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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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sie. »Du kannst nachgießen.«
    Martin nippte am Becher und verbrannte sich fast die Zunge. Von Whisky keine Spur. Das war hundertprozentiger Alkohol.
    »Ja, zurzeit ist es hier ziemlich einsam. Aber mit dem nächsten Zug kommen sicher die neuen Minenarbeiter: Mechanische und…«
    »… hier arbeiten Mechanische?« Eliane war alarmiert.
    Thomas grinste und sah dabei aus wie ein Kaninchen. »Nein, die Mechanischen arbeiten nicht, das besorgen die Menschen, die sie mitbringen.«
    »Sklaven? Die Mechanischen halten sich menschliche Sklaven? Hat es noch welche in der Stadt?«
    »Man kann das so sehen, aber ich denke nicht, dass diese Menschen wirklich Sklaven sind. Sie arbeiten einfach ihre Schulden ab, das ist normal. In letzter Zeit bin ich übrigens keinem Mechanischen mehr begegnet und auch die Hütten arbeiten nicht. Aber mit dem nächsten Zug von Stonehenge wird sich das sicher ändern. Ich bin zuversichtlich.«
    »Wann ist denn der letzte Zug angekommen?«, wollte Martin wissen.
    Thomas schaute ihn an und blickte noch unschuldiger drein als sonst.
    »Das ist schon eine Weile her. Die Zeit vergeht hier so rasch, man kann sie kaum fassen. Leider hat der letzte Zug nicht angehalten, der vom Giftsee her gekommen ist. Ich bin sicher, er hätte frischen Nachschub gebracht. Ich habe jedenfalls einige Mechanische in den Waggons sehen können. Aber wahrscheinlich wollten sie so schnell wie möglich nach Stonehenge, um neue Schuldner zu holen.«
    »Sie holen Schuldner in Stonehenge.«
    »Ja, woher sonst? Dort soll die halbe Stadt voll davon sein. Viele haben sich schwer verschuldet und sind froh, wenn sie von den Mechanischen ausgelöst werden und ihre Schulden abarbeiten können.«
    »Das bezweifle ich«, warf Eliane ein.
    Thomas schaute sie mit großen unschuldigen Augen verständnislos an.
    »Bei den Mechanischen grassiert ein Virus und sie befinden sich auf Kriegsfuß. Zurzeit machen sie Jagd auf die Hybriden.«
    »Ein Virus? Krieg?« Thomas staunte. »Aber es verwundert mich nicht, dass sie die Hybriden jagen. Diese Parasiten sind nirgendwo gerne gesehen.«
    Eliane schwieg darauf und kippte den nächsten Becher hinunter. Gut, dass Thomas nicht wusste, dass Eliane eine Hybride war, schoss es Martin durch den Kopf.
    »Sag mal, Thomas, gibt es hier etwas zu essen?«, wollte er wissen.
    »Unsere Vorräte wurden schon eine Weile nicht mehr aufgestockt und vieles ist ausgegangen. Aber ich habe noch ein paar Konserven da.« Er verschwand durch eine Tür hinter der Bartheke und kam kurz darauf mit drei Büchsen zurück. Martin erkannte sie sofort. Es waren die gleichen, die er in der Kommode der Ingenieurskabine gefunden hatte. Den grauen Brei, den sie enthielten, war das Schlimmste, das er bisher gegessen hatte. Doch er hatte Hunger und so griff er dankbar nach einer der Büchsen und drückte auf die drei mit einem Kreis markierten Flächen. Der Deckel schnappte auf und Martin zuckte erschrocken zurück. Die Dose fiel ihm aus der Hand auf den Boden.
    »Was ist denn?«, fragte Thomas und schaute ihn dabei mit seinen großen unschuldigen Augen an, so als könne er kein Wässerchen trüben. Dann kratzte er sich am Ziegenbärtchen und sagte: »Würmer, nicht wahr?«
    Martin konnte nur nicken.
    »Das kommt oft vor, das Zeug ist überlagert und der Mechanismus verrostet. Die Dosen ziehen Luft und das bekommt dem Inhalt schlecht.« Er grinste. »Versuch doch eine andere!«
    Martin schüttelte den Kopf. »Gib mir lieber noch einen Drink. Auch wenn das Zeug noch gut wäre, ich würde keinen Bissen mehr hinunterbringen.« Mit Wehmut dachte er an Isabelles ausgezeichnete Küche. Obschon: Das letzte Mittagessen hatte seltsam geschmeckt und er hatte sich die ganze Zeit gefragt, was es war. Doch die Eindrücke der Welt, in der er unversehens gelandet war, hatten ihn davon abgehalten, nachzufragen.
    Thomas zuckte die Schultern. »Es ist leider alles, was wir haben.« Dann beugte er sich zu dem Mikromechanischen, der auf der Bar saß, und meinte: »Man sagt, Mikromechanische würden immer die Wahrheit sagen. Sag mal, Kleiner, wieso seid ihr abgesprungen?« Sein Blick war jetzt kühl und berechnend und sein Ausdruck hatte nichts mehr von einem grinsenden Kaninchen. Martin lief es kalt über den Rücken hinunter. Wusste Thomas Bescheid, steckte er etwa mit ihren mechanischen Verfolgern unter einer Decke, oder gar mit den Schremp?
    »Wir hatten Schremp an Bord«, sagte der Mikromechanische wahrheitsgemäß. »Es blieb uns nichts anderes

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