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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Der Vorwand, dessen sie sich bedienten, war denkbar simpel: Bei der Liquidierung der Kannibalen von »Exodus« hatte Dym gegen eines der wichtigsten Gesetze der Primorski-Allianz verstoßen.
    Noch immer klang Taran die Philippika in den Ohren, die der Richter seinerzeit von der improvisierten Kanzel brüllte:
    »Ein Mutant hat kein Recht, die Hand gegen einen Menschen zu erheben! Dieses Gesetz gilt auf dem gesamten Territorium der Allianz, und bislang hat es niemand außer Kraft gesetzt. Der Angeklagte hat gegen dieses Gesetz verstoßen und wird ungeachtet seiner früheren Verdienste dafür zur Rechenschaft …«
    Der Stalker ist es leid, sich diesen Unsinn länger anzuhören. Er steigt auf das Podest und ergreift das Wort. Niemand hindert ihn daran. Keiner wagt es, einem Helden den Mund zu verbieten.
    Taran ist sich jedoch im Klaren darüber, dass es sinnlos wäre, Dym zu verteidigen. Zu sehr klammern sich der Richter und seine Schergen an den Buchstaben des Gesetzes. Und außerdem geht es ihnen ums Prinzip. Sie können es sich nicht leisten, einen Gesetzesverstoß nicht zu ahnden, denn das würde die Autorität der Allianz untergraben. Vor dem Hintergrund der Bedrohung durch das Imperium der Veganer wäre dies ein fatales Signal.
    Die Worte, die der Stalker wählt, tun ihm selbst in der Seele weh, doch er sieht keinen anderen Ausweg. Während er spricht, vermeidet er Blickkontakt zu Dym. Er bezeichnet den Angeklagten als minderwertiges Wesen, als dreckigen Mutanten, der es nicht wert sei, dass sein Blut auch nur die Bodenplatten des Bahnsteigs beschmutze. Taran spricht lange, wutschäumend und – gemessen an den Reaktionen in der Menge – überzeugend. Seine geschauspielerte Abscheu überträgt sich auf die Zuhörer. Dem Richter bleibt nichts anderes übrig, als dem Drängen der Mehrheit nachzugeben …
    Dym wird der Station verwiesen und mit einem Betretungsverbot für das ganze Gebiet der Allianz belegt.
    An den Beleidigungen, die er seinem Freund Gennadi damals an den Kopf warf, hatte der Stalker im Nachhinein noch lange zu kauen. Zumal er keine Gelegenheit mehr gehabt hatte, mit Dym zu sprechen. Der Mutant war ihm aus dem Weg gegangen. Zu tief saß der Stachel der Schande, den die Verbannung für ihn bedeutete. Nachdem er sich eine Zeit lang an Randstationen herumgetrieben hatte, war Dym schließlich an der Elektra sesshaft geworden. Seither hatte der Söldner das »Pentagon« gemieden, da er es für besser hielt, den gekränkten Freund in Ruhe zu lassen … Nun war es an der Zeit, sich auszusprechen.
    Als der Stalker Dym in die Augen schaute, wurde ihm klar, dass die Zeit keineswegs alle Wunden heilt. In ihrem Fall hatte sie alles nur schlimmer gemacht. Damals hätte er noch die Chance gehabt, sich zu rechtfertigen und die Sache auszuräumen . A ber jetzt, nachdem die Wunde in der Seele des Giganten wochenlang vor sich hin geeitert hatte, standen die Chancen für eine Aussöhnung schlecht.
    »Du musst mich anhören!«
    »Ich will dich nicht einmal sehen.«
    Der Mutant setzte sich wieder auf seinen Barhocker und wandte sich demonstrativ ab.
    »Du wirst mich anhören.«
    »Verpiss dich«, fauchte Dym und öffnete die nächste Flasche Schnaps.
    Taran schaute verärgert auf die Uhr. In seiner Situation konnte er es sich eigentlich nicht leisten, Zeit für fruchtlose Überredungsversuche zu verplempern.
    »Gena!«
    Der Mutant reagierte nicht.
    Hinter dem Tresen tauchte plötzlich wieder der Barkeeper auf. Er hielt es offenbar für geboten sich einzumischen, obwohl man an seinem linkischen Lächeln sehen konnte, dass ihm nicht wohl dabei war.
    »Du solltest unseren Sheriff lieber in Frieden lassen, Stalker . A ndernfalls wird er sich wohl um dich kümmern müssen. Er macht hier schließlich seinen Job und …«
    Taran ließ ihn nicht ausreden. Er schnappte sich einen Aschenbecher vom nächstbesten Tisch und pfefferte ihn ins Regal. Mit ohrenbetäubendem Lärm zerschellten herunterfallende Flaschen auf dem Boden. Der Barkeeper schlug die Hände über dem Kopf zusammen und begab sich umgehend wieder in Deckung unter dem Tresen.
    Dym sprang auf wie von der Tarantel gestochen und ballte wütend die mächtigen Fäuste. Doch irgendetwas hinderte ihn daran zuzuschlagen.
    »Ich werde nicht eher gehen, bevor du mich angehört hast. Wenn nötig, werde ich diesen Saftladen hier in seine Einzelteile zerlegen!« Der Stalker hatte kaum noch Hoffnung auf einen friedlichen Dialog, deshalb setzte er seine Provokationen fort. »Na

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