Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)
und gar nicht meine Absicht. Jemand muss uns verraten haben.«
»Dieser Jemand bin ich«, erklang da eine Stimme aus dem Schrott-Wirrwarr. Blech schepperte und ein Mechanischer trat neben den Anführer. Martin erkannte ihn sofort an seinem einzelnen Arm mit der kaputten Hand. Es war der Schokoladenverkäufer.
Aber auch Simon Dampfbusch schien den Neuankömmling erkannt zu haben.
»Du bist es tatsächlich«, rief er. »Doch was treibst du für ein Spiel? Der Virus kann dich doch nicht infiziert haben.«
»Das hat er auch nicht. Aber ich habe erkannt, auf welche Seite ich gehöre.«
»Auf die Seite der mechanischen Rebellen? Das kann doch nicht dein Ernst sein, 215.«
»Doch, das ist mein Ernst, und da du nun endlich hier bist, wirst du uns helfen, zu unserem Recht zu kommen, Flix Krok.«
Martin schwirrte der Kopf. Der junge Herr in Frack und Zylinder, der sich ihnen als Simon Dampfbusch vorgestellt hatte, sollte in Wahrheit Flix Krok sein? Das war unmöglich. Flix Krok, so hatte man ihm gesagt, sei ein Mechanischer. Doch der junge Herr schien aus Fleisch und Blut zu sein wie er selbst. Oder täuschte sein Eindruck? Martin stand vor einem Rätsel. Gemäß seiner Stiefmutter Isabelle sollte Flix Krok auch sein Onkel sein, und das war wiederum nicht möglich, wenn er ein Mechanischer war.
»Ich bin enttäuscht von dir, 215. Was willst du von mir? Wieso hast du mir so schändlich eine Falle gestellt?«
»Wir brauchen deine Hilfe, um Stonehenge einzunehmen. Du allein kannst die Maschinen konstruieren, die wir dazu benötigen.«
»An welche Maschinen hast du denn gedacht, 215?« Flix Krok wirkte ruhig und beherrscht.
»Wir brauchen einen Ekranoplan.«
»Einen Ekranoplan? Was wollt ihr denn mit diesem Vogel?«
»Mit der Eisenbahn kommen wir nicht mehr nach Stonehenge. Unsere Versuche sind alle gescheitert. Die Menschen und Hybriden haben Abwehrmaßnahmen getroffen, die wir nicht überwinden können. Doch über die Ausläufer des Giftsees können wir direkt in das Herz der Stadt vorstoßen.«
»Dann benutzt meinetwegen Schiffe, ich habe nichts damit zu tun und das alte Stahldorf auch nicht. Alles, was wir wollen, ist in Ruhe zu leben.«
»Schiffe sind zu langsam und verletzbar. Deshalb benötigen wir einen Ekranoplan.«
»Was ist ein Ekranoplan?«, flüsterte Martin Thomas zu, der sich unauffällig an seine Seite manövriert hatte.
»Ein Flugboot, das mit hoher Geschwindigkeit knapp über der Wasseroberfläche fliegt. Es ist zu schwer um richtig zu fliegen, aber stark genug, um den Rumpf über die Wasseroberfläche zu heben.« Thomas trug immer noch sein Æthergewehr umgehängt. Er hatte die Anweisung des mechanischen Anführers ignoriert, die Waffen niederzulegen. »Komm, wir verschieben uns unauffällig zum Schrauber«, fügte Thomas flüsternd hinzu. Der Dampfschrauber stand nur wenige Meter entfernt.
»Was geschieht, wenn ich mich weigere, für euch einen Ekranoplan zu konstruieren?«, fragte Flix Krok alias Simon Dampfbusch.
»Dann bist du ohne Nutzen für uns und kommst unter den Dampfhammer.«
»Du würdest deinen Erschaffer zerstören, der dich mit einer unnachahmlichen mechanischen Intelligenz ausgestattet hat?«
»Es ist Zeit, die alten Götter zu stürzen. Auch wir sind jetzt in der Lage, bessere Modelle zu bauen. Wir sind die neuen Götter der Welt.«
»Du bist verrückt, 215. Vermutlich hat dich doch der Virus erwischt.«
»Es gibt keinen Virus, Flix Krok, das ist bloß eine Legende. Doch genug geredet. Die Schremp warten schon auf deine zwei Begleiter und unsere besten Mechaniker auf deine Anweisungen.«
»Meine beiden Begleiter haben nichts mit der Sache zu tun. Ihr müsst die beiden Gentlemen in Ruhe lassen.«
»Die Schremp sind total ausgehungert, sie verbrauchen viel zu rasch unsere Rädersklaven. Zudem sind die beiden flüchtige Verbrecher.«
»Verbrecher? Welches Verbrechen sollen sie denn begangen haben?«
»Der mit der Lederkappe hat den Schremp Proviant verkauft, der anschließend geflohen ist und der andere hat sich unbefugt aus einem Tretrad entfernt. Auf beides steht die Todesstrafe.«
»Der Blechkasten spinnt«, entfuhr es Martin ungewollt.
»Psst«, machte Thomas. Der Schrauber befand sich jetzt unmittelbar hinter ihren Rücken. Seine Dampfmaschine schnaufte langsam vor sich hin.
»Hütet euch vor den Schremp«, sagte Flix Krok zu den Mechanischen. »Sie sind nicht das, wofür ihr sie haltet, und sie haben ihre eigene Agenda.«
»Sie sind zwar unberechenbar aber
Weitere Kostenlose Bücher