Die Reise nach Gadaron (German Edition)
Kona, als Reinkarnation von Rahnhamun, noch eine Rechnung mit dem Gott der Schatten offen hatte. Sollte Zork oder sein Lakai Torrok herausfinden, dass Kona das Amulett des Kriegers besaß, würden sie alles daran setzen, ihn zu erledigen. Das Beste wäre es wohl, die Sache so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Vielleicht würde sich schon das meiste aufklären, wenn Kona diesen geheimnisvollen Jahrtausendstein fände. Wahrscheinlich würde irgendein göttlicher Vollstrecker herbeigerufen, aus einer Zeit, als die Götter noch mächtig waren. Der würde Konas Hilfe wahrscheinlich gar nicht nötig haben. Und ihm das Amulett gleich wieder abnehmen. Und ihn nach hause schicken. Optimismus war angebracht! Dann würde die Welt bald schon wieder in Ordnung sein.
*
Doch momentan fiel es Kona schwer, der Situation etwas Positives abzugewinnen. Nachdem Wanuda nicht mehr unter ihnen weilte, mussten er und Zerberus die Wegstrecke nach Neu Katija zufuß zurücklegen. Zwar war die Strecke von Satropolis bis Neu Katija nicht gerade weit, und Kona hatte auf seinen Missionen schon weitere Strecken zurücklegen müssen. Aber die Hochebene war nicht gerade das wanderfreundlichste Fleckchen Erde. Windböen und Platzregen erschwerten Kona die Wanderschaft. Die Nächte, die sie unter den wenigen Baumgruppen verbringen mussten, waren nur erträglich, weil die Feuer, die Kona erzeugte, nicht von gewöhnlichem Regen zu löschen waren. So war es kein Wunder, dass Kona am dritten Tag ihrer Reise, mehr als schlecht gelaunt war. Auch Zerberus knurrte wesentlich öfter, als sonst. Sie hatten nur noch einen halben Tagesmarsch vor sich. In einigen Stunden würde es dunkel werden. Das hieß, dass Kona und Zerberus erst am nächsten Tag Neu Katija erreichen würden, und noch eine Nacht im Freien verbringen mussten. Die wenigen Siedlungen, die nun hin und wieder auftauchten, mussten sie umgehen. Sie wurden alle von den Morganen kontrolliert und Kona hatte nun wirklich keine Lust, sich auf einen Kampf einzulassen, bevor das wirklich nötig war. Es würde schon zu genügend Scharmützeln kommen, wenn sie erst mal in Neu Katija waren. So versuchte er auch an der Siedlung vorbei zu schleichen, die sie kurz vor Sonnenuntergang passierten. Das war zumindest keine Schwierigkeit, denn der Baumbestand hatte während der letzten Kilometer zugenommen und die beiden Wanderer spazierten gerade durch einen kleinen Wald. Von dort aus konnten sie die Siedlung beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Kona erkannte, dass das Dorf anders war, als die anderen, von den Morganen kontrollierten Orte. Hier hatte man offensichtlich vor kurzem einen Verteidigungswall gegen die Dämonen errichtet. Das war ungewöhnlich, denn der Morganenzauber war für gewöhnlich so effektiv, dass es in den von ihnen beherrschten Städten nur schwache oder gar keine Verteidigungsmaßnahmen gab. Allerdings sah Kona auch sonst keine Spur vom Einfluss der Morganen. Wahrscheinlich konnten die armen Bauern den Morganen keine Abgaben mehr zahlen und als Druckmittel, wurde ihnen der Schutz entzogen. Kona überkam Wut, als er über diese Grausamkeit nachdachte. Von seiner schlechten Laune abgelenkt, achtete Kona für einen entscheidenden Moment nicht auf seine Umgebung. Er hörte ein Rascheln hinter sich, und konnte sich nicht mehr schnell genug umdrehen, als sich schon ein dunkelroter, riesiger Schatten auf ihn stürzte. Sekundenschnell schoss Kona einen konzentrierten Flammenstrahl aus seiner Hand, der ihn einige Meter aus der Bahn des Angreifers katapultierte. Ein guter Trick von Kona, wenn er sich schnell aus der Schusslinie bringen wollte. Gekonnt landete Kona wieder auf seinen Füßen und sah nun auch, was ihn da attackiert hatte. Er erkannte den Dämon sofort. Es war das rote Riesenwildschwein. Eine Kreatur, die in dieser Gegend besonders berüchtigt war. Ganze Horden von Dämonenjägern waren seinen Hauern zum Opfer gefallen, genauso wie unzählige Bauern und Siedler. Das Untier schnaubte heiser, und sein dunkelrotes Borstenfell vibrierte bei jedem Atemzug. Mit seinen schwarzen Augen nahm er Kona ins Visier. Einen Moment schien das Monster zu überlegen, ob es sich lohnte, einen einzelnen Menschen anzugreifen. Dann schien es zu dem Schluss zu kommen, dass Kona ein zu unbequemes Ziel war, schon wegen der Kräfte, die er gezeigt hatte. Stattdessen wandte sich das Tier der Siedlung nahezu ungeschützter Menschen zu. Die würden für ihn ein viel leichteres Ziel abgeben. In donnerndem
Weitere Kostenlose Bücher