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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Laufschritt, marsch!« Kondor begann Fußtritte auszuteilen, um den Trupp anzutreiben.

    Taran trabte voraus. Unter seinen Stiefeln spritzte das zwischen den Gleisen stehende Wasser hoch. Wieder ging es in den Tunnel hinein. Die Gefährten rannten, durch die Filter ihrer Atemmasken war ihr rhythmisches Keuchen zu hören. Endlos zogen die Tunnelsegmente an ihnen vorbei. Dym dagegen paffte seelenruhig eine Zigarette. Als er Glebs Blick bemerkte, zwinkerte er ihm fröhlich zu.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Gleb, wir schlagen uns schon durch. Ihr Partner ist ein heller Kopf. Hat er sich clever ausgedacht mit dem Wägelchen!«
    Zu einem Gespräch ermutigt, fragte der Junge: »Gennadi, warum setzen Sie Ihre Gasmaske nicht auf?«
    Der Mutant stieß eine Rauchwolke aus und grinste.
    »Finde mal das Mundstück, Kleiner, das auf diese Visage passt«, mischte sich Ksiwa ein.
    Die Stalker lachten schallend.
    »Der braucht sich nicht mehr zu schützen«, ergänzte der Belgier kichernd. »Die Dosis, die unser Krokodil Gena Ref. 13 aufgeschnappt hat, reicht fürs ganze Leben. Er ist ja nicht umsonst so grün.«
    Erneut brach die Gruppe in Gelächter aus. Die Anspannung, die in der Luft gelegen hatte, verflüchtigte sich, je weiter sich die Weggefährten von der Awtowo entfernten.
    »Ihnen, verehrter Belgier, mangelt es in katastrophaler Weise an Taktgefühl!« Dym drückte seine Zigarette am Helm seines Freundes aus.
    »Warum eigentlich ›Belgier‹?«, wollte Gleb wissen.
    Anstelle einer Antwort zog der Kämpfer sein Sturmgewehr hervor und hielt es in den Lichtstrahl seiner Lampe.
    »Ein belgisches FN F2000 Ref. 14 «, flüsterte Ksiwa. »Das einzige in der ganzen Metro!«
    »Schluss mit dem Geschwätz!«, unterbrach Kondor. »Bleibt mal alle stehen.«
    Der Trupp hielt an. Kondor holte den Geigerzähler hervor, ging langsam um jeden Einzelnen herum und maß die Strahlung.
    »Erträglich. Diesmal haben wir Glück gehabt. Taran, was weißt du über die Station Leninski Prospekt ?«
    »Drin war ich bisher nicht. Oben ist der Ausgang verschlossen. Da hat sich ein gutes Stück Straße abgesenkt. Die Unterführung ist verschüttet. Bis zur Station Prospekt Weteranow zu gehen hat auch keinen Sinn. Beide Stationen liegen in einer Tiefe von acht, neun Metern. Dort strahlt alles, und außen kommen wir da nicht vorbei. Wir müssen also oben lang.«
    »Wie?«
    »Hinter der Awtowo führt ein Gleis zu einem oberirdischen Depot.«
    »Dann müssen wir zurück. Zu der Abzweigung.«
    »Müssen wir nicht. Wir laufen schon im richtigen Tunnel. Vor uns ist der Ausgang.«
    Kondor fluchte kaum hörbar und blickte Taran von der Seite an.
    »Du bist ganz schön schlau, Mann. Geh voraus!«
    Der Trupp folgte Taran. Gleb spürte ein angenehmes Kribbeln: Er würde das Tageslicht wieder erblicken! In der Gesellschaft dieser bis an die Zähne bewaffneten Stalker fühlte er sich fast sicher. Was wohl sein Vater gesagt hätte beim Anblick seines Sohnes inmitten von verwegenen Haudegen,
auf der Oberfläche? Im Gehen musste Gleb bei diesen Gedanken lächeln – gut, dass dies im Dunkeln niemand sehen konnte.
    Nach einiger Zeit näherten sich die Stalker vorsichtig dem Ausgang. Der Tunnel hörte hier plötzlich auf, die Gleise aber führten weiter, zum Depot. Ein Fetzen trüben Himmels ließ Glebs Herz schneller schlagen. Die Oberfläche. Sie war ganz nah. Verlockend, aber gefährlich und trügerisch, wie die vielen Knochen und Fellfetzen verrieten, die hier und da herumlagen.
    Plötzlich warf Taran sich nach vorn und riss den Belgier mit einem groben Fußfeger von den Beinen.
    »Was soll das, Mann, hast du den Verstand verlo…«
    »Bleib ruhig liegen!«
    Sie verharrten an der äußersten Grenze des Ausgangs. Erst jetzt bemerkte Gleb die durchsichtige Substanz, die von dem Vordach eines Betonbogens herabhing. Als hätte jemand einen Schal aus feinstem Garn dort aufgehängt. Das schwerelose Tuch schaukelte kaum merklich im Wind, so dass seine Enden fast die Stalker berührten, die auf den Gleisen ausgestreckt lagen. Taran passte den Moment ab, als die Substanz zurückwogte, stieß sich jäh von den Schwellen ab und riss den Kämpfer mit. Der rätselhafte Vorhang streckte sich zu spät nach ihnen aus, zog sich dann aber schnell wieder zusammen.
    »Lebt dieses Zeug etwa?« Der Belgier verzog angeekelt das Gesicht, erst jetzt jagte das Adrenalin durch seine Adern. »Was ist das überhaupt?«
    Taran schaute sich um. An der Wand hob er den halbverwesten Kadaver einer

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