Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
zum Transport von Baumstämmen und als Aufzug für den Mahut, sondern hat außerdem den Vorteil, ein ernsthaftes Hindernis für jegliche unkontrollierte Geschwätzigkeit darzustellen. Vorsichtig gab Fritz Soliman zu verstehen, dass es nun an der Zeit sei, einen kleinen Versuch des Aufstehens zu wagen. Er befahl es ihm nicht und bediente sich auch nicht seines umfangreichen Repertoires an mehr oder weniger heftigen Hieben mit dem Stock, sondern gab es ihm nur zu verstehen, was wieder einmal beweist, dass die Achtung der Gefühle der anderen die beste Grundlage für ein blühendes, glückliches Beziehungs- und Gefühlsleben ist. Es ist der Unterschied zwischen einem kategorischen Steh auf und einem fragenden Und wenn du jetzt aufstehen würdest. Es gibt sogar Leute, die behaupten, in Wahrheit hätte Jesus diesen und nicht den ersten Satz ausgesprochen, was der zwingende Beweis dafür ist, dass die Auferweckung des Lazarus letztlich in erster Linie von dessen freiem Willen und nicht von den wundersamen Fähigkeiten des Nazareners abhing, so erhaben diese auch gewesen sein mögen. Lazarus ist also auferstanden, weil man höflich mit ihm umging, so einfach ist das. Und dass diese Methode weiterhin gute Ergebnisse zeitigte, konnte man daran erkennen, dass Soliman, zunächst das rechte und dann das linke Bein aufstützend, Fritz wieder in die relative Sicherheit einer schwankenden Vertikalität zurückversetzte, ihn, der sich bis dahin lediglich auf die Festigkeit einiger Nackenhaare des Elefanten hatte verlassen können, ohne die er den Rüssel hinabgestürzt wäre. Wir sehen Soliman, wie er bereits wieder fest auf seinen vier Beinen steht und eine plötzliche Belebung durch die Ankunft des Futterwagens erfährt, dessen beide Ochsengespanne nach hartem Kampf gegen den zuvor erwähnten Schneeberg nun stolz in Richtung Schluchtausgang und ausgehungerten Elefanten vorrücken. Seine Seele, die sich um ein Haar verabschiedet hätte, erhielt nun den Preis für ihre Tapferkeit, weil sie diesen Körper, der in dieser grausam weißen Landschaft zu Boden gegangen war, als wollte er niemals wieder aufstehen, ins Leben zurückgerufen hatte. Die Tafel wurde an Ort und Stelle errichtet, und während Fritz und der Ochsentreiber die Rettung mit ein paar Schlucken Schnaps aus dem Vorrat des Letzteren feierten, verschlang Soliman mit rührender Hingabe ein Bündel Heu nach dem anderen. Es fehlte nur noch, dass Blumen im Schnee erblüht wären und Frühlingsvögelchen dort in Tirol ihre süßen Lieder angestimmt hätten. Man kann nicht alles haben. Es ist schon viel, dass Fritz und der Ochsentreiber, ihre beiden Intelligenzen miteinander multiplizierend, einen Weg fanden, um der beunruhigenden Tendenz der Kolonne, sich immer wieder in scheinbar nichts miteinander zu tun habende Einzelteile aufzulösen, entgegenzuwirken. Es war eine Teillösung, doch ohne Zweifel der Vorläufer einer neuen Herangehensweise an Probleme, die besagt, dass es selbst dann, wenn es um persönliche Interessen geht, stets ratsam ist, die andere Seite mit einzubeziehen. Mit anderen Worten, es geht um ganzheitliche Lösungen. Von nun an werden Ochsen und Elefant unwiderruflich zusammen reisen, vorneweg der Futterwagen und dahinter, sozusagen dem Strohgeruch nachspürend, der Elefant. So logisch und vernünftig die topographische Ordnung dieser Teilgruppe auch sein mag, und das wagt bestimmt niemand zu leugnen, wird dennoch nichts von dem, was hier dank eines entschlossenen Einigungswillens erreicht wurde, das wäre ja noch schöner, auf das Erzherzogspaar anwendbar sein, dessen Kutsche bereits einen großen Vorsprung hat und vielleicht sogar schon in Brixen angekommen ist. Sollte dem wirklich so sein, dann dürfen wir jetzt bereits verraten, dass Soliman in diesem bekannten Touristenorteine verdiente Ruhepause von zwei Wochen wird genießen können, und zwar in einer Herberge mit dem sprechenden Namen Am hohen Feld. Es mag merkwürdig erscheinen, dass eine Herberge, die sich noch auf italienischem Boden befindet, einen deutschen Namen trägt, doch das erklärt sich dadurch, dass der Großteil der dortigen Gäste Österreicher und Deutsche sind, die sich eben gern wie zu Hause fühlen. Ähnliche Gründe werden eines Tages in der portugiesischen Algarve dazu führen, dass ein ordentlicher Strand nicht mehr praia, sondern beach genannt wird und der pescador fisherman, ganz gleich, ob er ordentlich ist oder nicht, und bei den aldeamentos turísticos, die jetzt schon keine
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