Die Reise in die Dunkelheit
irgendeine Bestie an der rostigen Metallhülle zu schaffen. Zum Glück war sie nicht intelligent genug, die Luke aufzuklappen. Ihre Versuche, ins Innere vorzudringen, stellte sie schon bald wieder ein. Es folgte ein wütendes Brüllen, das rasch zu einem jämmerlichen Winseln verkam. Die Bestie röchelte noch kurz und verstummte dann ganz. Was war mit ihr passiert? Doch nicht die Quallen?
Im selben Moment schob sich ein Tentakel durch ein Loch. Der Söldner sprang zurück und wäre dabei beinahe gegen einen weiteren Fangarm gestoßen, der an der gegenüberliegenden Wand entlangtastete. Nur wenig später hatten sich durch fast alle genügend großen Löcher rastlos umherschlängelnde Tentakel geschoben. Taran hatte alle Hände voll zu tun, ihnen auszuweichen.
Anfangs griffen nur einige wenige Quallen an, und das Wrack rührte sich nicht vom Fleck. Doch allmählich fanden sich immer mehr Mutanten ein, und unter dem Druck ihrer gelatinösen, pulsierenden Körper geriet der Tank allmählich in Bewegung – zunächst kaum merklich, aber dann immer heftiger und schließlich begann er bedrohlich zu schaukeln.
Wasser spritzte umher, und der Stalker bekam eisige Schlammduschen ab. Er spürte, dass der Behälter Schlagseite bekam, und hatte alle Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Doch der leidgeprüfte Tankwagen neigte sich unaufhaltsam zur Seite und kippte bald darauf endgültig um. Quietschend löste sich der Anhänger von der Zugmaschine und rutschte langsam in den Straßengraben, wo er fast bis obenhin im Wasser versank.
Zu allem Überfluss landete die nunmehr seitlich liegende Einstiegsluke direkt an einem Laternenmasten. Der einzige Ausgang nach draußen war somit blockiert. Tauchend ertastete Taran den Lukendeckel, doch der rührte sich keinen Millimeter mehr.
Das Wasser stieg schnell. Durch sämtliche Löcher spritzten Wasserfontänen ins Innere. Der Stalker verlor die Orientierung und schnappte verzweifelt nach Luft. Seine sichere Zuflucht hatte sich innerhalb weniger Sekunden in eine tödliche Falle verwandelt.
Die Glieder wurden klamm vor Kälte, die Zähne fingen zu klappern an. Ein Zustand totaler Entkräftung stellte sich ein . A nzeichen einer akuten Unterkühlung? Das fehlte noch.
Der Söldner nahm seine ganze Willenskraft zusammen und schlug mit dem Brecheisen auf die Tankwand ein. Das Dröhnen des Metalls klang wie Totengeläut, aber das Loch vergrößerte sich um keinen Zentimeter . A uch die darauffolgenden Schläge brachten keinen nennenswerten Erfolg. Die Konstruktion war leider stabiler als gedacht.
Dann also ein Grab auf Rädern …
Jeder andere hätte in dieser Situation wohl die Nerven verloren, doch die in den Jahren antrainierte Mentalität, stets bis zum Letzten zu kämpfen, veranlasste Taran, die bleischwer gewordene Eisenstange immer wieder aufs Neue zu schwingen. Bei jedem Rammstoß tanzten schwarze Flecken vor seinen Augen, und heftiger Schmerz schoss in seine erschöpfte Muskulatur.
Die Luftschicht unter der Decke wurde unerbittlich dünner. Der Söldner musste schwimmen, um noch atmen zu können. Letztlich setzte er das Brecheisen wie einen Hebel an einem der größten Löcher in der oberen Wand an, und es gelang ihm tatsächlich, den rostigen Rand etwas aufzubiegen . A llerdings reichte es bei Weitem nicht, um hindurchzuklettern.
Nach einigen Minuten verzweifelten Kampfs klammerte sich der Stalker am Rand des Lochs fest und presste das Gesicht dagegen. Hustend schnappte er nach der feuchten, fauligen Luft und schaute zum trostlosen Himmel. Die Eisenstange war ihm aus den Fingern gerutscht und zu Boden gesunken.
Die Kälte war auf einmal nicht mehr zu spüren. Der Schüttelfrost verging. Der Körper schwebte gleichsam in Schwerelosigkeit. Die Lider wurden schwer.
Als abermals dünne Fangarme auftauchten, hatte Taran keine Kraft mehr zu reagieren. Er reckte den Mittelfinger zu einer unanständigen Geste, ließ die Kante aus und sank langsam auf den Grund.
Eine Sekunde … zwei Sekunden … drei Sekunden …
Gleich ist alles vorbei …
Tut mir leid, Gleb.
Es hat nicht sollen sein …
Durch das Loch flutete plötzlich ein Schwall grellen Lichts. Noch so ein Blitz. Ein roter Feuerschein.
War’s das?
Der Stalker stieß sich vom Boden ab, tauchte auf, schnappte krampfhaft nach Luft und presste abermals das Gesicht gegen die Öffnung.
Kanonendonner, das Pfeifen von Kugeln und das unverwechselbare Geknatter eines großkalibrigen NSW .
Eine Qualle nach der anderen zerplatzte im
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