Die Reise ins Licht
vor.
Die hellen Strahlen entrissen der Dunkelheit umgeworfene Regale sowie haufenweise Einpackpapier, Schachteln
und Zellophan. All das bedeckte eine dicke Schicht weißlichen Schmutzes. Als er genauer hinsah, bemerkte Gleb, dass diese Kruste nicht gleichförmig war. Sie bestand aus Millionen einzelner … Wie der Kot in dem Käfig, in dem Nata, Glebs Freundin von der Moskowskaja , ihren Zögling hielt, einen kleinen grauen Sperling.
Eine schreckliche Vermutung ließ Gleb den Lichtstrahl nach oben richten. Sein Meister schien zu demselben Schluss gekommen zu sein, denn auch er hob im gleichen Moment seine Lampe zur Decke. Hoch über ihren Köpfen wogte ein Meer von öligen, pechschwarzen Körpern, das wie ein einziger wimmelnder Teppich wirkte.
Taran begann wild zu gestikulieren, um die Aufmerksamkeit der Stalker zu erregen. Entsetzt wichen die Kämpfer zurück – lautlos, schweigend. Bis zum Ausgang waren es nur noch wenige Meter, als Ischkaris erschrockener Angstschrei die Stille zerriss.
Im nächsten Augenblick begann ein wahres Inferno. Das geflügelte Heer der Fledermäuse löste sich auf einen Schlag von ihren Stangen und stürzte wie eine einzige, dichte Masse nach draußen. Die Stalker verließen fluchtartig das Einkaufszentrum. Aus dem Schlund des Ausgangs drang die wabernde Masse der geflügelten Körper hinaus und strebte nach oben. Es herrschte ein Höllenlärm. Der schwarze Fleck verteilte sich schnell am Himmel. Die Kämpfer schossen wild um sich und versuchten, diese unheimliche Brutstätte so schnell wie möglich hinter sich zu lassen.
Plötzlich setzte der Schwarm zum Sturzflug an.
Die sehnigen Körper der Blutsauger verschmolzen zu einer kompakten grauen Wolke. Ein gewaltiger Stoß von
hinten ließ Gleb über die Erde rollen. Ein widerliches, mit langen Eckzähnen bewehrtes Maul verdeckte kurz den Himmel. Taran stieß die Kreatur mit einem derben Fußtritt fort und schoss aus nächster Nähe.
»Schlaf nicht, Grünschnabel. Lauf!«
Der Junge sprang auf und stürzte seinem Meister nach. Die Luft war erfüllt von heftigen Flüchen und donnernden Schüssen.
»Zurück! Zurück, sage ich! An die Wand!«
Die Stalker gehorchten. Der Trupp stürzte zu dem Großmarkt zurück und umrundete das gesamte Gebäude. Die schwarzen Körper flatterten über den Köpfen, doch ohne freien Raum für ein Manöver kratzten sie nur mit ihren Hautflügeln gegen das blecherne Gerippe der Wand. Ohne innezuhalten jagten die Kämpfer die »Korabelka Ref. 17 « entlang. Den zahlreichen Brandflecken an den Mauern nach zu urteilen, hatte in der ehemaligen Schiffbau-Universität einst ein schweres Feuer gewütet. Nun spielte allein der Wind in dem verkohlten Rumpf. Aber selbst nach seinem »Tod« leistete das Gebäude den Menschen nun noch einen guten Dienst. Der Trupp schlich die Mauer entlang, bis sie sich von dem Nistplatz weit genug entfernt hatten.
Eben wollten die Kämpfer Luft holen, als sie die oberirdische Natur sofort daran erinnerte, dass man sich hier für keine Sekunde entspannen durfte. Einige besonders aufdringliche Kreaturen flatterten plötzlich aus einer Fensteröffnung hervor, rissen Nata aus der Gruppe heraus und begannen das um sich schlagende Mädchen über den Asphalt zu schleifen. Sogleich fielen noch einige weitere Fledermäuse,
die die Beute von weitem erspäht hatten, wie Steine vom Himmel. Dym und Kondor eilten Nata zu Hilfe, während die anderen das Feuer auf die Angreifer aus der Luft eröffneten. Endlich schüttelte auch Gleb seine Erstarrung ab und feuerte mit den anderen zusammen. Das Krachen der Schüsse war ohrenbetäubend. Der Belgier, der neben dem Jungen an der Mauer lehnte, war gleichsam mit dem Visier verwachsen und feuerte sparsam zielgenaue Salven aus seiner wunderlichen Waffe ab. Auch Farid und Okun bearbeiteten den Schwarm mit ihren bewährten Kalaschnikows. Schaman hielt ihnen den Rücken frei, indem er mit seinem Gewehrlauf die Fensterreihen der Universität sicherte.
Schließlich zerstreuten sich die Kreaturen planlos. Dutzende Blutsauger lagen bereits auf der Erde und krepierten. Der Luftangriff war im Keim erstickt. Aufgeregt blickte sich Gleb um. Kondor zog das Mädchen aus einem Leichenberg heraus, den der rasende Mutant aufgehäuft hatte. Dym drehte sich noch immer wie ein Brummkreisel, knallte die Kadaver auf den Asphalt, brüllte dumpf und riss die borstigen Körper mit seinen Händen auseinander.
»Nicht stehen bleiben! Marsch, Marsch!« Taran hetzte die Stalker
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