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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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»Das ist Gleb.«
    Der Junge wunderte sich von neuem. Dieses Mal über die Worte seines Meisters. Offenbar kannte er seinen Namen. So was!
    »Angenehm«, ertönte Gennadis Bassstimme erneut.
    Der Junge nickte unsicher und kroch unter dem Tisch hervor. Das Ganze war ihm fürchterlich peinlich. Um die Situation irgendwie aufzuhellen, platzte er heraus: »Warum Dym? Das bedeutet doch Rauch.«
    Der Mutant deutete auf die Kippe zwischen seinen Zähnen: »Ein altes Laster.«
    Dym rollte die Zigarette vom einen Winkel seines riesigen Mundes in den anderen und fügte hinzu: »Die Tür am Ende des Ganges. Wir erwarten euch. Kommt vorbei.«
    Der Mutant ging vorsichtig nach draußen und zog mit zwei Fingern die Tür hinter sich zu. Es knallte. Es klirrte.
Im Gang fluchte der Gigant verhalten und öffnete noch einmal die Tür.
    »Entschuldigt bitte.« Gennadi legte die abgerissene Klinke auf die Schwelle und ging.
    Gleb schaute ihm benommen nach. Die gewählte Sprache des geheimnisvollen Besuchers passte so gar nicht zu dessen grauenvollem Äußeren. Verstohlen schaute der Junge zu Taran hinüber. Auf einmal kam ihm der Stalker nicht mehr ganz so schrecklich und fremd vor.
    »Worauf wartest du? Lass uns gehen.«
    Während Gleb seine Schuhe zuschnürte, musste er an ein altes Bilderbuch denken, das er einmal mit Nata angeschaut hatte. Die Leute nannten das »Comics«. Und in diesem »Comic« war eine Figur vorgekommen, die haargenau wie Gennadi aussah. Genauso grün und quadratisch. Allerdings etwas weniger taktvoll. Und mit schiefen Zähnen.
    Nachdem sie die Tür abgeschlossen hatten, begaben sich Taran und Gleb zu der angegebenen Adresse. In dem weitläufigen Saal – als Zimmer ließ sich dieser Raum beim besten Willen nicht bezeichnen – wimmelte es von Militärschutzanzügen in gesprenkelter Tarnfärbung. Neben dem Riesen Dym zählte der Junge sieben hochgewachsene Männer, die sich im Raum verteilt hatten. Eine weitere Person kauerte, in einen imprägnierten Feldmantel gehüllt, in einer entfernten Ecke des Raumes an der Wand.
    Gleb identifizierte unter den Anwesenden ohne Mühe den Anführer: der finstere, große Kerl dort mit T-Shirt und Armeehose. Er saß an einem Holztisch und studierte mit konzentriertem, forschendem Blick eine vergilbte Karte.
Gleb musterte den Kämpfer heimlich. Er hatte dunkle Haare, hohe Wangenknochen und gerade, scharf geschnittene Gesichtszüge. Auf der rechten Schulter trug er eine sorgfältige Tätowierung – das Emblem der Primorski-Allianz. Kurz: ein Stalker wie aus dem Bilderbuch.
    Taran setzte sich dem Kämpfer gegenüber an den Tisch; der Stuhl knarrte bedenklich, als er sich zurücklehnte.
    »Kondor?«
    »Derselbe. Und du bist also Taran?« Der Kämpfer blickte gespannt, sogar unfreundlich, wie Gleb fand. »Von dir wird viel erzählt, Stalker. Wenn auch nur die Hälfte davon wahr ist, findet sich ein Platz für dich in meiner Truppe.«
    »Ich arbeite allein.«
    »Wer ist der Welpe da?« Kondor warf einen Blick über Tarans Schulter und schaute den Jungen skeptisch an.
    »Gleb. Er gehört zu mir.« Die Stimme des Stalkers war wie immer ausgeglichen, ohne jegliche Regung, die Wülste auf seinen Wangenknochen allerdings bewegten sich kaum wahrnehmbar.
    Der Kämpfer am Tisch blickte in den Raum und nickte der Reihe nach in Richtung seiner Untergebenen: »Schaman. Ksiwa. Der Belgier. Okun. Farid. Nata.«
    Als Gleb den vertrauten Namen hörte, zuckte er zusammen und reckte den Hals. Erst jetzt erkannte er, dass einer der Stalker eine junge Frau war. Sie zog die Kapuze der Windjacke herunter, rieb sich den steif gewordenen Hals und musterte die Gäste argwöhnisch. Kurzhaarschnitt, mit Spikes besetzte Handschuhe. Sie hatte eine stolze Körperhaltung und einen stechenden Blick hinter langen Wimpern. In den kargen, aber gleichmäßigen Bewegungen der
Besucherin lagen die Grazie und die Kraft eines wilden Raubtiers, ruhend und doch jeden Augenblick bereit, sich auf jeden, selbst den furchtbarsten Gegner zu stürzen.
    »Dym kennt ihr ja schon.« Kondor wandte sich der einsamen, in den Umhang gehüllten Figur zu. »Und diesen ›Kameraden ‹ haben uns die Sektierer aufgehalst. Von ›Exodus‹ habt ihr sicher schon gehört. Wie heißt du doch gleich, mein Lieber?«
    Der Unbekannte erhob sich und trat an den Tisch. »Bruder Ischkari, Diener des neuen Glaubens. Ich erlaube mir zu bemerken, dass ›Exodus‹ keine Sekte ist, sondern der Bote der Erlösung, und nur dem, der glaubt …«
    »Genug!«,

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