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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Stalker zum ersten Mal klar, wie nah er sich an den Rand jenes Abgrunds manövriert hatte, in dem die Finsternis des Nichts und ewiges Vergessen lauerten.
    Taran schaute sich um und überschlug die bis jetzt zurückgelegte Wegstrecke. Vom Platz des Sieges bis zum Autobahnring waren es gut drei Kilometer, bis zu den Pulkowo-Höhen insgesamt sieben. Er hatte also noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Eine niederschmetternde Bilanz. Es war naiv gewesen, sich mit so wenig Munition in diese Hölle zu wagen . A lle Hoffnungen, Gleb zu finden, zerrannen ihm zwischen den Fingern. Hielt das Schicksal wirklich ein solches Ende für ihn bereit? Oder unterzog es ihn nur einem weiteren Härtetest?
    Unwillkürlich tastete der Stalker die Taschen seiner Weste ab. Vielleicht war da noch irgendwas, womit er sich verteidigen konnte. Durch den festen Stoff spürte er einen rundlichen, rippigen Gegenstand. Na klar: die Granate! Die von der Sprengfalle im Milizhäuschen. Wie hatte er sie nur vergessen können?! Der Zündstoff in der Sprengkapsel war vermutlich längst oxidiert, aber Ausprobieren kostet bekanntlich nichts.
    Für einen Moment kam ihm der verstörende Gedanke, sich mit dem »Osterei« selbst ein Ende zu machen – immer noch besser, als lebendig aufgefressen zu werden. Doch dann entdeckte er ungefähr zehn Meter hinter den heranschwebenden Quallen das Wrack eines Tanklastwagens . A ls er das gestrandete Gefährt betrachtete, kam ihm sofort eine Idee. Ob es wohl gelingen würde, sich ins Innere des rostigen Tanks zu flüchten? Andererseits, was würde das ändern? Sein Rendezvous mit dem Tod konnte er damit bestenfalls hinauszögern . A ber es war immer noch besser, später zu sterben als sofort …
    Der Stalker zog den Splint und schleuderte die Granate mitten in die Ansammlung von Quallen, die ihm den Weg zum Tankwagen versperrten. Um selbst nichts abzukriegen, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in den stinkenden Morast zu werfen. Die eisige Brühe schwappte ihm in den Kragen und verschmierte die Sichtscheibe der Gasmaske.
    Der Zündmechanismus funktionierte zum Glück . A ls das Wurfgeschoss explodierte, flogen Fontänen von Schlamm und die von Splittern zerfetzten Körper der Quallen durch die Luft. Faulige Erdklumpen und Moosbüschel klatschten ins Wasser. Der Pulverdampf hatte sich noch nicht verzogen, als Taran bereits zum Tankwagen sprintete. Im Laufen wischte er mit dem Ärmel die Sichtscheibe der Gasmaske frei.
    Der Dosimeter knackte ein paarmal und verstummte dann. Der Laster strahlte nicht. Das war schon mal gut.
    Die räuberischen Bestien machten keinerlei Anstalten, dem Flüchtenden hastig nachzujagen. Stattdessen wendeten sie elegant, schwebten ihrem Opfer ohne Eile hinterher und kreisten es systematisch ein.
    Über eine schmale Leiter kletterte der Söldner auf den Tank und riss am Verschlusshebel der Einstiegsöffnung. Doch der Lukendeckel rührte sich nicht – er war am Stutzen festgerostet. Taran kletterte ins Führerhaus und kramte unter dem Fahrersitz. Das Brecheisen befand sich genau dort, wo es hingehörte. Mit diesem Werkzeug gelang es, die Luke aufzustemmen. Im Tank stand dieselbe schlammige Brühe wie draußen. Das war nicht weiter verwunderlich, denn in der teils durchgerosteten Metallhülle klafften faustgroße Löcher.
    Der Stalker blickte sich um. Die Medusen waren schon dicht herangekommen. Die häutigen Säcke unter ihren pilzförmigen Köpfen zogen sich rhythmisch zusammen. Das waren wohl die Generatoren jenes besonderen, leichten Gases, das spezielle Hohlräume in ihren hässlichen Körpern füllte. Wie zur Bestätigung der Vermutung schwebte eine der Bestien schwerelos empor und streckte ihre zitternden Tentakel nach dem Zweibeiner aus.
    Taran hielt den schweren Deckel auf, warf das Brecheisen in die Luke und sprang hinterher. Mit einem dumpfen Knall fiel oben der Deckel zu und schirmte ihn von der Außenwelt ab. In der plötzlichen Finsternis war kaum etwas zu erkennen. Doch nach einiger Zeit gewöhnten sich die Augen an das fahle Licht, das durch die Löcher ins Innere drang. Nun konnte der Stalker sich einigermaßen orientieren . A ls Erstes tastete er mit den Füßen nach dem Brecheisen und zog das wertvolle Werkzeug aus der schlammigen Brühe. Keine besonders effektive Waffe, aber besser als nichts. Jetzt blieb nichts, als zu warten …
    Kurz darauf hallten besorgniserregende Geräusche durch den Hohlraum des Tanks: das Scharren und Kratzen von Krallen . A m Dach machte sich

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