Lawine sie alle in ein weißes Leichentuch hüllte und die Klamm bis zum Frühjahr verstopfte. Der Egoismus, von dem es heißt, er sei eine der negativsten und verwerflichsten Verhaltensweisen der menschlichen Spezies, kann unter bestimmten Umständen auch seine Berechtigung haben. Indem wir unsere eigene teure Haut retteten und geschwind dieser tödlichen Mausefalle entrannen, in die sich die Eisackschlucht hätte verwandeln können, haben wir auch die Haut unserer Reisegefährten gerettet, die, als sie schließlich an der Reihe waren, ihren Marsch fortsetzen konnten, ohne durch lästige Verkehrsstaus behindert zu werden, die Schlussfolgerung ist also leicht zu ziehen, jeder für sich zur Rettung aller. Wer hätte gedacht, dass die Moral nicht immer das ist, was sie zu sein scheint, und umso wirkungsvoller sein kann, je widersprüchlicher sie sich zeigt. Angesichts dieser eindeutigen Sachlage und angetrieben durch den ungefähr hundert Meter hinter ihnen erfolgten plötzlichen Aufprall einer Schneemasse, die, wenngleich keineswegs als Lawine zu bezeichnen, dennoch für einen heftigen Schrecken sorgte, bedeutete Fritz Soliman loszugehen, los, los. DemElefanten schien dies indes zu wenig zu sein. Die Situation erforderte aufgrund ihrer Gefährlichkeit statt des einfachen Schritts einen Trott oder besser noch einen Galopp, welcher ihn schnell von den Bedrohungen der Eisackschlucht erlösen sollte. Schnell war er also, so schnell wie der heilige Antonius, als er die vierte Dimension nutzte, um nach Lissabon zu reisen und seinen Vater vor dem Galgen zu erretten. Dumm war nur, dass Soliman seine Kräfte überschätzte. Keuchend sank er wenige Meter hinter dem Schluchtausgang mit Vorderbeinen und Knien auf den Boden. Der Mahut hatte jedoch Glück. Normalerweise wäre er durch den Aufprall gegen den Kopf des unseligen Tiers geschleudert worden, Gott allein weiß, mit welch unheilvollen Folgen, doch das vielgerühmte Elefantengedächtnis brachte Soliman die Geschichte mit dem Dorfpfarrer, der ihm den Teufel hatte austreiben wollen, in Erinnerung, als er in letzter Sekunde, im allerletzten Augenblick, den womöglich tödlichen Tritt hatte abdämpfen können. Der Unterschied zu damals bestand darin, dass Soliman es diesmal schaffte, seine verbliebene Energie zu mobilisieren, um die Geschwindigkeit seines eigenen Sturzes abzumildern, wodurch die dicken Knie den Boden mit der Leichtigkeit einer Schneeflocke berührten. Wie er das schaffte, weiß keiner, und man wird ihn auch nicht danach fragen. Wie Taschenspieler haben auch Elefanten ihre heimlichen Tricks. Zwischen Sprechen und Schweigen wird ein Elefant sich stets für das Schweigen entscheiden, deshalb ist sein Rüssel auch so überdimensioniert, denn er dient nicht nur

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