Die Reise nach Gadaron (German Edition)
Galopp preschte das Ungetüm auf das Dorf zu. Nun, da die Sicht wieder wildschweinfrei war und der Keiler auf seiner Bahn zusätzlich ein paar Bäume gefällt hatte, fand Kona auch Zerberus wieder. Der, völlig verdutzt über die Ereignisse, einige Meter entfernt herumtapste.
In der Siedlung hatte man inzwischen das rote Riesenwildschwein entdeckt und aus dem Fort waren Panikschreie und Alarmglocken zu hören. Zerberus begann zu bellen, als wolle er das Riesenwildschwein ganz alleine verjagen.
„Lass es gut sein, mein Kl einer“, beschwichtigte ihn Kona. „Der ist zu groß für dich.“ Allerdings wollte Kona die Leute auch nicht ihrem Schicksal überlassen. Die Bestie hatte inzwischen mit all ihrer Kraft den Holzwall gerammt und ihn fast völlig eingerissen. Die Dorfbewohner versuchten sich zu wehren und warfen angespitzte Holzspeere und Felsbrocken nach dem Wildschwein. Das ließ sich davon jedoch nicht vertreiben, sondern bereitete sich auf einen zweiten Rammangriff vor. Der Wall wäre dann sicher komplett eingerissen und würde dem Riesenwildschwein den Weg in die Siedlung frei machen.
Das wollte Kona gar nicht erst zulassen und er entschloss sich, sofort einzugreifen. In seiner rechten Hand formte er eine Kugel seines Höllenfeuers. Er warf den Feuerball, wie einen Kometen, auf die Kreatur. Sie bemerkte die Attacke zu spät und wurde von dem Inferno direkt getroffen. Das Wildschwein schrie vor Schmerzen und wälzte sich am Boden, um die Flammen an seinem Fell zu ersticken. Dann sah es sich nach dem Verursacher des Schmerzes um und entdeckte Kona. Wütend scharrte das Geschöpf mit den Hufen und bereitete sich darauf vor, seinen neuen Gegner anzugreifen.
´Mit normalen Mitteln richte ich hier nichts aus`, erkannte Kona sofort, ´also muss ich einen Gang rauf schalten! Entweder ein paar Tornadoflammen aus dem Boden schießen lassen, oder…`
Kona ergriff automatisch das Schwert an seiner Seite. ´Vielleicht ist es Zeit, mein neues Werkzeug auszuprobieren. `
Also zog er das Schwert mit der weißen Klinge, das Danko ihm vermacht hatte. Das Wildschwein hatte inzwischen zum Rammangriff auf Kona angesetzt. Wenn er nicht bald reagierte, würde es ihn über den Haufen rennen. Kona holte aus und schoss einen Blitz in Richtung seines Gegners. Er war mindestens doppelt so groß, wie die Blitze, die Danko je in Konas Gegenwart abgefeuert hatte. Offenbar hatte Kona nicht alles richtig gemacht, aber das war nun auch egal. Der Blitz raste auf sein Ziel zu. Das Riesenwildschwein war zu dumm oder zu blindwütig, um die Gefahr zu erkennen. In seiner Wut, schoss es noch schneller auf Kona zu. Das besiegelte sein Schicksal. Der Blitz schlug genau ins Maul der Bestie ein und riss sie, von Innen heraus, in zwei Teile. Sie fielen nacheinander zu Boden.
Zufrieden steckte Kona sein Schwert wieder ein. ´Nicht schlecht`, befand er. ´Es braucht noch ein wenig Feinabstimmung. Aber fürs erste Mal war es nicht übel. ` Zerberus begann den besiegten Dämon böse anzubellen, als wolle er ihm klar machen, was passierte, wenn er es wagen würde, wieder aufzustehen.
Inzwischen waren die Bewohner der Siedlung über den beschädigten Wall gestiegen und nahmen die besiegte Bestie, und dann deren Bezwinger , in Augenschein. Sofort drang aufgeregtes, vermischtes Gemurmel an Konas Ohren: „Das ist er! Das ist Rahnhamun! Der Herr der Unterwelt! Er hat Höllenfeuer aus seinem Körper geschossen! Und er hat einen Hund bei sich. Ich habe schon gehört, dass er einen Hund bei sich hat. Ich wusste aber nicht, dass er so jung ist. Und ich dachte, er wäre größer.“
´Na toll, jetzt kommt wahrscheinlich gleich wieder der - Verschone unsere Seelen – Quatsch`, dachte Kona. Er wollte sich schon ohne viel Tamtam aus dem Staub machen, als ein alter Mann zu ihm trat, der wohl der Dorfvorsteher war.
„Großer Rahnhamun, du hast unser Dorf vor einer großen Gefahr gerettet. Wenn du als Entschädigung dafür unsere Seelen haben willst, bitte ich dich, nimm nur die Seelen von uns Alten. Unsere jungen Leute müssen das Dorf bewahren.“
„Ich nehme keine Seelen, oder sonst irgendetwas, für meine Hilfe!“, erklärte Kona genervt. „Und ich heiße auch nicht Rahnhamun. Das war in meinem vorherigen Leben! Heute heiße ich Kona. Kona Brocks, um genau zu sein, aber Kona reicht. Schön, dass ich euch helfen konnte. Aber jetzt muss ich weiter.“
Der Ortsvorsteher war sichtlich irritiert , und wollte das Gespräch nicht so peinlich enden lassen.
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