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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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dich auf einen Rundgang über die beiden Parallelstationen der Plan beschränkst. Du guckst dir unsere tapferen Krieger an, und dann lade ich dich in die Kasernen-Kantine ein. Du wirst sehen, das lohnt sich. So erledigst du deinen Job, und die Zeit vergeht wie im Flug. Okay?«
    Der Veganer zwinkerte komplizenhaft, doch als unter Tarans buschigen Augenbrauen ein eisiger Blick hervorschoss, verschwand das Lächeln von seiner gepflegten Visage.
    »Na gut. Ich weiß Bescheid, dass du deinen Jungen suchst und die Inspektion der Siedlung nur ein Vorwand ist.«
    Der Stalker fuhr auf. »Woher weißt du von Gleb?«
    »Immer mit der Ruhe. In der Metro spricht sich so was schnell herum. Der Heide hat mir über einen Händler eine Nachricht zukommen lassen und mich gebeten, den Jungen rauszurücken. Ich weiß gar nicht, warum du bei dem einen Stein im Brett hast.« Satur neigte sich verschwörerisch zu Taran und sein Ton wurde ernst. »Eines kann ich dir versichern: Dein Sohnemann ist nicht bei uns. Es läge auch gar nicht im Interesse des Imperiums, den offiziellen Ermittler des Metrorats zu erpressen. Deshalb würde ich vorschlagen, dass wir uns verständigen. Den Ausflug in unser Hinterland kannst du dir sparen. Wie sagt man so schön: Was du nicht weißt, macht dich …«
    »Sag mir eins, Satur«, unterbrach ihn der Stalker. »Würdest du an meiner Stelle einem Veganer trauen?«
    »Einem Veganer? Auf keinen Fall.« Satur grinste. »Na gut, wenn du drauf bestehst, dann such deinen Jungen . A ber vergiss nicht, dass du dich verpflichtet hast, vertraulich zu behandeln, was du zu sehen bekommst.«
    Taran nickte.
    Vor dem Aufbruch wurde der Stalker aufgefordert, seine Waffen abzugeben. Nur unter dieser Bedingung garantierte ihm Satur völlige Bewegungsfreiheit auf dem Territorium der Veganer. Taran weigerte sich jedoch strikt, dieser Forderung nachzukommen, und so einigte man sich schließlich auf einen Kompromiss. Der Wachposten entlud die Kalaschnikow und beschlagnahmte das einzige Magazin, das dem Stalker nach der Abrechnung mit den Heiden noch geblieben war . A uch die Pistole, das Messer und eine Handvoll Patronen für den »Luchs« kassierte er ein.
    Mit der Flinte, die Taran von dem alten Lokführer geschenkt bekommen hatte, kam der junge Kämpfer jedoch nicht zurecht. Er drehte sie hin und her, brachte aber das Rohrmagazin nicht auf. Um nicht als völliger Trottel dazustehen, wiegte er sie schließlich in den Händen und nickte zufrieden.
    »Leer, oder?«, fragte er mit einem Seitenblick auf den Stalker.
    »Was hast du denn gedacht?«, entgegnete Taran genervt.
    Erstaunlicherweise gab der junge Mann ihm die Flinte zurück. Bestens. Man konnte schließlich nie wissen, was passieren würde. Im Zweifelsfall waren die sieben Patronen im Magazin des »Luchs« kein schlechtes Argument.
    Satur wartete ungeduldig auf das Ende der Prozedur und schaute demonstrativ auf die Uhr.
    »Und, womit fangen wir an?«, fragte er.
    »Mit dem Verbindungstunnel.«
    Nachdem die Spielchen nun vorbei waren, fluchte der Veganer still in sich hinein und trottete in Richtung Sklavenmarkt. Der Söldner folgte ihm.
    »An die Wand! An die Wand, Abschaum!«
    Peitschen schnalzten und hinterließen blutige Striemen an den Händen der Gefangenen. Die schrien vor Schmerz und wichen vom Gitter zurück, möglichst weit weg von den fettbäuchigen Aufsehern, die Warnwesten am nackten Oberkörper trugen.
    Entlang des Tunnels verlief ein Gitter aus Stahlstäben, das die Röhre in zwei Hälften teilte. Hinter der Barriere wogte eine braun-rote menschliche Masse. Braun von Dreck und Unrat, rot von Blutergüssen und offenen Wunden.
    Der Gestank der ungewaschenen Körper, das jämmerliche Wehklagen und die verängstigten Blicke – jedem normalen Menschen wäre das an die Nieren gegangen, nicht aber einem Veganer. Völlig unbeeindruckt spazierte Satur am Gitter entlang . A chtlos stieg er über eine riesige Blutlache, die unter einem am Boden liegenden, halb totgeschlagenen Mann hervorquoll. Offenbar hatte der Sklave gegen die Wärter aufbegehrt.
    Taran ging langsamer und schaute in die Gesichter der Kinder, die sich unter den Gefangenen befanden. Seine Wangen pulsierten, er ballte unwillkürlich die Fäuste . A m liebsten hätte er den widerwärtigen Aufsehern mit bloßen Händen den Kragen umgedreht. Doch die getroffenen Absprachen zwangen ihn, sich zurückzuhalten. Einen Kommentar konnte er sich trotzdem nicht verkneifen.
    »Was seid ihr nur für Unmenschen«, rief

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