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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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dass die Kathedrale von York hineingepasst hätte. Auf der einen Seite hatte sie keine Begrenzung und auch die Gaslampen an den Wänden konnten die Dunkelheit in diesem Bereich nicht erhellen.
    »Dort in der Finsternis beginnt die Straße. Wie Sie sehen, Milady, mein Herr, ist sie sehr breit.«
    »Breiter als eine achtspurige Autobahn«, murmelte Martin.
    »Ich weiß zwar nicht, was eine Autobahn ist«, sagte der Doktor, aber dort drüben steht Ihr Fahrzeug, ein Autoplan.«
    Martin drehte sich um die eigene Achse und hielt nach einem Kranwagen Ausschau. Doch hinten links stand nur ein Gefährt, das aussah wie die Designstudie eines fliegenden Automobils. Doch wirklich flugtauglich schien ihm das Ding nicht zu sein. Es besaß nur vier kurze Stummelflügel, zwei vorne, zwei hinten, die durch lange Seitenleitwerke miteinander verbunden waren. Das Gerät sah gedrungen aus und die bei allen Maschinen auf Tiffany üblichen Kamine fehlten. Dafür stand das seltsame Gefährt breitbeinig auf vier Ballonrädern. Am Heck waren links und rechts zwei große Propeller angebracht, die in einer turbinenähnlichen Verkleidung drehten.
    »Das soll ein Autokran sein?«
    »Ein Autoplan, mein Herr. Woher der Name stammt, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Es ist im Prinzip eine Flugmaschine, die knapp über den Boden fliegt. In große Höhen aufsteigen kann sie nicht, dafür ist sie zu schwer.
    »Eine Art Ekranoplan«, stellte Martin fest. Offenbar hatte sich Flix Krok schon früher mit Fahrzeugen dieses Typs beschäftigt. »Keine schlechte Idee für eine so breite Straße ohne Gegenverkehr. Vorausgesetzt sie verläuft schnurgerade.«
    »Das tut sie, mein Herr. Aber sie müssen sich keine Sorgen machen. Die Steuerung des Autoplans erfolgt automatisch. Sie brauchen nur Platz zu nehmen und sich chauffieren zu lassen.«
    Der alte Biomechaniker führte sie zu dem Autoplan und zeigte ihnen die Einrichtung und die Bedienung des Fahrzeugs.
    »Der Antrieb erfolgt über zwei Dampfturbinen«, dozierte er. Selbstverständlich werden die Kessel mit Karbonfluxer beheizt. Der ist zwar etwas rar geworden in der letzten Zeit, aber wir verfügen glücklicherweise noch über große Vorräte.«
    »Was tun wir, wenn auf den dreitausend Meilen etwas Unvorhergesehenes geschieht?«, fragte Eliane
    »Die Strecke sollte sicher sein, wir haben vor drei Monaten einen Mechanischen bis nach Orb geschickt. Er hat keine Probleme festgestellt. Sie können aber jederzeit anhalten und neu starten, Milady. Halten Sie jedoch unter keinen Umständen beim Kristallpalast, was immer auch geschieht.«
    »Unterwegs gibt es einen Kristallpalast?«
    »Ja, und es scheint, dass in seiner Nähe Zeit und Raum nicht immer stabil sind. Wir haben dort bereits eine Reihe von Mechanischen verloren, die das Phänomen untersuchen sollten.«
    Eliane zuckte die Schultern.
    »Wieso sollten wir dort anhalten? Wir fahren durch bis Orb. Welche Geschwindigkeit macht der Autoplan?«
    »Er sollte gut dreihundert Meilen die Stunde schnell sein.«
    »Dann wären wir also in zehn Stunden in Orb«, kommentierte Martin.
    »Nichts wie los«, sagte Eliane. »Höchste Zeit, dass wir dorthin kommen.«
    Sie bestiegen den Autoplan, Martin nahm auf dem Pilotensitz Platz.
    »Gibt ja nicht viel zu tun«, meinte er, »außerdem besitze ich einen Führerschein für Automobile.« Er setzte den Brenner in Gang. Langsam begann die Druckanzeige zu steigen. Doch es dauerte gute zwanzig Minuten, bis die kalte Maschine startklar war. Als die Turbinen zu heulen begannen, betätigte er den Schalter für das Licht. Ein Dutzend großer Scheinwerfer ging an und vertrieb die Dunkelheit, die bisher die Straße verborgen hatte. Erst jetzt wurde Martin das ganze Ausmaß dieser Straße gewahr. Die Startpiste eines Flughafens war dagegen ein Feldweg. Ihre Erbauer mussten über eine weit fortgeschrittene Technik oder über sehr viel Zeit und Ressourcen verfügt haben.
    »Da kommt ein Mechanischer daher und winkt«, bemerkte Eliane und deutete zum Seitenfenster hinaus.
    Tatsächlich kam der Kellner angerauscht, der sie in der Suite bedient hatte. Thomas drosselte die Turbine und öffnete die Tür des Autoplans.
    »Lady Eliane, Herr Dampfbusch, ich habe gerade Post für Sie erhalten.« Er hielt ein gut verschnürtes Paket in der Größe eine Schuhschachtel hoch.
    »Wir erwarten aber keine Post«, entgegnete Martin. Wer hat das Paket abgegeben?«
    »Der Absender lässt sich nicht mehr eruieren. Es kam über die Geheimkanäle des

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