Die Reise nach Gadaron (German Edition)
halbem Wege der Mut, und sie brachen den Einbruchsversuch ab. Aber mach einer hatte sich dann doch durch die Eingangstür getraut. So war es wohl auch jetzt. Kona hatte für diesen Fall ein festes Ritual eingeplant, das bisher jedes neugierige Kind vertrieben hatte.
„Komm Zerberus, es ist wohl mal wieder soweit.“
Zerberus sprang sofort auf und bellte einmal. Er wusste, was nun kam. Die beiden gingen in die Eingangshalle, die fast das ganze Erdgeschoss einnahm und nur aus nacktem Stein bestand. Das war für Konas Plan von Vorteil. Als er den Fuß der Wendeltreppe erreichte, sah er dort tatsächlich eine Gestalt herumlungern. Mehr war in der fensterlosen Halle selbst für Kona nicht zu erkennen. Er gab Zerberus ein Zeichen. Ganz so, wie Kona ihn dressiert hatte, begann er, wie ein Phantomhund im Moor zu heulen. Gleichzeitig ließ Kona aus allen fünf Fingern seiner rechten Hand kleine Flammen schießen, die die fünf Fackeln an den Wänden der Halle entfachten und das Dunkel durch ein dunstiges Licht ersetzten.
„Du hast es also gewagt, meinen Turm zu betreten?“, sagte Kona nun so unheimlich, wie er nur konnte. Seine Stimme hallte düster von den steinernen Wänden wider. „Nun musst du sterben!“
„Ach , lass doch deine Spielchen“, antwortete der Fremde unbeeindruckt. „Bei mir kannst du das sein lassen.“
Nun erkannte Kona den Eindringling. Es war kein wagemutiges Kind. Es war Ansan, Dankos Hausmeister.
„Ansan, alter Junge!“, begrüße Kona seinen Besucher, „wie geht es dir?“
„Na ja, ganz gut. Aber sag mal, was soll denn diese Gruseleinlage?“
„Damit vertreibe ich neugierige Kinder, die versuchen in den Turm einzudringen.“
„Ach, deshalb glauben so viel e von den Kindern, dass du ihnen nachts die Seele klaust, wenn das Licht nicht anbleibt.“
„Die haben aber eine Fantasie!“, erwiderte Kona.
„Was erwartest du? Der Teil: ´jetzt musst du sterben` ist doch stark übertrieben.“
„Ich sollte doch für die Burg als Abschreckung dienen“, wandte Kona ein.
„Ja, für potenzielle Angreifer. Aber nicht, um die vielen Flüchtlinge, die wir aufgenommen haben, zu verjagen. Danko ist schon total sauer auf dich. Er hat angedeutet, dich bei der nächsten Gelegenheit Zork zum Fraß vorzuwerfen. Übrigens, er will mit dir sprechen.“
„Wer, Zork?“
„Nein, Danko. Ich glaube er hat einen neuen Auftrag für dich.“
„Dieser elende Menschens chinder!“, beschwerte sich Kona. „Warum gibt es für Menschen wie mich, eigentlich keine Gewerkschaft?“
„Weil , aus irgendeinem Grund, die Gewerkschaften als erstes von den Dämonen gefressen wurden. Und jetzt hör auf zu meckern!“
Böse vor sich hin murmelnd , machte sich Kona auf den Weg. Zerberus und Ansan folgten ihm. Der Weg von Konas Turm bis ins Hauptgebäude, wo sich auch Dankos Privatgemächer befanden, war nicht weit. Trotzdem dauerte der Fußweg länger, als es sonst der Fall war. Das lag daran, dass sich in der Burg viele Flüchtlinge aufhielten, die ihr Zuhause durch Angriffe von Dämonen verloren hatten. Nun suchten sie den Schutz des legendären Wächters Danko. Zurzeit gab es in der Burg mehr Flüchtlinge, als diese eigentlich aufnehmen konnte. Die meisten mussten in den Gängen und Höfen der Anlage campieren. Es gab kaum noch ein Durchkommen. Allerdings gab es niemanden, der sich Kona und seinen Begleitern absichtlich in den Weg stellte. Sobald ihn jemand entdeckte, sprang er zur Seite. Kona überlegte, ob er nicht zusätzlich noch ein paar Tricks mit seinem Höllenfeuer aufführen sollte, um sich den Weg gänzlich frei zu machen. Allerdings hatte er Ansans Ermahnung noch im Hinterkopf, und so beschloss er, es nicht zu tun. Einige Minuten später erreichten sie die edle Tür zu Dankos Gemächern. Ansan klopfte an und nachdem jemand ´herein` gerufen hatte, traten sie ein.
„Ich habe Kona mitgebracht“, erklärte Ansan, und wies auf Kona und Zerberus, die nach ihm den Raum betraten.
„Gut, Ansan. Du kannst dann gehen.“
Ansan verbeugte sich vor Danko und verließ den Raum.
„Kona, ich habe eine Aufgabe für dich.“
Danko hatte sich verändert. Sein Haar war nun endgültig grau geworden. Und in den acht Jahren, in denen Kona nun schon bei ihm war, waren noch einige Narben dazu gekommen. Doch er war noch immer ein mächtiger Krieger. Sein berühmtes, Blitze schleuderndes Schwert hing immer einsatzbereit an seiner Seite.
„Ich treffe gerade die Vorbereitungen für eine Reise in den Nordosten des
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