Die Reise in die Dunkelheit
er sich in ein Schutzhäuschen, das nur aus einem Giebeldach und einem rostigen Stahlgerüst bestand. Schon im nächsten Augenblick hatte der Stalker den »Luchs« angelegt und schoss. Die fürchterliche Waffe spuckte Feuer, doch der Trepan machte blitzartig einen Satz zur Seite, kümmerte sich nicht um seine versengte Flanke und rannte mit voller Wucht in das Stahlgerüst.
Die rostigen Stäbe bogen sich unter der Last des entfesselten Monsters und barsten einer nach dem anderen. Taran sah nur noch Sternchen, als ihn ein herumfliegendes Bruchstück am Kopf traf. Der Mutant war im Stangenwald hängen geblieben und fuhrwerkte wie ein Berserker, um an die leckere Beute zu kommen. Während er mit dem Kopf und mit den Vorderbeinen gegen das Gerüst drückte, pflügten seine Hinterbeine tiefe Furchen in den Boden. Die massive Konstruktion neigte sich bedrohlich zur Seite, nachdem sie einen Teil ihrer Stützen verloren hatte.
Immer noch benommen versuchte der Stalker, auf die verschwommene Silhouette der Bestie zu zielen. Doch als er abdrückte, passierte nichts. Er hatte vergessen, die letzte Patrone nachzuladen. Taran verfluchte sich für seine Nachlässigkeit und griff an den Vorderschaft.
In diesem Augenblick brach der nächste Stab und das Monster rammte seinen Kopf durch das Gitter. Die mächtigen Kiefer schnappten zu und erwischten die Flinte genau in der Mitte. Beinahe wäre sie Taran entglitten. Jetzt packte er sie fest am Griff und am Ende des Laufs. Mit ausgestreckten Armen hielt er die Schnauze des Mutanten auf Distanz. Die Bestie versuchte, ihn mit den Klauen zu erwischen. Taran wehrte sich mit einem Fußtritt in die offene Wunde seines Widersachers. Der Trepan heulte auf und versuchte, den Kopf zurückzuziehen, doch er blieb an den gebrochenen Stangen hängen, die sich in seinen Nacken bohrten. Der Rumpf des Monsters wand sich außerhalb der Konstruktion, während sein Kopf innen feststeckte.
Taran versuchte, die prekäre Lage des Trepans auszunutzen. Er stieg auf seinen Kopf und riss mit aller Kraft an der Flinte. Vergebens. Die Bestie hatte sich in das Gewehr verbissen und dachte nicht daran, es wieder auszulassen. Für den Augenblick ergab sich eine Pattsituation . A llerdings war es nur eine Frage der Zeit, wann der Trepan sich befreien würde. Es musste etwas geschehen …
Mit der Flinte als Hebel versuchte der Söldner, dem Trepan den Kragen umzudrehen. Er keuchte vor Anstrengung, doch der Kopf der Bestie rührte sich keinen Zentimeter. Jetzt kam die abgebrochene Stange zum Einsatz, die Taran zuvor an den Kopf bekommen hatte. Er steckte sie in die Laufmündung des »Luchses« und versuchte es mit dieser Verlängerung. Entweder hatte die Wunde den Mutanten geschwächt, oder der Kampf gegen das Gerüst hatte ihn einfach ermüdet. Jedenfalls tat sich jetzt etwas. Zentimeter für Zentimeter bewegte sich der improvisierte Hebel und mit ihm drehte sich der Kopf des Giganten.
In seiner Verzweiflung holte der Stalker das Letzte aus sich heraus, denn er spürte, dass der nächste Anfall nahte . A ußerdem schwanden mit jeder Sekunde seine Chancen, Gleb noch an der Metro anzutreffen.
An einem bestimmten Punkt hielt der Hals des Mutanten der Belastung nicht mehr stand und brach mit einem schauderhaften Knacken. Noch ein letztes Mal schlug der Trepan mit den Hinterbeinen aus, dann sackte er zusammen.
Wie in Trance kletterte der Stalker aus der rettenden Stahlkonstruktion und rannte durch das Wohngebäude. Der Platz vor dem Metroeingang lag verlassen da. Nur zwei ungleiche Fußspuren im Schnee kündeten von der Anwesenheit der Kinder.
Was hatte Gleb an die Oberfläche getrieben? Wohin war er jetzt gegangen? Und wo sollte Taran ihn jetzt suchen?
Die Schmerzen kamen wie immer schlagartig und genau im falschen Moment. Und er hatte kein Gegenmittel, denn das Auffüllen der Serumvorräte hatte ja nicht geklappt. Sein ohnehin von Verletzungen zermürbter Körper krümmte sich zusammen. Der Stalker sank zu Boden. In diesem Zustand war er eine leichte Beute für jedes halbwegs neugierige Raubtier.
Wie zum Hohn für seinen verzweifelten Überlebenskampf hörte er hinter sich ein Knirschen im Schnee. Er hatte keine Kraft mehr, den Kopf zu drehen. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft, bei Sinnen zu bleiben. Taran verlor allmählich das Bewusstsein.
In wenigen klaren Momenten liefen seltsame, unlogische Bilder vor ihm ab. Ein finsterer, wolkenverhangener Himmel … Häusergerüste schwammen an ihm vorbei wie im Meer
Weitere Kostenlose Bücher