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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Flatsch … Flatsch …
    Bis zu den Knien versanken die Beine in der fauligen Brühe, und in die Nase stieg grauenhafter Schwefelgestank. Wohin man auch schaute, überall erstreckte sich der mit Wasserlinsen überzogene, endlose Sumpf . A uf den wenigen moosbewachsenen Bulten reckten niedrige Bäumchen ihre kahlen, knorrigen Äste in die Luft.
    Das größte Problem bestand vorläufig darin, nicht vom festen Untergrund abzukommen und auf Nimmerwiedersehen in einem Moorloch zu verschwinden. Zu diesem Zweck versuchte der Stalker auf der Pulkowo-Chaussee zu bleiben, die vom Schlamm verborgen unter seinen Füßen verlief.
    Sein bizarrer Weggefährte trottete brav hinter ihm her. Nur ab und zu, wenn er irgendwo im Nebel ein Raubtier witterte, rollte sein furchterregendes Gebrüll durch die Landschaft. Wie Sitting Bull versprochen hatte, wagte es im Verlauf von eineinhalb Stunden nicht eine einzige Bestie, sich dem merkwürdigen Pärchen zu nähern.
    Das konnte natürlich nicht ewig so weitergehen . A n einem bestimmten Punkt blieb Sugg wie angewurzelt stehen, als sei er an eine unsichtbare Grenze gestoßen, spitzte die Ohren und spähte angestrengt in den milchigen Schleier.
    »Was ist los? Weiter geht’s!«
    Doch alle Überredungskünste waren vergeblich. Wie um sich zu entschuldigen, senkte das Tier den Kopf, machte kehrt und trabte majestätisch in der Gegenrichtung davon.
    »Kann ich verstehen. Wer riskiert schon gern seine Haut. Trotzdem vielen Dank.«
    Der Stalker fasste die Petscheneg fester und setzte seinen Weg fort.
    Flatsch … Flatsch … Flatsch …
    Ein kaum hörbares Plätschern zu seiner Rechten veranlasste ihn stehen zu bleiben. Oder war das nur der Widerhall seiner eigenen Schritte gewesen? Als er weiterging, wiederholte sich das seltsame Geräusch. Diesmal ein Stück weit versetzt. Taran drehte sich in die Richtung der mutmaßlichen Bedrohung und bemerkte sofort die Luftblasen, die in einem Wasserloch in unmittelbarer Nähe aufstiegen. Plötzlich wölbte sich die Tangschicht und eine Welle rollte über die schlammige Oberfläche.
    »Wie in Star Wars«, murmelte der Söldner, während er zielte. »Jetzt fehlt nur noch Meister Yoda …«
    Das Maschinengewehr hämmerte los und nagelte eine Salve in den Sumpf. Im Kugelhagel spritzte ein Reigen kleiner Fontänen empor. Die Welle verschwand. Wegen des aufgewirbelten Schlamms war der Aggressor nicht zu sehen. Oder war er schon krepiert?
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Das Wasserloch begann zu brodeln. Kurz darauf tat es sich spritzend auf und aus seinem Schlund tauchte eine unförmige schwarze Gestalt hervor.
    Noch ehe Taran die Bedrohung begriffen hatte, drückte sein Finger auf den Abzug. Die Ausgeburt der Tiefe zuckte in der Maschinengewehrgarbe und fiel dem Söldner als schleimiger Klumpen vor die Füße. Seine dünnen Tentakel peitschten noch einmal den Schlamm und aus seinem durchsiebten Körper quoll eine Lache schwarzen, öligen Bluts.
    In der Ferne hörte man das dumpfe Röhren eines unbekannten Raubtiers. Der Krach hatte offenbar weiteres Getier angelockt. Es schien ratsam, schleunigst das Weite zu suchen.
    Doch kaum hatte Taran zehn Meter zurückgelegt, entdeckte er abermals die verdächtigen Luftblasen auf dem Wasser. Diesmal waren es gleich zwei »Kalmare« auf einmal. Hatten sie ihm aufgelauert oder kamen sie ihrem unglückseligen Artgenossen zu Hilfe? Andererseits schien es abwegig, dass solche Kreaturen vernunftgesteuert handelten. Schon eher instinktiv.
    Nachdem der Stalker die glitschigen Bestien mit einem halben Patronengurt erledigt hatte, tauchte aus dem Schleier der Schwefeldämpfe die Silhouette eines Blokadniks auf. Der grauhäutige Gigant kaum geradewegs auf ihn zu. Unter seinen schweren Schritten spritzte zu beiden Seiten der Morast. Seine schwarzen Augenhöhlen fixierten den Stalker gierig. Wieder kläffte die Petscheneg los und verstummte erst, als die gebeugte Gestalt des Mutanten stehen blieb und langsam ins trübe Wasser sank.
    Bei einem flüchtigen Blick auf das Gewehr bemerkte Taran, dass die Patronen zu Ende waren. Zweihundert Schuss in ein paar Minuten … Tja, ein horrender Verbrauch. Wie sollte das weitergehen?
    Der Stalker legte rasch einen neuen Munitionsgurt ein und setzte seinen Vormarsch unbeirrt fort. Er kam jetzt noch langsamer voran, da ihm das Wasser inzwischen bis zum Gürtel stand. Zum Glück war der Weg von moosbewachsenen Autowracks gesäumt. Taran benutzte sie als Gefechtsbasis, um besonders

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