Die Reise ins Licht
wurde behütet wie ein Augapfel. Die Luft der Station Kirowski sawod stank mit jedem Tag mehr nach den Auspuffgasen der eingeschmuggelten Diesel-Generatoren. Der Verlust des Generators würde diesen Ort unbewohnbar machen.
Als er seine Routineuntersuchung beendet hatte, wischte sich der Mann die schmutzigen Hände mit einem Lumpen ab. Plötzlich fiel ihm weiter hinten ein mattes, glutrotes Licht auf. Er beugte sich über den Apparat, schaute ins Innere des Schachts und erstarrte. An der Innenwand des Abzugs blinkte das winzige rote Licht einer Sprengvorrichtung. Der arme Teufel konnte gerade noch einmal schlucken, als die Diode aufhörte zu flackern und gleichmäßig rot weiterleuchtete. Im nächsten Augenblick verschlang eine grelle Explosion den Mann. Die Detonation rollte wie eine Feuerwelle durch den Wetterschacht, schoss in den Tunnel und leckte dort buchstäblich wie eine Zunge eine Gruppe hiesiger Bewohner auf, die gerade zur Station gingen.
Das Krachen der Explosion und die sich krümmenden, brennenden Menschen, die brüllend in die Station hineinliefen, versetzten alle in Panik. Die Kirowski sawod brodelte wie ein aufgeregter Ameisenhaufen.
Wieder riss ein ungestümes Klopfen an der Tür Gleb aus dem Reich der Träume. Vom Gang waren die gedämpften Schreie des »Verwalters« zu hören. Der Alte stürzte in das Kämmerchen herein, polterte los und rollte wild die Augen.
»Das ist das Ende, Burschen! Ihr müsst abhauen! Irgendein Schuft hat den Ventilator in die Luft gejagt. Der Chef spuckt Gift und Galle. Er glaubt, es war Taran mit seinen Handlangern! Kein anderer!«
Taran warf dem Jungen den Rucksack zu. »Pack deinen Kram, rasch!«
Hastig sammelten sie ihre Ausrüstung zusammen.
»Ich weiß doch, dass du zu einer solchen Schweinerei nicht fähig wärst!«, fuhr der Alte fort. »Der Chef trommelt seine Kerle zusammen! Ich will seinen Skalp, hat er gesagt. Als ich das gehört hab, bin ich sofort hierher!«
Im Gang trafen sie direkt auf Kondors Gruppe.
»Ich weiß Bescheid«, stieß der Kämpfer im Laufen aus. »Ich wüsste gern, welches Schwein uns ans Messer liefern wollte.«
Zusammen stürmten sie durch die Gänge und Lager, vorbei an kreischenden Bewohnern und Bergen von zerschlagenem Glas. Als sie auf den Bahnsteig hinausliefen, begriff Taran sofort, dass sie nicht mehr zu den Rolltreppen
durchkommen würden. Eine Gruppe tobender Trinkbrüder versperrte mit Schrotflinten und Gewehren den Ausgang. Es waren keine großartigen Haudegen dabei, aber zahlenmäßig waren sie ihnen weit überlegen. Taran packte Gleb am Ärmel und sprang auf die Gleise.
»Da sind sie! Gebt den Schurken Saures!«
Es fielen Schüsse. Menschen hasteten hin und her und kreischten. Die Helfershelfer des Aufsehers feuerten weiter auf den Trupp. Kondors Kämpfer verteilten sich auf dem Bahnsteig, brachten sich hinter den Müllhaufen in Position und erwiderten das Feuer mit kurzen Salven. Einige der Banditen stürzten, niedergemäht von gezielten Schüssen. Fontänen von Betonsplittern spritzten gefährlich nah bei den Gefährten heraus. Das Scharmützel drohte in eine regelrechte Katastrophe auszuufern.
Taran griff in den Gürtel seiner Ausrüstung, riss eine Nebelhandgranate ab und schleuderte sie auf den Bahnsteig. Dichter Rauch stieg auf und trennte die Stalker von den Banditen. Auf einen Wink Tarans befahl Kondor den Rückzug. Sich gegenseitig Deckung gebend, erreichten sie schließlich das Bahnsteigende und verschwanden im Tunnel.
»Bist du nicht bei Trost, Taran?! Wir sind in der Falle! Da vorn ist die Awtowo !«
Gleb schauderte. Er hatte schon von dieser verlassenen Station gehört. Großvater Palytsch hatte erzählt, dass man sie als offene Station gebaut hatte, bis zur Oberfläche waren es nur vierzehn Meter. Früher war sie sogar bewohnt gewesen. Solange, bis mit dem Grundwasser Strahlung in die Station einsickerte. Jetzt gab es da nur noch Tod und Verwüstung.
»Sollen wir vielleicht umdrehen und an einer Kugel krepieren, Klugscheißer?!«
Über ihren Köpfen schlug ein Geschoss an der Kante des Tunnelrings ein. Und noch eins.
»Wenn man vom Teufel spricht! Wir ziehen uns weiter zurück!«
Die Stalker hielten ihre Verfolger mit vereinzelten Schüssen in Schach und drangen immer tiefer in den Tunnel ein. Die Banditen feuerten ihnen wild, aber kaum gezielt hinterher. Farid stürzte auf die Gleise. Mit schmerzverzerrtem Gesicht schleppte er sich zur Wand, betastete seinen Schutzanzug und
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