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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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und wir schweifen wieder von unserem Thema ab. Wie gesagt: Wir sollten dem Richter einen Deal anbieten.«
    In diesem Augenblick gingen die Scheinwerfer aus. Es wurde stockdunkel und aus der Finsternis ertönte die Stimme eines unsichtbaren Sprechers:
    »Das Hohe Gericht hat sein Urteil gefällt. Die beiden Angeklagten, Thomas Außenweltler und Martin Außenweltler, wurden zum Tode verurteilt.«
    »Halt!« rief Martin. »Wir haben uns ja gar nicht verteidigen können.«
    »Eine Verteidigung ist nicht vorgesehen. Das Urteil wird sofort vollstreckt.«
    »Ihr spinnt doch alle!«, schrie Martin außer sich. »Ihr seid verrückt. Das könnt ihr nicht machen. Flix Krok war mein Onkel, er wäre damit nicht einverstanden.«
    »Wir möchten Ihnen einen interessanten Deal anbieten«, mischte sich Thomas ein. Seine Stimme klang unbekümmert.
    Darauf wurde es still und die Scheinwerfer gingen wieder an.
    »Was jetzt?«, fragte Martin aufgeregt.
    »Sie überlegen sich unser Angebot«, entgegnete Thomas.
    Martins Gedanken fuhren Achterbahn. Er war total aufgewühlt. Die Situation war zwar zu surreal, um sie wirklich als lebensbedrohlich zu empfinden. Trotzdem suchte er verzweifelt nach einem Ausweg. Auf irgendein Argument musste doch der unsichtbare Richter ansprechen. Er konnte doch nicht alle Einwände in den Wind schlagen. Das war gegen jede Vernunft. Aber vielleicht gehörte gerade das zu dem Spiel, das man mit ihnen trieb. Vielleicht wollte man sie in Panik versetzen, um mehr zu erfahren. Doch was konnten sie dem Hohen Gericht noch sagen? Er dachte an den Mikromechanischen. Wo der Kleine wohl steckte? Hatte sich der kleine Roboter vielleicht gegen Thomas und ihn gewandt, sie zu seiner Rettung gewissermaßen in die Pfanne gehauen? Nichts schien unmöglich in diesem absurden Theaterstück.
    In diesem Moment erloschen die Scheinwerfer wieder und aus der Dunkelheit ertönte die Stimme des Richters:
    »Martin Außenweltler, Sie behaupten, Flix Krok sei Ihr Onkel. Haben Sie Beweise?«
    Martin schluckte leer. Beweise hatte er keine. Nur die Aussage seiner Stiefmutter, die es auf unerklärliche Weise auch in diese verrückte Welt verschlagen hatte und die schon länger da zu leben schien. Zwar ein Ding der Unmöglichkeit, wie er fand, aber vielleicht hatte ihnen beiden die Zeit einen Streich gespielt, beim Übertritt in diese Welt.
    »Beweise habe ich keine. Aber meine Stiefmutter hat mir gesagt, Flix Krok sei mein Onkel.« Er kam sich bei dieser Erklärung ziemlich blöd vor. Isabelle war ja nicht hier um seine Aussage bestätigen zu können. Doch dann musste er wieder einmal erleben, dass in dieser Welt ganz andere Regeln galten:
    »Ihre Mutter war Isabelle Dampfbusch. Dann sind Sie Martin Dampfbusch.«
    Das war offenbar keine Frage, sondern eine simple Feststellung. Martin war verblüfft. Eine Weile lang herrschte gespenstische Stille, dann ertönte die Stimme des Richters wieder und was er zu sagen hatte, stürzte ihn in noch mehr in Verwirrung. Seine Gedanken schlugen Purzelbäume:
    »Das Hohe Gericht erkennt Ihren Anspruch an. Obschon es noch zu klären gilt, wieso Sie ein Außenweltler und kein Hybride sind wie Isabelle Dampfbusch und Flix Krok alias Simon Dampfbusch.«
    Nach einer längeren Pause fuhr der Richter fort:
    »Aufgrund Ihrer Verwandtschaft mit dem Vermissten wird für Sie das Todesurteil aufgehoben.«
    Martin atmete auf. Er war erleichtert. Endlich hatte er einen Ausweg gefunden. So unvernünftig schienen die Leute hier nicht zu sein. Dass Flix Krok ein Hybride war, hatte er vermutet, doch seine Stiefmutter Isabelle? War sie schon so lange hier, dass sie sich hatte ‚mechanisieren‘ lassen?
    »Anstelle des Todesurteils werden Sie lebenslänglich an den Konjugator angeschlossen.«
    »Nein!«, schrie Martin auf vor Schreck. »Sie wollen mich an eine Maschine anschließen. Das ist schlimmer als der Tod.«
    »Der Konjugator ist keine simple Maschine«, tadelte ihn der Richter. »Und nun zu Ihnen, Thomas Außenweltler. Sie sprachen von einem Deal. Was haben Sie uns anzubieten?«
    Thomas räusperte sich, dann erklärte er mit gelassener Stimme, als handle es sich hier um Small Talk und keine Gerichtsverhandlung:
    »Flix Krok wird für die mechanischen Rebellen einen Ekranoplan bauen müssen, daran besteht kein Zweifel. Damit werden sie Stonehenge angreifen, und ich denke, sie werden die Stadt auf diesem Weg einnehmen können. Stonehenge muss gewarnt werden. Wenn diese Stadt fällt, wird früher oder später auch die

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