Die Reise nach Gadaron (German Edition)
Dorago hin und wieder begegnet. Und tatsächlich hatten sie mehr oder weniger gut zusammen gearbeitet, auch wenn sie beide, so gut wie gar nichts gemeinsam hatten. Die Umstände, die Dorago zum jüngsten Zusammentreffen mit Kona in der Toten Wüste veranlasst hatten, waren wie folgt:
Dorago hatte vor kurzem die Spur von Torrok, Zorks Gehilfen, aufgenommen und sich an dessen Fährte geheftet . Dabei hatte er herausbekommen, dass Torrok einen großen Plan in Zorks Auftrag vorbereitete. Als er ein Gespräch zwischen Zork und Torrok belauschte, nachdem der gerade eine Gruppe Morganen abgeschlachtet hatte, war Dorago sich sicher. Torrok führte etwas gegen seinen alten Bekannten Kona im Schilde, der gerade mit einer Gruppe von Leuten unterwegs war. Also verfolgte er den Schurken weiter nach Jagar und schließlich in die berüchtigte Tote Wüste. Hier zögerte Dorago, denn laut Gerüchten, kam niemand mit klarem Verstand wieder aus der Wüste heraus. Doch dann kam ihm der Zufall, in Form des Blinden Giganten zu Hilfe. Der durchquerte auf seiner ewigen Reise gerade die Wüste. Dorago kam auf die glorreiche Idee, dass so ein Gigant den Einflüssen der Wüste bestimmt widerstehen würde. Er wollte sich einfach auf die Schulter des Giganten setzen. Früher oder später würde er entweder auf Torrok, oder auf Kona und seine Gefährten treffen. So geschah es dann ja auch. Und zwar in allerletzter Sekunde.
„Und was ist das für ein Seil?“, fragte Kona, nachdem Dorago den Bericht über sein Herkommen beendet hatte.
„Ach das. Das ist ein Spezialseil, das von Höhlenforschern in den Eisengrotten verwendet wird. Offenbar werden dort immer wieder neue Höhlen entdeckt, die aber sehr einsturzgefährdet sind, wenn man unvorsichtig ist. Die Forscher sichern sich also vorher mit einem solchen Seil. Es lässt sich unbegrenzt verlängern. Bis auf eine bestimmte Länge kann man es aber auch versteifen, und dann vor oder zurückziehen, um jemanden zu retten, der in einer Höhle feststeckt, oder abgestürzt ist. Das Seil lässt sich auch rasend schnell hoch ziehen, falls eine Höhle ganz plötzlich einstürzt und man sich aus der Gefahrensituation katapultieren muss.“
„Ach so, diese Eigenschaften hast du also für deine Rettungsaktion genutzt“, meinte Salan.
„Ganz recht. Als ich sah, dass die Schlacht zwischen euch und Torrok schon tobte, wusste ich, dass jede Sekunde zählte. Also habe ich mir das Seil an die Beine gebunden, damit ich die Hände für meine Waffe frei hatte. Dann bin ich gesprungen. Den Rest kenn ihr.“
„Daraus sollte man eine Extremsportart machen“, schlug Kona vor.
„Auf so etwas kannst auch nur du kommen!“, spottete Larina. „Welcher normale Mensch würde schon, mit einem Seil an den Füßen, von einem hohen Punkt abspringen? Und das auch noch zum reinen Vergnügen!“
Kona schwieg. Gewöhnlich hätte er mit einer frechen Antwort gekontert. Doch das Erlebnis mit der Sphinx war ihm noch in frischer Erinnerung. Ebenso die verwirrenden Gefühle. Für ein Wortgefecht hatte er nicht die rechte Konzentration. Er griff in seine Tasche und holte die Dose mit seinen Zigaretten hervor.
„Kona, bei aller Freundschaft! Wenn du diese Dinger rauchen willst, geh bitte nach draußen“, mahnte Dorago. Kona seufzte. „Du warst als erster hier. Also hast du hier das Hausrecht.“ Kona erhob sich und ging nach draußen…
Doragos Idee, auf der Schulter des Blinden Giganten zu reisen , war zwar klug, aber nicht neu. Im Laufe der Zeit waren mehrere Dämonenjäger auf die Idee gekommen, den Giganten als Transportmittel zu nutzen. Es war einfach praktisch. Man kam schnell voran und war unabhängig von der Wetterlage. Denn der Gigant marschierte, ungestört von Wetter und Wind. Dämonen wagten nicht, den mächtigen Titanen anzugreifen. Der einzige Nachteil war, dass sich der Gigant nicht steuern ließ, und man abwarten musste, bis er von selbst dorthin ging, wohin man wollte. Trotzdem war der Blinde Gigant bei Dämonenjägern und anderen Reisenden sehr beliebt. Irgendjemand war irgendwann einmal auf die Idee gekommen, auf die Schulter des Giganten ein Haus zu bauen. Wer das war, und wie das zustande kam, ist unbekannt. Sicher ist nur, das Haus war da. Aus festem Stein gebaut. Es hatte Platz für zwanzig Leute, und bot Stauraum für Vorräte und andere nützliche Dinge. Wie es schien, hatte der Gigant von dem Haus auf seiner Schulter noch nicht einmal Notiz genommen. Als Hausordnung gab es nur einen einzigen
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