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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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abgenommen?«
    »Wie gesagt, wir kennen Sie und Sie beide stellen keine Bedrohung unserer Sicherheit dar. Doch jetzt sollten Sie wirklich gehen, sonst verpassen Sie eine interessante Führung durch unser Mechanikum.«
    Martin bedankte sich und schritt dann mit geschlossenen Augen auf die Wand zu. Als er sie wieder aufschlug, befand er sich in einer großen Halle mit Werkbänken, an denen Mechanische und Menschen arbeiteten.
    »Ah, da sind Sie«, sagte Doktor Dampfeisen. »Dann kann ich ja beginnen.« Er räusperte sich und fuhr dann weiter: »Wir befinden uns hier in der Endmontage für die großen mechanischen Komponenten. Also vor allem mechanische Extremitäten, Herz-Lungen-Maschinen und natürlich unsere berühmten Vortex-Aggregate, als Ersatz für den Magen-Darmtrakt.«
    »Sie tauschen die ganzen inneren Organe eines Menschen gegen Mechanik aus? Wo liegt denn da der Vorteil?«
    Der Doktor im Overall strahlte. Offenbar hatte er genau diese Frage erwartet.
    »Der Vorteil ist dreifach«, erklärte er. »Erstens wird die Zuverlässigkeit erhöht. Ausfälle durch Krankheiten sind ausgeschlossen. Zweitens erreichen wir eine viel größere Lebensdauer, was sich auf die Gesamtlebenszeit des Systems auswirkt. Wir gewähren heute auf unseren Aggregaten eine unbeschränkte Garantie von hundertundzwanzig Jahren. Doch bei entsprechender Wartung macht so ein Vortex-Aggregat gut das Doppelte. Und drittens gewinnen wir Platz durch einen hohen Miniaturisierungsgrad. Der frei werdende Raum kann für zusätzliche Komponenten genutzt werden.«
    »Das ist einleuchtend«, entgegnete Martin. »Wo liegt denn der Hase im Pfeffer?«
    Der Doktor sah ihn verständnislos an. Doch Eliane rettete die Situation.
    »Herr Dampfbusch meint damit die Nachteile der mechanischen Systeme.«
    »Oh, entschuldigen Sie. Ihre Ausdrucksweise ist etwas ungewöhnlich. Nachteile gibt es keine. Ihre Persönlichkeit wird erhalten.«
    »Wird man damit nicht zu einem Mechanischen und verliert seine Menschlichkeit?«
    Eliane verzog bei diesen Worten das Gesicht und rollte mit den Augen.
    »Immer die gleiche Leier«, grummelte sie.
    »Nein, Sie bleiben, wer Sie sind. Innerlich und äußerlich. Auch wenn wir teilweise die Haut durch unsere Latex-Produkte ersetzen, Sie können den Unterschied nicht feststellen.«
    »Wie kommt es dann, dass zum Beispiel Mechanische genau wissen, ob sie einem Menschen oder Hybriden gegenüberstehen?«
    »Auch Hybride sind Menschen, will das denn nicht in deinen Außenweltler-Schädel?«, reklamierte Eliane.
    »Die Erklärung ist einfach«, dozierte der Doktor und strich sich dabei den Bart glatt. »Die Eisenteile beeinflussen das Magnetfeld. Diese Verzerrungen können durch die Sensoren der Mechanischen leicht aufgespürt werden. Aber auch Hybride können derartige Sensoren eingebaut haben. Sie gehören ebenfalls in unser Programm …«
    »… wie ist es dann bei den Schremp«, unterbrach ihn Martin.
    »Dort ist der Mechanismus ein anderer. Die Schremp verfügen über keine Magnetfeld-Sensoren, aber sie spüren die veränderten Gehirnmuster.«
    »Der Einbau der mechanischen Komponenten verändert das Gehirn?«
    »Ja, das ist leider unvermeidlich und hat natürlich auch einen Einfluss auf die Psyche des Individuums. Aber nur eine geringe.«
    »Aha, das erklärt ja einiges«, murmelte Martin und blickte dabei zu Eliane.
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen. Ich werde Sie jetzt in die Nanowerkstatt führen. Dort werden die feinsten Komponenten hergestellt. Anschließend möchte ich Ihnen noch den Operationsbereich und das Rehabilitationszentrum zeigen.«
    Je mehr Martin zu sehen bekam, desto größer wurde sein Respekt vor der Technik von Tiffany. Doch dabei entging ihm auch nicht, dass der Doktor nicht alle Funktionen erklären konnte. Und das schien nicht am fehlenden Wissen des alten Herrn zu liegen. Einige Komponenten wurden offenbar zusammengebaut, ohne dass man genau wusste, wie sie funktionierten. Das stimmte ihn nachdenklich. Aber er wollte Doktor Dampfeisen nicht zu nahe treten und verzichtete deshalb auf entsprechende Fragen.
    Schließlich führte sie der Biomechaniker in einen Salon mit braunen Ledersesseln und wunderschönen Lampen, ironischerweise von der Art, die Martin als Tiffany-Stil von der Erde her kannte. Zwei mechanische Kellner servierten Tee und frisches Gebäck. Martin genierte sich nicht, kräftig zuzugreifen. Er hatte schon lange nichts mehr gegessen.
    Der Doktor entschuldigte sich, nachdem er an seinem Tee

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