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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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nickte er zufrieden: Jedes fünfte Geschoss enthielt einen Leuchtspursatz – reiner Luxus in der heutigen Zeit.
    Das Rattern der Maschinengewehre dröhnte in den Ohren, und grellrote Leuchtspuren jagten über den dämmrigen Himmel. Jetzt etwas weiter links … So … Die nächste Salve landete genau in der graugrünen Masse, die sich vom Flughafen her näherte.
    Zum ohrenbetäubenden Gebell, das Tarans Zwillings- MG veranstaltete, gesellte sich vom Heck des Lkws das Hämmern der Gatling.
    In den Reihen der Mutanten zeigten sich erste Lücken. Einige der Bestien stürmten in alle Himmelsrichtungen davon, doch die große Masse kam mit wilden Sprüngen direkt auf den Raketentransporter zu. Der gepanzerte Gigant wurde durchgerüttelt, als der Fahrer einen höheren Gang einlegte. Die »Ameise« beschleunigte, doch die hartnäckigen Gottesanbeterinnen waren schneller. Trotz des verheerenden Geschosshagels schwappte innerhalb weniger Sekunden eine Welle der chitingepanzerten Körper über den Transporter. Der Fahrer stieg in die Eisen, und der Lkw kam ruckartig zum Stehen.
    Als der Söldner in die Kabine zurücksprang, wäre er beinahe auf dem Kopf seines Freundes gelandet. Fluchend schloss der Mutant die Deckenluke. Beide zogen instinktiv die Köpfe ein und horchten, wie Hunderte von Fangbeinen am Kabinengehäuse schabten.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Gennadi ratlos.
    Der Söldner spähte durchs Fenster. Durchs Gewimmel der Panzer und zähe Nebelschwaden sah er etwas Sonderbares. Dort, in der Senke, bei dem dürren Espenhain … Ein niedriges, rechteckiges Gebilde mit abgerundeten Kanten – eine ziemlich futuristische Konstruktion.
    Hoppla …?! War das Einbildung, oder hatte sich das Ding bewegt? Da! Schon wieder …
    Als ein Windstoß die Nebelschwaden für einen Augenblick lichtete, kam zum Vorschein, worum es sich tatsächlich handelte: ein riesiges Monster auf sechs säulenartigen Beinen mit einem langen Rüssel, einem Rückenkamm aus Hornfortsätzen und einem Saum von Fühlern am Unterleib …
    »Wir brauchen gar nichts zu tun«, sagte Taran und überließ Dym den Platz am Fenster. »Ich glaube, der Angriff gilt nicht uns. Hast du so was schon mal gesehen?«
    »Meine Fresse … Was für ein Ungetüm! Erinnert entfernt an einen Elefanten.«
    Tatsächlich ließ der graugrüne Schwarm den Lkw links liegen und bewegte sich geradewegs auf den Mastodonten zu, der in der Senke durch den Sumpf stieg. Kurz darauf wurde der Lärm des Dieselmotors von einem bedrohlichen Trompeten übertönt – der Kampf begann. Es dauerte nicht lang, bis auch die letzte Bestie aus der Nähe des Raketentransporters verschwunden war.
    Als die »Ameise« anfuhr, stand den beiden Stalkern die Erleichterung ins Gesicht geschrieben . A uch dem Fahrer war offenbar daran gelegen, das gefährliche Gelände möglichst schnell zu verlassen. Zumal weiter vorn bereits die dicht bewachsenen Hänge der Pulkowo-Höhen in Sicht kamen. Durch die Baumkronen schimmerte das Ziel der waghalsigen Expedition hindurch: die durch die Druckwelle beschädigte Kuppel des Observatoriums.

19
    EIN NACHLÄSSIGER HAUSHERR
    »Mama hat nie von meinem Vater erzählt. Jedes Mal, wenn ich auf ihn zu sprechen kam, ist sie böse geworden.«
    Aurora ließ den Kopf hängen und seufzte. Gleb saß ihr gegenüber und drehte das Fläschchen mit der Medizin in den Händen hin und her. Nachdem die sture Göre sich strikt weigerte, den Keller des Observatoriums zu verlassen, blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr zuzuhören. Mit dem Schwarzen Vernichter hätte er sie niemals allein gelassen – selbst vor dem schockierenden Hintergrund, dass er ihr Vater war.
    Durch den staubigen Gang strömte ein schwacher Luftzug. Er kam aus dem Kabelschacht, den sie im Licht der Lampen mühelos wiedergefunden hatten. Selbst an diesem gottverlassenen Ort herrschten Verwahrlosung und Feuchtigkeit. Nicht einmal Ratten bekam man zu Gesicht . A ndererseits – was hätten sie hier auch verloren gehabt? Keine Nahrung, keine Wärme …
    Während Gleb auf die Fortsetzung der Geschichte wartete, linste er immer wieder argwöhnisch in den finsteren Schlund des Schachts . A urora bekam von seiner Nervosität nichts mit. Sie hatte sich vollständig in ihre Erinnerungen vertieft.
    »Dann begann sie zu kränkeln. Das Herz machte ihr Probleme . A nfangs hat sie noch Witze darüber gemacht und behauptet, das sei völlig harmlos und würde schon wieder vergehen.« Das Mädchen schlug die Beine unter und vergrub

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