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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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aufzurichten. Als er endlich glaubte, seine Füße seien unten und sein Kopf oben, betätigte er die beiden gelben Hebel. Der Tornister bremste seinen Fall rasch ab. Die Steuerung war denkbar einfach: Wenn er beide Hebel gleichzeitig nach vorne stieß, sank er, wenn er an ihnen zog, stieg er. Betätigte er nur einen von ihnen, drehte sich das Fluggerät auf die Seite, auf der der Hebel angebracht war. Dabei stabilisierte sich der Tornister von selbst. Einmal in aufrechter Position angelangt, war es unmöglich ins Trudeln zu geraten, gleich, was er auch tat. Das Fluggerät schien über eine Art Stabilisator zu verfügen. Doch da war auch noch dieser schwarze Hebel an der Steuerung. Martin fragte sich, was er wohl bewirken würde, wagte aber nicht, ihn zu bewegen.
    Jetzt, wo sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er einen Lichtschimmer in der Ferne. Waren das die Lichter von Stonehenge? Würde der Treibstoff seines Tornisters ausreichen, um bis zur Stadt zu fliegen? Doch dann drängte sich ein anderer Gedanke in seine Überlegungen: Wo war Eliane? Hoffentlich war ihr nichts zugestoßen. Er versuchte, im Dunkel unter sich etwas zu erkennen. War da nicht ein Licht, schräg unter ihm? Er steuerte mit seinem Schwerluft-Tornister darauf zu. Immerhin hatte er jetzt zwei Anhaltpunkte: die Lichter von Stonehenge in der Ferne und dieses einzelne Licht unter ihm. Die Sinkgeschwindigkeit konnte er nur anhand des Luftzuges abschätzen und so steuerte er nur langsam und vorsichtig sein Ziel an. Immerhin hatte der Sturmwind nachgelassen und je weiter er nach unten sank, desto ruhiger wurde es.
    Aus dem Licht, auf das er zusteuerte, wurden zwei und dann vier und als er näher kam, sah er deren Widerschein auf einer Wasserfläche. Der Giftsee! Handelte es sich bei den Lichtern um die Beleuchtung eines Schiffes? Martin beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Wenn ihm die Besatzung nicht freundlich gesinnt war, konnte er immer noch abdrehen und wieder aufsteigen, um zum Ufer oder gar nach Stonehenge zu gelangen.
    Das Schiff war nicht groß, erkannte er, und besaß zwei großen Schraubenzylinder an den Seiten, auf denen es schwamm.
    »Der Kurier«, stieß er hervor. »Es ist unser Schraubendampfer!«
    Im Schein der Gaslaternen, in Bug, am Heck und an Steuer- und Backbord sah er den mechanischen Kurier stehen, und neben ihm …
    »Eliane«, rief er, »ich bin so froh, dass du es geschafft hast.«
    Sie winkte ihm zu.
    »Was hast du solange gemacht, dort oben? Schleifen geflogen?«
    Er landete problemlos an Bord. Die Steuerung des Schwerlufttornisters war tatsächlich kinderleicht und verfügte über eine intelligente Automatik.
    Er entledigte sich seines Tornisters und eilte zu seiner Begleiterin. In seiner Freude fiel er ihr um den Hals.
    »Ich bin ins Trudeln geraten und es dauerte einen Augenblick, bis ich wusste, was oben und unten war, und mich entsprechend ausrichten konnte.«
    »Du hättest nur am schwarzen Hebel ziehen müssen. Er positioniert das Gerät automatisch in Fluglage.«
    Martin war verblüfft. Im Vergleich zu dem, was er bisher gesehen hatte, waren diese Tornister High-Tech-Geräte. Er zweifelte daran, dass man auf der Erde in der Lage wäre, ein solches Teil zu bauen.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Stonehenge über derartige Technologie verfügt«, sagte er.
    »Das tut es auch nicht«, entgegnete der Kurier. »Die Schwerluft-Tornister stammen nicht von diesem Planeten. Wie sie nach Fort Watt gekommen sind, ist mir ein Rätsel. Solche Dinge findet man üblicherweise nur in Orb.«
    »Ganz Fort Watt ist ein Rätsel«, meinte Eliane.
    »Danke, Kurier, dass du auf uns gewartet hast«, sagte Martin.
    »Als es einnachtete und der Personenlift nicht zurückkam, ahnte ich, dass ihr in Fort Tesla auf Probleme gestoßen seid. Ich bin dann zur Anlegestelle von Fort Watt gefahren. Doch als ich dort die abgestürzte Passagierkabine auf dem Wasser schwimmen sah, wusste ich, dass oben auf der Eisebene etwas ganz und gar nicht stimmte. Ich habe mich dann mitten auf dem See positioniert, auf halbem Weg zwischen Fort Tesla und Fort Watt, und die Laternen gesetzt. Mehr tun konnte ich nicht. Es gab keine Möglichkeit mehr, nach oben zu gelangen, außer mit einem Luftschiff.«
    »Nicht bei diesem Sturm«, sagte Eliane. »Wir müssen nach Stonehenge und dem Hohen Rat von den Vorkommnissen berichten.«
    »Wir sollten vorsichtig sein«, meinte der Kurier. »Nicht selten wird der Überbringer der schlechten Nachricht

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